Schlechtester Band der Reihe
Serien lesen, ist für mich ein bisschen wie in meinen Geburtsort zurückkehren. Ich treffe alte Bekannte wieder. Der älter gewordene Sohn des Nachbarn ist noch genau frech wie früher, die Nachbarin genauso ...
Serien lesen, ist für mich ein bisschen wie in meinen Geburtsort zurückkehren. Ich treffe alte Bekannte wieder. Der älter gewordene Sohn des Nachbarn ist noch genau frech wie früher, die Nachbarin genauso neugierig und der Schwarm meiner Jugend hat immer noch eine tolle Ausstrahlung. Im 19.Band der Gerlach-Reihe von Wolfgang Burger "Als die Nacht am tiefsten war" ist alles anders und der Schwarm meiner Jugend hat Bierbauch und Glatze.
Klappentext:
Nach einem Date erwacht Kripochef Gerlach verwirrt und mit Erinnerungslücken im Hotel. Seine Begleitung Nora Vestergaard ist offenbar abgereist und reagiert nicht auf seine Anrufe. Irritiert von Blutspuren im Bad, wäscht Gerlach diese fort. Zu spät fragt er sich, ob sie von Nora stammen. Ist ihr etwas zugestoßen? Kurz darauf hat Gerlach einen schweren Autounfall, der sich schon bald als Mordversuch entpuppt. Wegen seiner Verletzungen dienstunfähig, macht er sich im Alleingang auf die Suche nach der verschwundenen Nora. Was er herausfindet, verschlägt selbst dem erfahrenen Ermittler den Atem.
Die Story ist an der Haaren herbeigezogen und völlig unglaubwürdig. Das passiert in Krimis manchmal und wenn das Drumherum stimmt, dann stört es mich auch nicht wirklich. Aber hier passt nichts.
Theresa, die langjährige Freundin von Gerlach, war plötzlich ein Drachen und verstand sich nicht mit seinen Töchtern. Das war mir ganz neu.
Gerlach ist völlig vernarrt in Nora, vergisst darüber die einfachsten Grundsätze der Polizeiarbeit und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob er sich nicht Arm und Fuß sondern den Kopf ernstlich verletzt hat.
Richtig spannend ist es auch nicht. Es passieren ein paar Morde (irgendwann habe ich da den Überblick glatt verloren), aber die sind auch nicht wichtig. Gerlach sucht Nora. Balke und Laila sind ebenso Statisten wie alle Figuren, denn Gerlach sucht Nora.
Irgendwann hat er endlich eine Spur, handelt dann aber genauso unprofessionell wie im gesamten Buch. Dann ist Nora frei - und Gerlach in Gefahr. Er konnte den Bösen zwar nicht finden, aber der findet ihn. Es entwickelt sich am Ende des Buches ein Dialog, der spannend sein könnte. Aber Gerlach ist weiterhin völlig unprofessionell und die Motive und das Verhalten des Täters sind so etwas an den Haaren herbeigezogen und psychologisch unglaubwürdig, dass einfach keine Spannung aufkommen wollte.
Fazit: Ich habe alle Bücher der Reihe gelesen, doch dieses ist mit Abstand das schlechteste. Ich hatte beim Lesen immer die Hoffnung Gerlach - und mit ihm Wolfgang Burger - finden noch zur alten Form zurück. Vergeblich. Ich hoffe, der nächste Band wird wieder besser. Oder hat sich auch diese Reihe überlebt?