Jostein Gaarders philosophischer Klassiker als Graphic Novel!
Josteins Gaarders Roman "Sofies Welt" habe ich vor inzwischen etwa 25 Jahren gelesen. Damals ging ich noch zur Schule. Jetzt – viele Jahre später – ist beim Carl Hanser Verlag die Übersetzung der französisch-sprachigen ...
Josteins Gaarders Roman "Sofies Welt" habe ich vor inzwischen etwa 25 Jahren gelesen. Damals ging ich noch zur Schule. Jetzt – viele Jahre später – ist beim Carl Hanser Verlag die Übersetzung der französisch-sprachigen Graphic Novel in zwei Teilen erschienen: "Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Von den Anfängen" und "Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Bis heute". Es war schon spannend, meine eingerosteten Gehirnzellen nochmals mit den verschiedenen Denkern und Epochen der Philosophie zu bemühen, mit Sofie durch die Zeit zu reisen und dabei aktuelle Probleme – wie die Gleichberechtigung von Frauen und die Klimakrise – nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Autoren, die Illustratoren und die Übersetzerin:
Jostein Gaarder (geboren 1952) studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften. Er arbeitete als Philosophielehrer und lebt inzwischen als freier Autor in Oslo. Sofies Welt (1993) wurde in über 50 Sprachen übersetzt. Weitere Bücher von ihm sind Das Kartengeheimnis (1995), Das Orangenmädchen (2003), Noras Welt (2013) oder Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt? Eine Lebensphilosophie (2023)
Vincent Zabus (geboren 1971) ist ein belgischer Autor von Comicbüchern und Theaterstücken. Er studierte Literaturwissenschaft und arbeitete eine Zeit lang als Französischlehrer, bevor er sich dem Schreiben widmete.
Nicoby (geboren 1976) ist ein französischer Comicautor und -zeichner.
Ina Kronenberger (geboren 1965) studierte Romanistik und Skandinavistik in Freiburg. Sie übersetzt Texte aus dem Französischen und dem Norwegischen.
Inhalt:
„Es geht weiter! Jostein Gaarders Weltbestseller als Graphic Novel – die Philosophie der Moderne in pointierten Dialogen und Bildern auf den Punkt gebracht
Wie einst die weltberühmte Romanvorlage begeistert nun die Graphic Novel „Sofies Welt“ Jugendliche für Philosophie. Im zweiten Band geht es mit Sofies Abenteuern weiter: Sie trifft viele bedeutende Denker von René Descartes über Immanuel Kant und Søren Kierkegaard bis hin zu Jean-Paul Sartre und natürlich Simone de Beauvoir (endlich eine Philosophin!). Dabei lernt Sofie die wichtigsten philosophischen Theorien von der Aufklärung bis heute kennen und stellt sich zuletzt den großen Fragen ihrer eigenen Existenz.“ (Produktbeschreibung)
Gedanken zu den Graphic Novels:
Die Cover der beiden wirklich schweren und umfangreichen, gebundenen Büchern sind bunt und ansprechend gestaltet, sodass die Zielgruppe (ab 14 Jahren) hier gut getroffen wurde. Bei beiden Covern sehen wir Sofie, wie sie auf einer Weltkugel steht, die mit verschiedenen Dingen bestückt ist, welche auch im Buch selbst dann eine Rolle spielen werden. Der Titel ist so gestaltet, dass man sofort erkennt, dass wir es hier mit einem Comic oder besser gesagt einer Graphic Novel zu tun haben.
Diese modern aufgemachte Graphic Novel bietet allen, die Sofies Welt von Jostein Gaarder gelesen haben, die Möglichkeit einer Auffrischung der Story. So ging es mir zumindest, die das Buch vor einem viertel Jahrhundert zuletzt gelesen hat. Und scheinbar wurden neue Themen, die die Menschen der heutigen Zeit beschäftigen, mit eingeflochten. Ich kann mich zumindest nicht mehr daran erinnern, dass die Klimakrise bereits bei Jostein Gaarders Werk ein Thema war. Sie wurde hier aber von den Machern gut in die Rahmenhandlung eingebunden, die Sofies Alltag außerhalb ihres Philosophiekurses beschreibt.
Zitat: "Ich denke, also bin ich." (Descartes)
Während wir also durch die Seiten der beiden Werke blättern, erfahren wir einiges über bekannte Denker wie Sokrates, Platon, Aristoteles, Descartes, Spinoza, Kant, Marx, Darwin, Freud, Sartre, Madame de Beauvoir oder Nietzsche und die Strömungen der Philosophie wie Kynismus, Stoizismus, Epikurismus, Neu-Platonismus, Rationalismus, Empirismus, Aufklärung, Romantik, Kapitalismus, Marxismus, Leninismus, Naturalismus, Existenzialismus etc. Wichtige Ereignisse wie die Verbreitung des Christentums oder die Aufspaltung des römischen Reiches werden beschrieben und szenisch dargestellt. So erhalten wir eine gut verständliche Übersicht über die einzelnen Epochen, Denker sowie Ereignisse mit allerhand Beispielen und Informationen.
Die Illustrationen an sich sind jetzt nicht unbedingt außergewöhnlich, vielleicht hin und wieder auch leicht altmodisch. So manches Mal störte ich mich auch an der harten Mimik und die vielen Wutmomente, in denen Sofie dargestellt wird und die ein wenig wiederholend daher kamen.
Die Rahmenhandlung, also Sofies Alltag, wird eher knapp dargestellt. Da mochte ich die Romanfassung mehr, weil dort dafür mehr Raum gelassen werden konnte. Durch die wenigen Episoden aus Sofies wahrem Leben, bleibt auch Sofie etwas fremd und das Lesen wurde zwischenzeitlich ermüdend, wenn man von einem Denker zum nächsten und von einer Epoche in die nächste springt. Als Darwin seinen Auftritt hatte, wurde ich aber wieder abgeholt, da es sich um die Entstehung der Welt und die Veränderung der Kontinente sowie der Evolution der Tiere drehte, was ich einfach immer wieder super interessant finde.
Fazit:
"Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Bis heute" ist eine sehr informative Graphic Novel, die einen tollen Einstieg in die Philosophie bieten und alle Informationen äußerst szenisch und gut verständlich darstellt. Man sollte sich allerdings wirklich Zeit für dieses dicke Buch nehmen, um sich alles merken und dann verarbeiten zu können. Es gibt unheimlich viele Informationen auf den insgesamt gut 250 Seiten zu finden, die sich bei einer Graphic Novel natürlich viel stärker ballen, als es das bei der Romanvorlage der Fall ist. Hätte ich den Roman nicht schon gelesen, würde ich es nun vermutlich tun, denn diese beiden Werke machen einem definitiv Lust auf mehr.
Zitat: "Letztendlich sind wir ja nichts anderes als Sternenstaub." (Vincent Zabus & Nicoby: Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie – Bis heute, (S. 259))