Das Licht der Ohren
Noé erfuhr als Waisenjunge bisher wenig Liebe. Selbst seinen Namen hört er selten. Er ist für viele nur der Junge. Einzig seine Freundin Minu ist seine Familie und wie eine Schwester für ihn. Noé ist aber ...
Noé erfuhr als Waisenjunge bisher wenig Liebe. Selbst seinen Namen hört er selten. Er ist für viele nur der Junge. Einzig seine Freundin Minu ist seine Familie und wie eine Schwester für ihn. Noé ist aber nicht einfach nur der Junge; er ist der Held in dieser Geschichte. Eine Geschichte über eine andere Welt, voller Magie und ganz besonderer Töne und Klänge. Klänge, die jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze und jeder Ort tragen können. Sie sind ein Ausdruck der Seele.
Als der Händler in das Dorf reist, beschließen Noé und Minu sich ihm anzuschließen. Der Händler jedoch erweist sich als verbitterter alter Mann und nimmt schließlich nur Noé auf. Damit beginnt eine spannende Reise voller neuer Erfahrungen, Entführungen, magischer Spuren, der Erkenntnis, das nicht immer alles so ist wie es scheint, und einer ganz besonderen Bibliothek.
Obwohl die Geschichte nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird, ist es Verena Petrasch gelungen, dass man sich sofort in Noé einfühlen kann. Mit ihm erlebt man all die Abenteuer, sucht nach Antworten auf brennende Fragen. Kurze Kapitel, die nach den Reiseorten, Gegenständen oder Personen, um die es geht, benannt sind, geben immer wieder die Möglichkeit Innezuhalten. Erst fesselte mich die Geschichte, dann wurde ich so eingesogen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen kann.
„Der Händler der Töne“ ist im Vergleich zu anderen fantasievollen Abenteuergeschichten voller neuer Ideen und durchaus anspruchsvoll und vielschichtig. Ein Buch das Gemütlichkeit weckt, wenn Nagaina einen heißen Tee mit Tonkräutern aufbrüht oder erst später Geheimnisse preisgibt, wenn der Tonillusionist Igor von seiner Vergangenheit berichtet. Meiner Meinung nach ist es eine wunderbar erzählte Geschichte, die in Erinnerung bleibt und viele Jahre später noch einen Platz im Leserherz findet, auch wenn die ersten hundert Seiten erstmal etwas Einlesen bedurften und wenig wörtliche Rede enthielten.
Fazit:
Ein ganz besonderes Buch für die Sinne, voller verrückter Wortkreationen und bildhafter Beschreibungen einer Welt der Töne und Klänge . Eine Abenteuergeschichte mit gefährlichen Piraten und wundersamen Gestalten, die immer mehr Spannung aufbaut, mit wunderbar vielseitigen Charakteren, die man schnell ins Herz schließt und einem fulminanten Finale, das zu Tränen rührt.