Cover-Bild Zwischen Brüdern
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Picus Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 24.08.2022
  • ISBN: 9783711721259
Wolfgang Böhm

Zwischen Brüdern

Roman
Viktor kommt aus dem Großen Krieg und trifft in einer traurigen Stadt auf seinen Bruder Hans, einen angehenden Designer und Schüler von Josef Hoffmann. Immer wieder muss der brave Lehrer Viktor dem Bonvivant Hans, der trotz großer Ambitionen immer wieder in Schwierigkeiten gerät, aus der Patsche helfen.Die Geschichte zweier Brüder erzählt vom gesellschaftlichen Aufbruch und den politischen Abgründen der zwanziger und dreißiger Jahre.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2022

Zwei ungleiche Brüder

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Als der Erzähler nach seiner Kriegsgefangenschaft in Folge des 1. Weltkrieges ins Nachkriegswien zurückkehrt, trifft er dort auf seinen jüngeren Bruder Hans. Dieser hat die Gabe trotz allen persönlichen ...

Als der Erzähler nach seiner Kriegsgefangenschaft in Folge des 1. Weltkrieges ins Nachkriegswien zurückkehrt, trifft er dort auf seinen jüngeren Bruder Hans. Dieser hat die Gabe trotz allen persönlichen und geschichtlichen Widrigkeiten immer wieder das Schöne in der Welt zu sehen. Das Schöne ist für ihn die neue Ästhetik des Kunsthandwerks, wie sie z. B. vom Bauhaus definiert wird. Aus den Augen des Erzählers, Lehrer für Geographie und Turnen, eher bodenständig, realistisch und „enervierend bescheiden“, entfaltet sich das Leben des Schöngeistes und Lebenskünstlers Hans, der in den stürmischen Zeiten zwischen Nachkriegsjahren und Kriegsjahren des 2. Weltkriegs, immer wieder in ganz persönliche Krisen schlittert und immer wieder ein neues Leben beginnt oder beginnen muss. Im Stil der Literatur der Neuen Sachlichkeit beschreibt der Erzähler das schillernde Leben in der Metropole Wien in seinen Höhen und Tiefen, die verschiedenen Stile der damaligen Baukunst, das rote Wien und darin die persönlichen Schicksale seiner Familie und Freunde sehr anschaulich und packend. Sein Verhältnis zu seinem Bruder ist geprägt von Bewunderung, aber auch Unverständnis für dessen egoistische Eskapaden, die auch vor der eigenen Tochter nicht Halt machen. Schade dabei ist nur, dass er, obwohl er ja der Erzähler ist, nicht so viel über sich erzählt. Es mag seiner „enervierenden Bescheidenheit“, wie der Bruder Hans einmal sagt, geschuldet sein, dass er sich selbst nicht so wichtig nimmt. Ein leises, bescheidenes Buch über eine laute, schillernde Zeit. Genauso so schnörkellos wie die Bauhauskunst, um der reinen Kunst zur Form zu verhelfen.

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Feinfühliges Zeit- und Brüderporträt

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„Brüder funktionieren manchmal so – sie helfen einander, sie machen sich Sorgen, ohne aber darüber zu reden.“ (S. 169)

„Zwischen Brüdern“ von Wolfgang Böhm ist ein zeitgeschichtlicher fiktiver Roman über ...

„Brüder funktionieren manchmal so – sie helfen einander, sie machen sich Sorgen, ohne aber darüber zu reden.“ (S. 169)

„Zwischen Brüdern“ von Wolfgang Böhm ist ein zeitgeschichtlicher fiktiver Roman über zwei Brüder, Viktor und Hans, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber auch wenn es ab und an zu Verstimmungen zwischen den Brüdern kommt und sich Hans länger mal nicht blicken lässt, sind sie füreinander dar.
Zu Anfang des Buches kommt Viktor aus dem 1. Weltkrieg nach Wien zurück, der deutliche Spuren bei ihm hinterlassen hat. In Wien trifft er auf seinen Bruder Hans, der eine große Leidenschaft für Kunst und Design hat und vom neuen und modernen Kunst- und Designverständnis von Josef Hoffmann und dem Bauhaus schwärmt. Jedoch ist er auch den schönen Dingen des Lebens wie auch den Frauen nicht abgeneigt und findet sich oft in finanzieller Notlage wieder, aus der ihm das eine oder andere Mal sein Bruder helfen muss. Dagegen ist Viktor sparsam und bodenständig. Er arbeitet als Lehrer, verliebt sich in Irmgard und gründet mit ihr eine Familie.

Aus der Ich-Perspektive von Viktor feinfühlig geschrieben, folgt man als Leser*in gebannt auf knapp über 260 Seiten, ihm und seinen Bruder durch Wien und Umgebung in den 20er- und 30er-Jahren. Man wird Zeuge der Aufbruchstimmung nach dem Ersten Weltkrieg und der darauffolgenden Ernüchterung zu Ende der 20er-Jahre sowie der sich verschlechterten politischen Lage und dem Aufstieg Hitlers und Nazideutschlands. Vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Situation kommt jedoch auch das Familiäre und Brüderliche nicht zu kurz. Anfangs scheint Hans nach seinen zur Ruhe gekommen zu sein, doch mit der Zeit wird deutlich, dass es Hans nicht gut geht, bis die Verstimmungen und Konflikte zwischen ihm, seiner Familie und auch seinen Bruder immer größer werden, bis es zur Katastrophe kommt.

„Zwischen Brüdern“ ist ein Großstadtroman, dessen Stärker in seiner Ruhe und seiner feinen Beobachtung und Charakterbeschreibung liegt. Unaufgeregt wird ein einfühlsames Bild der zwei Brüder gezeichnet sowie ein authentisches Bild der 20er- und 30er-Jahre und der jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Lage. Ein Buch, das ohne großartige Spannungsmomente auskommt und durch seine leisen Töne überzeugen kann.

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