Cover-Bild Der Schneesturm
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Dystopische und utopische Literatur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 06.11.2014
  • ISBN: 9783462046823
Vladimir Sorokin

Der Schneesturm

Roman
Andreas Tretner (Übersetzer)

Ein fantastisches Wintermärchen vom großen russischen Stilisten Vladimir Sorokin

Was beginnt wie eine Erzählung aus dem 19. Jahrhundert, entpuppt sich als fantastische Irrfahrt durch das ländliche Russland einer nahen Zukunft. Der Landarzt Garin will so schnell wie möglich in den Ort Dolgoje, um die Menschen dort gegen eine rätselhafte Krankheit zu impfen, die jedenInfizierten zum Zombie macht. Doch es herrscht Schneesturm, Garins Pferde sind erschöpft, und so heuert er den einfältigen Brotkutscher Kosma an, dessen Schneemobil von winzigen Pferden gezogen wird. Und so beginnt seine Reise in eine Märchenwelt mit Ingredienzien einer Hochtechnologiegesellschaft. Eingebettet in den erzählerischen Kosmos von Tolstoi, Tschechow und Gogol, versetzt »Der Schneesturm« ein grotesk-imaginäres Russland in den Abgrund zwischen den Zeiten – ein zugleich heiteres wie verstörendes Buch, das von der Kritik einhellig gefeiert wurde und einmal mehr Sorokins herausragende Stellung unter den zeitgenössischen russischen Schriftstellern untermauert.

»Hier tut sich die Seele auf. Man legt das betörend schöne, hintergründige und schonungslos kritische Buch nicht mehr aus der Hand, liest es in einem Zug durch.« Die Welt

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2020

Märchenhaft und beklemmend

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Inhalt:

Es schneit, es ist kalt, es stürmt und gefühlt befinden wir uns sowohl in der Vergangenheit, wo man sich mit Kutschen von A nach B bewegt, als auch in einer märchenhaften und auch ein wenig bedrohlichen ...

Inhalt:

Es schneit, es ist kalt, es stürmt und gefühlt befinden wir uns sowohl in der Vergangenheit, wo man sich mit Kutschen von A nach B bewegt, als auch in einer märchenhaften und auch ein wenig bedrohlichen Zukunft, in der es Zwergpferde und Riesen gibt, und in der seltsame Drogen für enorme Visionen sorgen können. Wir haben den Arzt Garin, der sich furchtlos durch den Sturm wagt und den Brotlieferanten Kosma, gennant Krächz, der unseren Arzt der bei der Bekämpfung einer Seuche, welche die Menschen zu zombieähnlichen Gestalten macht, dringend gebraucht wird, ins ein paar Stunden entfernte Örtchen Dolgoje fahren soll.


Meine Meinung:

Dieses Buch habe ich in Marias Lesekreis gelesen und freue mich auf den Austausch, der am Sonntag stattfinden wird. Sicher sind nämlich auch einige äusserst kontroverse Meinungen dabei. Auf mich hat "Der Schneesturm" äusserst beklemmend gewirkt. Mit einer inneren Enge habe ich Seite um Seite umgeblättert und zusehen müssen, wie ein Hindernis nach dem anderen die sonst schon scheinbar endlose Kutschenfahrt noch mehr in die Länge zieht. Wie es kälter und kälter wird, wie unser eigentlich so pflichtbewusste Arzt seinen Kutscher und herzensguten Begleiter Krächz zurechtweist und massregelt, weil dieser mit seiner bedächtigen Art nicht gerade dazu beiträgt, dass die Reise ein baldiges Ende nimmt.

Wer zum ersten Mal zu einem Stück russischer Literatur greift, ist sicher irritiert von den Bildern und Ideen, die heraufbeschworen werden und dem Umgang, den die Menschen miteinander pflegen. Aber eigentlich befinden wir uns einfach in einem - äusserst dramatischen - russischen Märchen. Einem Märchen, in dem die endlose Kutschenfahrt eine Metapher für ein Land ist, in dem alles sehr langsam vorankommt, in dem Vergangenheit und Gegenwart und vielleicht sogar ein wenig Zukunft aufeinanderprallen, in dem Menschen abhängig sind von einem System, in dem der Alkohol und grosse Machthaber äusserst präsent in den Köpfen und Herzen sind und in dem eine Landschaft voller Schönheit und Weite zum Träumen und Schwelgen einlädt, aber auch äusserst bedrohlich wirken kann.

Die scheinbare Sinnlosigkeit des Versuches, ans Ziel zu kommen, hat mich ein wenig an "Wo warst du, Adam?" von Heinrich Böll erinnert. Dort allerdings ist es der zweite Weltkrieg, der bis zum bitteren Ende geführt wird und der ohne jeden Sinn und Zweck, aber auch komplett planlos für unheilbare Wunden in der Seele ganzer Nationen führt.


Sprache:

Einlullend und poetisch schön und zuweilen auch kafkaesk erzählt Sorokin seine Geschichte. Geübte Literaturkritiker wollen Zitate grosser russischer Autoren und Dichter in Sorokins Erzählung finden, ich habe vor allem sehr viel Humor, Sarkasmus und einige äusserst spitze Seitenhiebe gefunden. Immer wieder war da aber auch eine ganz eigene, schillernde sprachliche Schönheit, die das Buch zu einem wahren Lesegenuss gemacht haben und mich förmlich an den Seiten kleben liessen. Ein grosses Lob an dieser Stelle an den Übersetzer Andreas Tretner, der es mit diesem anspruchsvollen Text sicher nicht leicht hatte, dem aber eine runde, in sich stimmige Übersetzung gelungen ist.


Meine Empfehlung:

Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung für dieses durchaus anspruchsvolle, wunderschön erzählte Buch, das aber auch äusserst beklemmend wirkt und beim Lesen für Gänsehaut gesorgt hat.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Aberwitzige Schlittenfahrt im russischen Winter

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Landarzt Platon Iljitsch Garin hat einen Auftrag, er muss so schnell wie möglich einen Impfstoff in den Ort Dolgoje bringen, wo eine tödliche Epidemie ausgebrochen ist. Unterwegs machen seine Pferde schlapp, ...

Landarzt Platon Iljitsch Garin hat einen Auftrag, er muss so schnell wie möglich einen Impfstoff in den Ort Dolgoje bringen, wo eine tödliche Epidemie ausgebrochen ist. Unterwegs machen seine Pferde schlapp, sodass Garin gezwungen ist, die Fahrt mit dem „Mobil“ des Brotkutschers Kosma genannt Krächz, einem Schlitten der von 50 Minipferdchen gezogen wird, fortzusetzen. Unterwegs bricht ein schwerer Schneesturm aus, es wird Nacht, sie kommen vom Weg ab und für die beiden beginnt ein irrwitziger Überlebenskampf gegen den Schnee und die erbarmungslose Kälte. Die Schlittenkufe bricht, Wölfe kreuzen ihren Weg, sie begegnen grotesken Figuren, Zwergen und Riesen, und treffen auf Drogendealer. Trotz aller Anstrengungen und Mühen kommen sie ihrem Ziel kaum näher, es gibt immer wieder neue Hindernisse …

Vladimir Sorokin, geb. 1955 in Bykowo bei Moskau, ist ein russischer Schriftsteller und Dramatiker. Er gilt als Vertreter der russischen Postmoderne und war in der Vergangenheit heftigen Angriffen von regierungsnahen politischen Organisationen ausgesetzt. Er schrieb zahlreiche Kurzgeschichten, Essays, Gedichte, Theaterstücke, Drehbücher und etwa 15 Romane, die nahezu alle ins Deutsche übersetzt wurden. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 lebt Sorokin im Exil in Berlin.

Die Geschichte liest sich wie ein Märchen, in dem man durchaus Parallelen zum heutigen Russland entdecken kann. Es scheint im ländlichen Russland des 19. Jahrhunderts zu beginnen, verwandelt sich aber bald in ein irrwitziges Roadmovie, das durchaus in der Gegenwart und in der nahen Zukunft spielen könnte. Ein Arzt soll Impfstoff in ein abgelegenes Dorf bringen, damit ein Ausbreiten der grausamen Epidemie verhindert werden kann. Wir lesen auch von einem „Radio mit lebendigen Bildern“, von einem „Wunderkristall“ der beim Verbrennen Träume hervorruft, von einer „Paste die Filzstoff wachsen lässt“, es gibt Telefon - und einiges mehr. Alles Bemühen Garins und Krächz‘ voran zu kommen scheint vergebens, es gibt immer wieder neue Probleme. Am Ende tauchen zur Rettung gar Chinesen auf …

Fazit: Gut und flüssig geschrieben, unterhaltend und spannend bis zum Schluss.

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