Cover-Bild Mörderinnen
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Mosaik
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 20.08.2018
  • ISBN: 9783442393367
Veikko Bartel

Mörderinnen

Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers
Warum töten Menschen? Was lässt sie diese letzte Grenze überschreiten? In über 30 Tötungsdelikten hat Veikko Bartel schon vor Gericht verteidigt, in »Mörderinnen« erzählt er die vier spektakulärsten, anrührendsten, grausamsten Fälle: die Kindsmörderin, die Sadistin, die Gattenmörderin, die Giftmörderin. Eindrücklich schildert er die Hintergründe, die hasserfüllten Reaktionen der Öffentlichkeit und die biographischen Tragödien, die sich hinter den Taten verbergen. Seine Erzählungen stellen die Frage nach Gerechtigkeit und zeigen mit jedem Fall: Die Realität ist spannender als jeder Krimi.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2018

Man verteidigt den Menschen. Nicht die Tat.

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Eckdaten
Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers
Mosaik Verlag (Verlagsgruppe Random House)
ISBN: 978-3-442-39336-7
2018
233 Seiten + 1 Seite Verlagswerbung
18 €

Cover
Es ist ziemlich simpel. Man ...

Eckdaten
Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers
Mosaik Verlag (Verlagsgruppe Random House)
ISBN: 978-3-442-39336-7
2018
233 Seiten + 1 Seite Verlagswerbung
18 €

Cover
Es ist ziemlich simpel. Man könnte es sogar für ein Kunstbuch halten, bis man den Titel und die rote Farbe in Einklang bringt…

Inhalt
In über 30 Tötungsdelikten hat Strafverteidiger Veikko Bartel bereits vor Gericht verteidigt, darunter eine ganze Reihe von Frauen, die zu Mörderinnen wurden. Für ihn war immer wichtig, so viel wie möglich über die Hintergründe zu erfahren. Denn hinter der grausamsten Tat steckt eine persönliche Geschichte, die der Öffentlichkeit meist verborgen bleibt.
Die tiefen Einblicke, die er in das Leben der Frauen gewonnen hat, ließen ihn nicht mehr los: Woher kommt das „Böse“ in uns? Was macht Menschen zu Mördern? Vier aufsehenerregende Fälle beschreibt Veikko Bartel nun in Mörderinnen: die Kindsmörderin, die Gattenmörderin, die Sadistin und die Giftmörderin. Die erschütternden Geschichten geben den Blick frei auf ganz unterschiedliche Biografien. Neben Abscheu und Fassungslosigkeit erzeugen seine ergreifenden Erzählungen Anteilnahme, Mitgefühl und sogar Verständnis für das Schicksal der Täterinnen. Diese Fälle zeigen: Niemand wird als Mörder geboren.

Autor
Veikko Bartel, geboren 1966, studierte nach der Wiedervereinigung Jura und arbeitete von 1996 bis 2011 als Rechtsanwalt in Potsdam und ab 1998 als Strafverteidiger. In über 30 Tötungsdelikten stand er in dieser Funktion vor Gericht. Was ihn immer antrieb, war nicht das Verständnis für den Angeklagten und seine Tat, sondern das Verstehen der Hintergründe. Für ihn stand im Zentrum: Man verteidigt den Menschen. Nicht die Tat.
Heute ist Veikko Bartel Dozent für Steuerrecht. Er lebt mit seiner Familie in Potsdam.

Meinung
Ich bin wirklich gespannt, wie das Buch sein wird. Wann kann man schon reale Fälle von einem Fachmann lesen? Eher selten. Gut, einige Tatsachen werden wahrscheinlich verharmlost, um den Leser nicht völlig zu schockieren, aber dennoch erhält man sicherlich einen guten Einblick in diesen Beruf.
„Jeder Mensch kann töten.“ Doch was bewegt ihn dazu? Dieser Frage möchte sicherlich jeder guter Anwalt nachgehen, um seinen Mandanten halbwegs zu verstehen oder etwa nicht?
Ich habe mich anfangs gefragt, weshalb der Autor diese „Monster“ verteidigt. Ja, für mich waren diese Frauen Monster und Kriminelle, die ohne Frage ins Gefängnis gehörten. Aber liest man sich in die Hintergrundgeschichten der einzelnen Frauen entsteht ein völlig neues Bild und es lässt einen nachdenklich werden. Dabei spielt die Presse auch noch eine große Rolle, denn diese bauscht das Geschehen immer weiter auf und interessiert häufig gar nicht um wahren Beweggründe für eine solche Tat. Doch gerade dieses Wissen verändert die Sichtweise auf das Geschehen völlig.
Wie der Autor auch richtig formuliert, wenn er sagt, dass er die Menschen verteidigt und nicht die Tat. Ich finde diesen Aspekt sehr wichtig, denn auch wenn man die Gründe für die Tat versteht, rechtfertigt das nicht diese Selbstjustiz, auch wenn es oftmals schwer nachzuvollziehen ist.
Die vier Fälle, die in dem Buch beschrieben werden, sind alle sehr unterschiedlich. Ich fand sie auch unterschiedlich interessant, aber sie geben einen guten Überblick über die früheren Klienten des Autors.

❤❤❤,5 von ❤❤❤❤❤

Veröffentlicht am 11.09.2018

Blick in menschliche Abgründe

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Eine Sammlung von vier Geschichten über vier Mörderinnen und ihre Motive. Veikko Barthel gibt einen Einblick in die Lebensgeschichten und das Umfeld der Täterinnen. Er schreibt dabei nicht immer wertfrei, ...

Eine Sammlung von vier Geschichten über vier Mörderinnen und ihre Motive. Veikko Barthel gibt einen Einblick in die Lebensgeschichten und das Umfeld der Täterinnen. Er schreibt dabei nicht immer wertfrei, aber das ist auch gar nicht seine Absicht, wie er im Vorwort erläutert.

„Die Kindsmörderin“ ist noch klar unterteilt in Tat, Prozess, Urteil. Elvira bringt ihr Kind unbemerkt auf die Welt, erstickt es, nimmt es mit zur Arbeit und zerkocht es, spült die Überreste in der Toilette hinunter. Die Gründe für die Tat werden erst im Verlauf des Prozesses deutlich.
Warum die vermeintlich so grausame Babymörderin so handelt, wird für die Leserin am Ende des Prozesses durchaus nachvollziehbar.

„Die Gattenmörderin“ beginnt damit, dass der Verteidiger die Angeklagte trifft, dann wird aus der Sicht der Täterin erzählt wie es zur Tat kommt. Hertha steht unter dem Verdacht ihren Mann umgebracht zu haben, sie verleugnet die Tat komplett, meint, er hätte Selbstmord begangen. Beide sind Rentner, reich, die Kinder sind ausgezogen und haben eigene Familien, beide leiden darunter, dass sie keine Aufgabe mehr haben und werden zu Alkoholikern. An seinem Geburtstag spitzt sich die Situation so zu, dass sie schließlich in seinem Tod mündet.
Die Geschichte ist stringenter erzählt als die erste, leider beschränkt sie sich nur auf die Biografie der Täterin, der juristische Aspekt, der mir bei der ersten Geschichte besonders gut gefallen hat, fällt hier weitestgehend weg.

„Die Sadistin“ beginnt wortwörtlich mit einem Cliffhanger, der erst am Ende aufgeklärt wird. Hier wird die Geschichte aus Sicht des ermittelnden Kommissars geschildert. Dieser ist damit beauftragt, eine Frau ausfindig zu machen, die in pornografischen Videos gequält und misshandelt wird. Die Videoszenen werden sehr sachlich und neutral geschildert, das macht es aber nicht unbedingt einfacher sie zu lesen. Diese Erzählung fokussiert sich mehr auf das Opfer, erst im Laufe ihres Verhörs kommt die ganze Wahrheit ans Licht.

Die letzte Geschichte ist im Gegensatz zu den vorhergehenden ziemlich lang geraten. „Die Giftmörderin“ wird persönlicher beschrieben als die Fälle davor. Sie hat ein relativ offenes Ende was das Motiv und die Schuld angeht, überlässt es der Leserin ihr eigenes Urteil zu fällen, obwohl Natascha, die Giftmörderin, durchaus wertend beschrieben wird.

Gut hat mir gefallen, dass es mit der Auswahl der Täterinnen einen Einblick in verschiedene Gesellschaftsschichten gibt: arm, reich, lesbisch/bisexuell, Migrationshintergrund.
Der Schreibstil ist vor allem im Vorwort recht umständlich und akademisch. Die eigentlichen Geschichten sind dann einfach und sehr flüssig zu lesen. Teilweise driftet die Sprache ins Reißerische um Spannung zu erzeugen, was nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Während die ersten beiden Geschichten sehr kurz und relativ direkt erzählt werden, sind die letzten beiden eher umständlich und ausschweifend geraten.

Alles in allem ist mit „Mörderinnen“ eine interessante, vielfältige Sammlung von echten Kriminalfällen gelungen. Beim Einblick in die Biografie der Täterinnen wird deutlich, dass schon Kleinigkeiten dazu führen können, dass die Grenze zum Mord überschritten wird. Barthel schafft es die Taten zumindest zum Teil nachvollziehbar zu machen und der Fokus auf Frauen als Täterinnen ist eine sehr willkommene Abwechslung zum überwiegend männlichen Täterbild der Kriminalliteratur.