Brutale Story. Sehr direkt... schockierend und nichts beschönigt. Unglaublich gutes Buch.
Ein Absturz, ein Haufen Jungen auf einer einsamen Insel. Wie werden sie sich organisieren? Wie werden sie überleben? Kinder auf sich allein gestellt... Kann das überhaupt gut ausgehen?
Erstmal muss die ...
Ein Absturz, ein Haufen Jungen auf einer einsamen Insel. Wie werden sie sich organisieren? Wie werden sie überleben? Kinder auf sich allein gestellt... Kann das überhaupt gut ausgehen?
Erstmal muss die Frage des Anführers geklärt werden. Ralph ist ein geschickter Anführer. Er scheint das intuitiv einfach drauf zu haben. Gewinnt die Wahl des Anführers und schafft es problemlos, dass sein Gegner nicht sein Gesicht verliert. Ich hätte ihn auch gewählt :D
Zu Beginn fühlt sich alles noch an, wie ein spielerisches Abenteuer. Es gibt viel zu entdecken und es macht sich erstmal niemand Sorgen. Sie sind auf einer einsamen Insel gelandet und sehen keine Gefahr, sondern nur einen großen Spielplatz. Die Stimmung kippt und das merkt man auch am Schreibstil. Wo zunächst noch viele positive Adjektive verwendet wurden, verdüstert sich mit der Zeit die Atmosphäre.
Der Schreibstil ist eigen, aber ich mochte ihn. Die Dialoge sind teilweise abgehackt, Sätze werden nicht zu Ende gesprochen und mitten im Satz geändert. Sie unterbrechen sich gegenseitig. Das Chaos der Jungen konnte richtig gut vermittelt werden und die Dialoge machte das auf eine chaotische Art und Weise sehr authentisch. Es hat die Atmosphäre des Buches noch unterstrichen.
Ralph geht es nicht (allein) um Macht. Er möchte ein guter Anführer sein und seine oberste Priorität ist es, zu überleben, bis sie gerettet werden. Er denkt strategisch und versucht, die Begabungen jedes einzelnen bestmöglich zu nutzen. Seine Ideen und Gedanken sind nur nicht ganz ausgereift und seine Autorität nicht sehr ausgeprägt.
Für Piggy läuft es besonders schlecht... Er hat sowieso einen schweren Stand und ist ein idealer Sündenbock... Aber auch Simons Geschichte ist nur schwer zu ertragen.
Immer wieder wünschen sie sich die Erwachsenen her. Reden davon, dass die alles können und nichts aus dem Ruder gelaufen wäre... Wahrscheinlich wäre dieses Buch aber ganz ähnlich erzählt, wenn die Hauptfiguren 25 Jahre älter wären... Vielleicht wäre es nicht ganz so schnell eskaliert, aber früher oder später wären auch die aufeinander losgegangen. In mancher Hinsicht haben die Kinder die Situation vielleicht sogar besser gelöst.
Zwischenzeitlich kam es mir so vor als ob einige der Jungs ganz zufrieden mit ihrer neuen Situation waren und vielleicht gar nicht gerettet werden wollten. Mit der Insel haben sie einen riesen Abenteuerspielplatz und keine Erwachsenen, die irgendwelche Erwartungen an sie haben.
Auch interessant, wie schnell Menschen (in dem Fall Kinder) sich an neue Umstände anpassen können und diese dann recht zügig als gegeben hinnehmen und eben damit umgehen, in welcher Form auch immer.
Der Konflikt zwischen Ralph und Jack findet seinen Höhepunkt als das Feuer erlischt und das Schwein gefangen wurde. Das fand ich einen unglaublich spannenden Moment. Zwischen einem Abfinden mit der Situation und einem Wunsch, wieder nach Hause zu kommen, eskaliert die Situation. Es ist so schwer allein auf der Insel. Es gibt so viel zu tun und zu beachten. Man will alles richtig machen, aber es sind doch noch Kinder. Ein richtig dramatischer Moment und entscheidend für den weiteren Verlauf der Geschichte. Kurz darauf kippt alles und die Kids verfallen der Wildnis. Die Atmosphäre vom Anfang, das Paradiesische, davon ist am Ende nichts mehr übrig. Am Ende nennt der Autor die Kinder nur noch "die Wilden", was es ziemlich genau trifft... Die Entwicklung der Geschichte hat mich sehr beeindruckt und irgendwie echt mitgenommen...
Die absolute Eskalation. So viel blinde Gewalt. Der Autor hält sich nicht zurück, es ist wirklich brutal... Und auch der Umgang damit, was bedeutet das jetzt für die Kinder? Wie soll man damit leben...?
"Ich fürcht mich. Vor uns. Ich will heim. O Gott, ich will heim!" S. 220
Ich hab nur noch gewartet, dass sie endlich gerettet werden... So schlimm...
Puh... Also an der Geschichte hab ich jetzt echt noch zu kauen, die hatte es echt in sich. So krass hatte ich mir das nicht vorgestellt...