Cover-Bild Die Dame hinter dem Vorhang
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Wunderraum
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 23.09.2019
  • ISBN: 9783336548088
Veronika Peters

Die Dame hinter dem Vorhang

Roman
Welch ein Abenteuer! An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, den Landsitz der Sitwells. Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten, der ungeliebten Tochter des Hauses. Jane hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen, liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Schon bald wird Jane an Ediths Seite die Metropolen der Welt bereisen. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.

Liebevoll ausgestattete Ausgabe mit Leinenrücken und Lesebändchen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2019

Gelungenes Portrait einer hochadelig-exzentrischen Lady

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Kein Wunder dass sich die Dichterin und Exzentrikerin Dame Edith Louisa Sitwell DBE (1887-1964) mit Königin Elizabeth I. identifizierte und zwei sehr erfolgreiche Bücher über sie schrieb. Beide ...

Kein Wunder dass sich die Dichterin und Exzentrikerin Dame Edith Louisa Sitwell DBE (1887-1964) mit Königin Elizabeth I. identifizierte und zwei sehr erfolgreiche Bücher über sie schrieb. Beide Frauen waren an einem 7. September geboren, blieben Zeit ihres Lebens kinderlos und unverheiratet, waren groß, schlank und hoch gebildet, sahen eigenwillig aus und förderten die Künste. Außerdem floss durch Edith Sitwell wahrscheinlich mehr blaues Blut als durch die Adern der meisten Mitglieder der britischen Königsfamilie. Durch ihre Mutter Lady Ida Emily Augusta Denison entstammte sie der Linie der Beaufort und war damit eine Nachfahrin von John of Gaunt (1. Duke of Lancaster), einem der Söhne von König Edward III. Diese hochgradig aristokratische Abstammung von den Plantagenets machte Lady Ida für Ediths Vater George Sitwell, selbst “nur” ein Baronet of Renishaw Hall, interessant. Die Ehe war also rein vernunftorientiert und dementsprechend unglücklich. Beide Eltern waren charakterlich sehr speziell und eher gefühlskalt. Für Edith war es ein Glück, dass sie zwei jüngere Brüder hatte, Osbert und Sacheverell, auf die sie Zeit ihres Lebens zählen konnte und die auch ihre Leidenschaft für das Schreiben und exzentrische Auftritte in literarischen Salons teilten.

In “Die Dame hinter dem Vorhang” lernen wir Dame Edith durch die erzählende "Brille" ihrer langjährigen Vertrauen Jane Banister kennen. Zunächst als alte Frau im Jahr 1964, kurz vor ihrem Tod. Dann wird ihr Leben in Rückblenden erzählt - immer aus der Perspektive von Jane. Janes Mutter Emma, die ihr Leben auf dem Landsitz der Sitwells, Renishaw Hall, als Tochter des Gärtners verbrachte, freundet sich in diesem Buch mit der 5 Jahre jüngeren Edith an - eine Freundschaft über Standesgrenzen hinweg. Ob das in der Realität so möglich gewesen wäre sei mal dahingestellt, hier bildet es den Aufhänger für die Handlung. Emma bekommt Ediths schwierige Kindheit hautnah mit: die Ablehnung durch die Mutter, das Einzwängen in eine körperformende Apparatur, die Liebe zur Literatur und die Entwicklung zum extrovertierten Freigeist. Später wird dann Emmas Tochter Jane das Hausmädchen der nunmehr mit ihrer Vertrauten Hanna Rootham in einer Mietwohnung in London lebenden 40-jährigen Edith. Hier lernt Jane die schillernden Figuren der Londoner Bohème kennen - Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle. Dann zieht es Edith in die Stadt der Kunst und der Liebe, Paris. Jane kommt natürlich mit, denn die beiden haben mittlerweile eine symbiotische Beziehung, bei der die Rollen aber klar verteilt sind: Edith die exzentrische "Lebefrau" und Künstlerin, Jane die Angestellte und das bodenständige englische Mädchen vom Land.
Schließlich führt sie der Krieg zurück nach Renishaw Hall. Das Grauen dieser Zeit verarbeitet Edith wieder in ihrer Dichtung, sublimiert Schrecken in Schönheit. Sie will Renishaw schließlich zum "Zufluchtsort für Künstler" (S. 227) machen - Evelyn Waugh, T. S. Eliot und andere gehen ein und aus. Die letzten Lebensjahre verbringt sie wieder in London, mit einigen Abstechern nach Amerika, wo sie mit dem Hollywood Marylin Monroes, Billy Wilders und anderer Größen in Berührung kommt.

Dadurch dass wir Edith nur durch den "Filter" Jane Banister kennenlernen, kommt keine Unmittelbarkeit auf. Eine Innensicht Ediths, ihre Gedanken, wären interessant gewesen. Dennoch wird der Charakter Edith Sitwells gut beleuchtet, auch wenn wir nur durch Jane auf sie blicken. Es wird deutlich, dass sie eine Person war, die durch Poesie und Kunst - durch das Erschaffen von Dichtung und die Rezeption von Literatur - der Enge ihres Daseins, der restriktiven Gesellschaft, dem britischen Erbrecht, den Existenzsorgen, den Schrecken des Krieges und ihrem nicht der Norm und vor allem dem damaligen Schönheitsideal entsprechenden, oft schmerzenden Körper entkommen konnte. Das ist denke ich die Hauptbotschaft dieses Buches und des Lebens der Edith Sitwell: in der Phantasie, in unseren Gedanken, können wir alles sein und der Realität - zumindest zeitweise - entfliehen.

Ein sehr lesenswertes Buch über eine hoch spannende Frau und ihre Zeit!

Lobend hervorheben möchte ich noch die sehr schöne Gestaltung dieses Romans von Veronika Peters als Hardcover durch den Wunderraum-Verlag. Das schöne Vorsatzpapier, das Lesebändchen und vor allem der auf den Umschlag geklebte Titel, wodurch der Leinenrücken sichtbar wird, geben dem Buch das gewisse Etwas!

Veröffentlicht am 11.09.2019

Ein interessantes Sittengemälde und ein Leben für die Dichtkunst

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Der Roman "Die Dame hinter dem Vorhang" von Veronika Peters dreht sich um die englische Dichterin Edith Sitwell und erscheint als Hardcover bei Wunderraum.

Die junge Jane Banister, Enkelin des Gärtners ...

Der Roman "Die Dame hinter dem Vorhang" von Veronika Peters dreht sich um die englische Dichterin Edith Sitwell und erscheint als Hardcover bei Wunderraum.

Die junge Jane Banister, Enkelin des Gärtners der Familie Sitwell, tritt 1927 in den Dienst der adeligen Edith Sitwell, die als Dichterin in London wohnt und einen exzentrischen Lebensstil führt. Edith hat einen einflussreichen Freundeskreis und ist recht unkonventionell. Mit der Zeit entwickelt sich zwischen Jane und Edith eine enge Verbundenheit und Jane erlebt an ihrer Seite die Metropolen der Welt. Ihr eigenes Leben stellt sie für Edith zurück.


"...die heiligen Hallen der erhabenen Trostlosigkeit." Zitat Seite 208

Von Veronika Peters habe ich bereits ein Buch gelesen und war sehr gespannt auf diesen Roman.

Ich mag biografisch angehauchte Romane und hatte zuvor noch nichts über die Protagoistin des Buches, die Dame Edith Sitwell, gehört. Für Jane scheint es das vermeintliche Sprungbrett ins eigenständige Leben zu sein, kein Karrierestart, aber immerhin ein erster Job. Sie zieht nach London und verlässt damit das Landleben und ihre Mutter Emma. Diese ist seit Jahren Edith freundschaftlich verbunden, es gibt auch ein Geheimnis, das sie gemeinsam hüten. Was sich dahinter verbirgt ist ziemlich offensichtlich, die Aufklärung ergibt sich am Ende des Buches.


Der Roman liest sich wunderbar flüssig, der Schreibstil zeigt bildhaft genau die Zustände und Vorgänge, Kriegseindrücke und Lebensbedingungen. Mich haben einige Szenen aufgerüttelt, gerade die Bombardierung Londons und besondere Vorkommnisse im Lebenswandel der vermeintlichen Oberschicht. Auch wenn die Geschichte keine gewaltigen Überraschungen beeinhaltet, konnte ich ihr gespannt folgen und fühlte mich gut unterhalten. Denn Veronika Peters zeigt nicht nur den etwas speziellen, aber aufgeklärten Geist Edith Sitwells und ihr literarisches Treiben, sondern auch die gesellschaftlichen Bedingungen und Lebensumstände ausgehend von 1927 bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und danach.

Der Unterschied der Gesellschaftsschichten wird offensichtlich aufgezeigt und weil Edith nicht in den Genuss ihres familiären Reichtums kam, konnte mich ihre Figur außergewöhnlich fesseln.


Edith ist nicht gerade hübsch und deshalb nicht unbedingt ein Männerschwarm, doch sie ist intelligent und sehr wortgewandt. Sie verliebt sich hoffnungslos in den russischen Künstler Pavel Tchelitchew, der von ihr zwar große Geschenke annimmt, sie aber im Grunde zutiefst verachtet. Darunter leidet Edith natürlich. Jane ist dagegen eine liebenswürdige und schöne junge Frau, die in ihrer Rolle als Hausdame aufgeht. Sie wird auf eine bestimmte Weise zu einer Wächterin und versucht alles Unheil von Edith abzuwehren. Ein eigenständiges Leben scheint ihr völlig fremd zu sein, sie ist die aufopferungswürdige und pflichtbewusste Dienerin und lebt ihre abhängige Rolle gemäß dem Zeitgeist. Dieses erlernte Standesdenken übt sie treu bis in den Tod von Dame Edith aus.

Man fragt sich beim Lesen, warum sich Jane dieser Diener-Rolle so inständig verschrieb. Vielleicht genügte ihr der Hauch von Berühmtheit und Luxus, vielleicht war sie aber einfach zu ängstlich, um ein selbstbestimmtes Leben ohne Dienerrolle zu führen. Man wird aus ihr nicht ganz schlau, Fakt ist jedoch, bis zum Ende von Ediths Leben wartet sie auf die geheime Information über ihre persönliche Abstammung.

Die Personenauswahl und die teilweise sehr exzentrischen Charaktäre sind gut ausgewählt, sie zeigen die Künstlerszene mit ihren Marotten und Eskapaden und auch das gesellschaftliche Bild dieser Zeit.

Vor dieser Lektüre wusste ich nichts von der bekannten Lyrikerin Edith Sitwell, hier wird man auf ihre Reisen und Auftritte mitgenommen und erlebt ihre künstlerischen Phasen, trotzdem kann ich mir kein echtes Bild von ihr machen, weil ihre Gedanken und Gefühle nur von außen beschrieben werden.

Dieser biographische Roman über Edith Sitwell beschreibt nicht nur ein genaues gesellschaftliches Sittengemälde dieser Zeit, sondern zeigt auch die schrecklichen Kriegserlebnisse und die Dichterseele dieser Künstlerin. Mich hat aber ihre Hausdame Jane noch viel mehr interessiert.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Es gibt immer einen Preis...

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Es gibt immer einen Preis...
Und den hat man zu zahlen – ob man nun will oder nicht...
Das erfährt auch Jane, die in die Dienste der exzentrischen Dichterin Edith Sitwell tritt.
„An einem Maimorgen im ...

Es gibt immer einen Preis...
Und den hat man zu zahlen – ob man nun will oder nicht...
Das erfährt auch Jane, die in die Dienste der exzentrischen Dichterin Edith Sitwell tritt.
„An einem Maimorgen im Jahr 1927 verlässt Jane Banister, Enkelin des Gärtners auf Gut Renishaw, den Landsitz der Sitwells. Sie geht nach London, um in den Dienst von Edith Sitwell zu treten, der ungeliebten Tochter des Hauses. Jane hat schon einiges über die exzentrische Dichterin und deren einflussreichen Freundeskreis gehört. Edith gibt in der Hauptstadt Soireen, liebt große Auftritte und hat sogar Kontakte ins Königshaus. Schon bald wird Jane an Ediths Seite die Metropolen der Welt bereisen. Doch als Ediths Vertraute lernt Jane auch die Dame hinter dem Vorhang kennen und den Preis, den das unangepasste Leben fordert.“
Man bekommt auf den 288 Seiten einen fundierten, detaillierten Blick in die damalige Zeit, das fand ich sehr interessant und vor allen Dingen von der Autorin auch sehr glaubwürdig und unterhaltsam präsentiert.
Man kommt den Personen sehr „nahe“, lernt sie richtig kennen. Das hätte ich bei so einem dünnen Buch gar nicht erwartet, weil es doch meistens mehr Seiten dafür braucht, doch diese Autorin schafft es trotzdem, das fand ich sehr gut.
Ein wirklich gutes Buch, das ich auch schon weiter empfohlen habe und auch dort kam es sehr gut an.

Veröffentlicht am 14.10.2019

Von einer Dame, die ihrer Zeit voraus war

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Edith Sitwell sagte mir gar nichts, bis ich dieses vom Wunderraum Verlag farbenfroh-hübsch gestaltete Buch zur Hand nahm. Dabei war die 1887 geborene Engländerin ein Paradiesvogel ihrer Zeit und hatte ...

Edith Sitwell sagte mir gar nichts, bis ich dieses vom Wunderraum Verlag farbenfroh-hübsch gestaltete Buch zur Hand nahm. Dabei war die 1887 geborene Engländerin ein Paradiesvogel ihrer Zeit und hatte ein für eine Frau damals ungewöhnliches Leben: Sie verfasste schon als Kind erste Werke, machte exzentrische Auftritte zu ihrem Markenzeichen, heiratete niemals und wurde 1954 vom Britischen Königshaus zur Dame geadelt.

Veronika Peters stellt Edith Sitwell in ihrem Buch „Die Dame hinter dem Vorhang“ gleich zwei ergebene Freundinnen zur Seite, die sie langjährig begleiten: Die erste ist Emma Banister, Gärtnertochter auf dem Adelssitz Renishaw, wo Familie Sitwell lebt. Emma ist sechs Jahre älter als Edith, doch die Mädchen freunden sich trotzdem heimlich an – was wohl vor allem daran liegt, dass „die kleine Miss E.“ Sitwell ein zutiefst einsames Kind ist, von seinem Vater mit Nichtbeachtung und seiner Mutter gar mit Verachtung gestraft. Emma bleibt viele Jahre die Vertraute von Edith und arbeitet schließlich als Hausmädchen im Herrenhaus.
Jahrzehnte später – und das ist der Beginn dieses nicht immer chronologisch erzählten Romans – bittet die inzwischen auf die 40 zugehende Edith Sitwell ihre Kindheitsfreundin, deren Tochter Jane Banister, knappe 18 Jahre alt, als Hausmädchen einstellen zu dürfen. Aus Sicht dieser Jane, die ab da ihr Leben an der Seite von Sitwell verbringt, ist dieses Buch dann auch geschrieben. Es handelt von Freundschaft, Loyalität und Fürsorge und es hat mich fast geschmerzt, dass beide Banister-Frauen reine Erfindung sind. Sie habe ich in „Die Dame hinter dem Vorhang“ gut kennengelernt, während mir die Hauptfigur Edith Sitwell mit ihren Schrullen, Launen und Eigenarten doch ein Rätsel blieb. Als Dame Edith Alter und Möglichkeiten erreicht hatte, dem nachzugehen, was ihre Berufung war – Schreiben, Vortragen, Inszenieren, Fördern – hatte sie schon viele Verletzungen erlitten, war gewohnt, sich zu inszenieren und hinter einer dramatischen Fassade zu verstecken. Was wirklich in ihr vorging, wusste wohl kaum jemand. Veronika Peters Roman ist eine Hommage an ein exzentrisches Unikat, die sich federleicht lesen lässt, obwohl Dame Edith nicht wirklich greifbar wird. Allerdings habe ich mich insgeheim doch gefragt, ob dieses Buch der Künstlerin nicht viel zu brav und unaufgeregt gewesen wäre.

Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar gelesen.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Schön erzählt, aber leider zu distanziert

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Der Einband ist ein Traum, hochwertig gestaltet, wie überhaupt das Buch eine visuelle und haptische Freude ist. Solche liebevoll gestalteten Bücher sind wirklich etwas Besonderes und hier ist alles, bis ...

Der Einband ist ein Traum, hochwertig gestaltet, wie überhaupt das Buch eine visuelle und haptische Freude ist. Solche liebevoll gestalteten Bücher sind wirklich etwas Besonderes und hier ist alles, bis hin zu Muster auf dem Vorsatzblatt, wirklich gelungen.

Das interessante Konzept dieses Buches ist es, daß uns das Leben der Lyrikerin Edith Sitwell durch ihr - fiktives - Dienstmädchen Jane und deren Mutter Emma erzählt wird. Eine 1964 in den letzten Tagen Edith Sitwells spielende Rahmenhandlung führt durch das Buch, in diversen Rückblicken reisen wir dann durch Teile von Edith Sitwells Leben, ebenso wie durch das Leben von Jane und Emma. Die Rahmenhandlung empfand ich leider als sehr zäh - wenn Rahmenhandlungen eine eigene Handlung fehlt, kommt das schnell vor, denn hier beschränkt sich die Autorin nicht auf das Wesentliche, sondern ergeht sich in zahlreichen Details und belanglosen Dialogen. Diese Szenen waren für mich die große Schwäche des Buches.

Wudervoll dagegen ist der erste Teil der Buches, der Emmas Geschichte berichtet. Der Schreibstil liest sich leicht, beschreibt gut, gerade in diesem Abschnitt kann Veronika Peters eine herrliche "Upstairs Downstairs"-Atmosphäre hervorrufen und das englische Landsitzleben farbig beschreiben. Die Sitwells kommen hier nur am Rande vor, der Fokus liegt hier auf dem Leben der Dienstboten, was der Geschichte keineswegs schadet, fast im Gegenteil. Das ist richtig interessant und mir hat das Lesen hier viel Spaß gemacht. Wir erleben diese Welt durch Emmas zu Beginn noch kleinkindliche Augen und somit aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Wenn Ediths Eltern die Szenerie betreten, kommt einerseits ein neuer Reiz in die Geschichte, da wir reichlich Andeutungen erhalten, daß diese beiden - höflich ausgedrückt - ihre charakterlichen Besonderheiten haben. Andererseits merkt man aber auch schon den Nachteil der gewählten Erzählperspektive: wir erfahren nur das, was Emma oder Jane wissen und das ist, was alle Sitwells betrifft, nicht besonders viel. Emma und Jane betrachten von draußen, ausschnittsweise. So bleiben viele Fragen offen, viele interessante Aspekte unerzählt. Ein gutes Beispiel sind die sehr schön formulierten Sätze über Edith: "Sie kämpfte wie eine Löwin. Meistens gegen sich selbst. Aber auch darin war sie auf erschreckende Weise großartig." Das liest man, nimmt es zu Kenntnis und wünscht sich, es doch auch durch die Handlung unmittelbar zu erfahren. Ja, es gibt hier und da einige Hinweise, aber sie sind zu spärlich.

Das zieht sich leider durch das ganze Buch. Die 20er Jahre werden fast völlig übersprungen, obwohl es dort so viel zu berichten gegeben hätte. Wir erfahren über die Zeit zwischen Ediths Kindheit und ihrem 40. Lebensjahr nur kurz etwas in Anmerkungen, was ausgesprochen schade ist. Ab 1927 plätschert dann Janes Leben als Edith Sitwells Dienstmädchen recht unaufgeregt dahin. Die Gewichtung sagte mir oft nicht zu - viel Nebensächliches wird detailliert berichtet, viel Interessantes nur gestreift, gerade, was das Leben Edith Sitwells betrifft. Über 15 Seiten werden zB den ersten beiden Tagen Janes in Ediths Diensten gewidmet, davor wurde schon ihre Anreise nach London in genauen Details und auf mehreren Seiten geschildert. Wir sind bei einem Rundgang dabei, auf dem Jane allerlei alltägliche Informationen über Geschäfte, Einkäufe und Händler erhält. Diese Anreise und die o.e. 15 Seiten Haushaltsinformationen nehmen insgesamt genau so viel Platz ein wie die Jahre des Zweiten Weltkrieges, über die ich gerne viel mehr gelesen hätte. So ging es mir beim Lesen ständig - für mich wenig Relevantes wurde ausführlich beschrieben, die Kleidung und der Schmuck Ediths immer wieder detailliert aufgelistet, aber Dinge, über die ich gerne mehr gelesen hätte, werden für meinen Geschmack zu kurz gefaßt. Die Atmosphäre wird einigermaßen, aber nicht wirklich überzeugend eingefangen. Es ist alle recht anekdotisch und bleibt leider für mich zu sehr an der Oberfläche. Hinzu kommt, daß wir manche Ereignisse nicht direkt erfahren, sondern Jane uns berichtet, was ihr jemand berichtete. Das ist angesichts der gewählten Erzählperspektive wohl nicht anders machbar, aber dadurch bleibt die Distanz. Janes hingebungsvolle Verehrung Edith Sitwells konnte ich nicht nachvollziehen, da wir hier hauptsächlich eine dramatisch gekleidete Dame kennenlernen, die Unverschämtheit mit Orginalität verwechselt und sich für einzigartig hält. Inwieweit das begründet ist, erfahren wir kaum, denn Edith Sitwells Werk, ihre Kämpfe, ihre Gedanken erlesen wir erneut nur am Rande und per zweiter oder dritter Hand.

Angenehm ist der Schreibstil, der sich durchweg gut lesen läßt. Auch über Edith Sitwell und ihre Familie habe ich einiges erfahren, wenn auch weniger, als ich erwartet hatte. Die Vermischung des Schicksals von Emma & Jane sowie von Edith führte dazu, daß letztlich keiner der beiden "Seiten" genug Beachtung widerfuhr. Symptomatisch war hier für mich auch das Ende, an dem noch rasch und nebenbei eine Art Familiengeheimnis aufgedeckt wird, das für mich zur Geschichte überhaupt nichts beitrug. Insofern bot mir das Buch ein leider nur gemischtes Lesevergnügen.