Rasante Fortsetzung, exzellent besetzt
Nach 5 Jahren wird das Sherlock & Watson Hörkino, frei nach Motiven des großen Arthur Conan Doyle, endlich mit neuen Fällen fortgesetzt. Wer die alten noch nicht kennt, der hat inzwischen die Möglichkeit, ...
Nach 5 Jahren wird das Sherlock & Watson Hörkino, frei nach Motiven des großen Arthur Conan Doyle, endlich mit neuen Fällen fortgesetzt. Wer die alten noch nicht kennt, der hat inzwischen die Möglichkeit, Staffel 1 in einer Box zu erhalten. Diese Produktionsreihe entstaubt den Klassiker, aber völlig anders als die legendäre BBC Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Hier schreibt Dr. James Watson, dargestellt von der Stimme von Florian Lukas, einen Blog, um seine Erlebnisse mit dem Meisterdetektiv zu dokumentieren und die Wahrheit ans Licht zu bringen. Aber auf seine Blogeinträge kommen immer wieder unmittelbare Reaktionen, da nicht alle, seine Berichte unkommentiert lassen können, allen voran seine Frau Mary als @marylovesjames oder Mrs Hudson @bakerstreethome, seine Schwester Harry @therealwatson oder eben auch Mycroft Holmes als @Ispy, der auch jetzt noch seine Finger überall drin haben muss. Diese Szenen sind wirklich schnell und rasant geschnitten, entsprechend der Mittel der modernen Kommunikation, die Watson wirklich fordern. Daher hätte ich es mir gewünscht, wenn die Sprecherliste in der Hülle auch die Nicknames angegeben hätte, damit man sicherer durchblickt. Mycroft Holmes erkennt man allerdings sofort an seiner stiff upper class voice, Kai Magnus Sting gelingt dieser unnachahmliche Tonfall, als wäre er in einem Gentleman's Club geboren... Absolut zeitgemäß gibt es natürlich auch @sherlockisfakenews und @therealwatson. Denn das ist ja das fundamentale Problem Watsons, die angeblichen „Enthüllungen“ über den Meisterdetektiv und seine abfällige Bezeichnung als #fakenews. Doch Dank seiner Deduktionskünste gelingt es Holmes natürlich nachzuweisen, dass das schier Unmögliche doch nur des Rätsels letzter Schluss sein kann und die Verbrecher werden überführt. Auch wenn die neuen Fälle in modernen Zeiten spielen, sind sie durchweht von wahrem Sherlock-Spirit. Aber nicht nur das, Watson gelingt es, ein Indiz zur Wiederherstellung des mehr als nur ramponierten Rufs seines Freundes zu entdecken, was ihm neue Lebensgeister schenkt. Klar, andernfalls gäbe es ja keine weiteren Fälle mehr!
Diese Hörspielreihe ist erstklassig besetzt, bis in die Nebenrollen mit bekannten Schauspielern, deren Namen einem vielleicht nicht auf Anhieb ein Gesicht vor Augen erscheinen lassen, sondern eher so ein Erinnerungssummen auslösen, bei denen man aber die Stimme kennt und wenn man sie googelt denkt man gleich: „Ach der! Ach die!“. So ging es mir zumindest bei Peter Jordan der Stimme von Inspector Lestrade, der schon in zahlreichen Tatorten, TV- und Kinofilmen mitspielte, aber in seinem Aussehen ebenso wandelbar ist, wie in seiner Stimme. Moriartys Stimme Stefan Kaminski ist eine Hörbuchlegende, Britta Steffenhagen als Mary Watson und Fritzi Haberland als Sherlocks Vermieterin Mrs Hudson sind ebenso begehrt, als Stimmen, wie auch als Darstellerinnen. Doch auch in den noch kleineren Rollen der Poppy habe ich mit Frauke Poolmann und Udo Schenk (Kevin Bacon, Ralph Fiennes, Gary Oldman, Dr. Kaminsky aus „In aller Freundschaft“ etc.) als Renato Pinelli richtig bekannte und begnadete Stimmen entdeckt. Das hat mich besonders gefreut, da es gerade für Schauspieler in der Coronakrise bisweilen sehr schwer ist, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Hörspiel- und Hörbuchproduktionen sind für das würdevolle Überleben vieler Kulturschaffender ein reiner Glücksfall! Für mich persönlich war das Hören ein Glücksfall, weil es eine fesselnde Ablenkung von den aktuell brennenden und drückenden Problemen ist.