Cover-Bild Die verzweifelte Republik
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 10.2017
  • ISBN: 9783218010863
Walter Rauscher

Die verzweifelte Republik

Österreich 1918-1922
Nach dem totalen Zusammenbruch der alten Ordnung, der Niederlage der k.u.k. Monarchie im Ersten Weltkrieg, zerfiel das Habsburgerreich in eine Reihe von neuen Kleinstaaten, der Kaiser musste abdanken. In Wien gründeten die politischen Parteien den „deutschösterreichischen“ Staat und riefen am 12. November 1918 die Republik aus, die sich Deutschland anschließen sollte. Durch den Friedensvertrag von Saint-Germain wurde das neue Staatswesen jedoch zur Unabhängigkeit gezwungen und hatte sich auch einen neuen Namen zu geben: Republik Österreich.
Besonders in ihren ersten Jahren kämpfte sie mit scheinbar unüberwindlichen Problemen: Die vom langen Krieg erschöpfte Bevölkerung hungerte und fror, die Nachbarländer erschwerten den wirtschaftlichen Aufbau des Landes durch ihre hartnäckige Abgrenzungspolitik. Überhaupt galt der von Wien aus regierte Staat vielen als lebensunfähig, folglich drängten die westlichen Bundesländer auf die Abspaltung. Durch die horrende Inflation und die massive Verschuldung drohten der Ersten Republik bereits 1922 der Staatsbankrott, die Zerschlagung und Aufteilung auf die Nachbarstaaten. Walter Rauscher schildert die Existenzkrise der Anfangsjahre der Republik, geht auf politische, wirtschaftliche und soziale Aspekte der Herausbildung des österreichischen Staats ein und zeigt, wie mühevoll und riskant dessen Entwicklung von Anfang an war.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.11.2017

Spannend wie ein Roman

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Das Ende des Ersten Weltkrieges stürzte nicht nur Deutschland in eine tiefe Krise, auch für Österreich bedeutete es einen steinigen Neubeginn. Spielball und Stiefkind der Alliierten entwickelte Österreich ...

Das Ende des Ersten Weltkrieges stürzte nicht nur Deutschland in eine tiefe Krise, auch für Österreich bedeutete es einen steinigen Neubeginn. Spielball und Stiefkind der Alliierten entwickelte Österreich völlig eigene Vorstellungen von neuen politischen und gesellschaftlichen Strukturen, doch die wirtschaftlichen Nachwehen des Krieges und politischen Ambitionen der Siegermächte ließen nur wenig Spielraum.

Walter Rauscher gibt mit diesem Buch einen tollen Einblick in eine turbulente, schwierige Zeit. Fundiert und sachlich geschrieben liest es sich doch spannend wie ein Roman. In einem ausführlichen Anmerkungsteil werden Zitate belegt und auf weitere Lektüre hingewiesen. Schwarzweißbilder lassen diese schwierigen Jahre lebendig werden. Portraits von Politikern wechseln mit Alltagsbildern von Bahnhöfen voller Flüchtlinge oder Essenschlangen im Nachkriegswinter. Erschütternde Zeugnisse von Not und Elend, aber auch ein Eindruck von Kraft, Enthusiasmus und Hoffnung. Überraschende Fakten lassen auch Ereignisse im Dritten Reich in einem völlig neuen Licht erscheinen.

Eine junge Republik im harten Überlebenskampf einer bitteren Nachkriegszeit geprägt von Verzweiflung und großen Träumen. Dieses Buch liefert einen weiteren Mosaikstein zu einem komplexen Bild der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die unser Leben so nachhaltig gestaltet haben. Mit diesem Buch liegt viel mehr vor als nur ein Teil der österreichischen Geschichte. Jedem, der an Geschichte interessiert ist, sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt!

Veröffentlicht am 13.11.2017

Sehr eindrucksvoll, interessant und informativ!

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Walter Rauscher legt mit „Die verzweifelte Republik: Österreich 1918-1922“ wieder mal ein unglaublich interessantes, wie informatives Buch zu Österreichs Geschichte vor. Das Buch bietet zudem neben den ...

Walter Rauscher legt mit „Die verzweifelte Republik: Österreich 1918-1922“ wieder mal ein unglaublich interessantes, wie informatives Buch zu Österreichs Geschichte vor. Das Buch bietet zudem neben den geschichtlichen Entwicklungen Österreichs auch eine ganz neue Perspektive auf die politischen Zustände Europas nach dem 1. Weltkrieg. Die Donau-Monarchie zerbricht, Großparteien kämpfen gegen den Zerfall der Republik und man muss sich dem Zugriff der Nachbarstaaten erwehren. Es bilden sich zudem Allianzen und gegnerische Gruppierungen, die die Republik ebenfalls weiter schwächen und zu dramatischen innerpolitischen wie auch gesellschaftlichen Zuständen führen. Die Kindersterblichkeit schnellt hoch, Hunger und anarchische Verläufe nach Kriegsende, dazu Hyperinflation und Deflation. Österreich sucht den Anschluss an Deutschland, doch das soll auch nicht die letzte Lösung gewesen sein..
Walter Rauscher schreibt in seinem aktuellen Buch sehr verständlich und eingängig von den Zusammenhängen zwischen dem Ende der Donau-Monarchie, der innerpolitischen Entwicklungen wie auch von europäischen Verfahrensweisen und Entscheidungen. Das alles ist unglaublich reell (nicht zuletzt, da die Verläufe konkret so geschehen sind) und eindrücklich dargestellt und lässt die geschichtlichen Fakten aufleben. Man versteht erst nach und nach die Brisanz mancher falscher Erlasse der „Entente“ und des Kampfes um innerpolitische Stabilität.
Interessant ist zudem die etwas andere Darstellungsweise des Autors: Walter Rauscher bricht meiner Meinung nach immer wieder mit typisch deutschen Sichtweisen und offenbart dem Leser gänzlich neue und weitläufige Eindrücke. Fakten, einmal aus einer vollkommen veränderten Perspektive betrachtet..
Mir gefiel das Buch im Ganzen sehr gut und ich fand es für ein Sachbuch äußerst flüssig zu lesen und interessant. Es fehlt nicht an sachlicher Dramatik, die durch viele sehr ergreifende Darstellungen direkt der Zeit entnommen zu sein scheint. Durch die fachliche und sachliche Schilderung der geschichtlichen Verläufe ist das Buch meines Erachtens absolut lehrreich. Alles in allem ein stimmiges und äußerst aufschlussreiches Werk, das ich nur empfehlen kann. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.10.2017

"Der Rest ist Österreich"

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Walter Rauscher zeichnet in seinem Buch „Die verzweifelte Republik“ den Weg Österreich von der mächtigen Donaumonarchie zum machtlosen Kleinstaat nach. In schonungslosen Worten und Bildern erklärt er sie ...

Walter Rauscher zeichnet in seinem Buch „Die verzweifelte Republik“ den Weg Österreich von der mächtigen Donaumonarchie zum machtlosen Kleinstaat nach. In schonungslosen Worten und Bildern erklärt er sie Zusammenhänge, die Uneinigkeit sowohl bei der Entente als auch in Restösterreich selbst.

Als ehemaliger Vielvölkerstaat fehlt dem jungen Staatsgebilde das Nationalbewusstsein, das z.B. Ungarn oder Tschechen haben.
Politiker und Bevölkerung sehen das Überleben nur in einem Anschluss an Deutschland. Doch genau das, wissen die Siegermächte zu verhindern. Erschöpft durch die Kriegsfolgen, Hunger, Kälte, Krankheiten und das Wissen des „Im-Stich-gelassen-werdens“ verbraucht der junge Staat mehrere Regierungen. Auch das Parteigezänk und das kolossale Misstrauen, das die Parteien einander gegenüber haben, ist wenig hilfreich.

Abgeschnitten von den ehemaligen Kronländern, die vor allem die Hauptstadt Wien mit allem versorgt haben, kämpft die Bevölkerung vor allem ums Überleben. Während einzelne Bundesländer Abspaltungstendenzen zeigen und schon Verhandlungen mit den Nachbarstaaten Schweiz und Bayern führen, wartet Österreich nach wie vor auf die zugesagten Kredite und Nahrungsmittel. Dass es ausgerechnet die Tschechen sind, die als Erste einen Kredit gewähren, darf wohl als Treppenwitz der Geschichte betrachtet werden.

In zahlreichen Dokumenten und Zeitzeugenberichten wird belegt, dass sich die Siegermächte des Ersten Weltkrieges mit ihrer rigiden und Menschen verachtenden Haltung Österreich gegenüber nicht wirklich mit Ruhm bekleckert haben. Besonders Frankreich spielt hier eine unrühmliche Rolle.

Karl Renner und Ignaz Seipel kommt wohl das Verdienst zu, vorerst den Bürgerkrieg und eine kommunistische Räteregierung à la Bayern verhindert zu haben. Mit der Einführung des Frauenwahlrechtes wird die junge Republik auf den demokratischen Weg gebracht.
Der Staatsbankrott 1922 macht dieses fragile Staatsgebilde beinahe wieder zunichte.

Erst die Bemühungen der bürgerlichen Regierung und das Sparprogramm des Völkerbundes (und der anschließenden Anleihen) helfen dem jungen Staat langsam aus der Krise. Die innenpolitischen Gegensätze sind jedoch kaum überbrückbar und unversöhnliche als je zuvor.

Fazit:

Ein Buch, das unbedingt gelesen werden muss.