Bonjour tristesse
... denkt Sofia, als sie in Kato Kautrafas ankommt. Das verwöhnte Diplomatentöchterchen sollte eigentlich als Junior Security Advisor im Innenministerium von Zypern arbeiten, aber durch eine politische ...
... denkt Sofia, als sie in Kato Kautrafas ankommt. Das verwöhnte Diplomatentöchterchen sollte eigentlich als Junior Security Advisor im Innenministerium von Zypern arbeiten, aber durch eine politische Intrige landet sie als Junior Officer in diesem verfallenen Kaff. Es gibt nicht mal ein Polizeirevier, sondern nur einen versifften Container mitten auf dem Dorfplatz. Ihr Chef ist der abgehalfterten Chief Inspector Kostas Karamanalis, der den ganzen Tag säuft, raucht und spielt und sie so schnell wie möglich wieder loswerden will. „Glauben sie mir, hier in Kato Koutrafas ist jeder nur aus Versehen.“ (S. 26) Und während Sofia noch überlegt, wie sie in ihr altes Leben zurückkehren kann, stolpert sie über einen Autounfall mit 2 Toten, der ihrer Meinung nach keiner war ...
„Tod am Aphroditefelsen“ ist der erste Fall einer neuen Reihe um Sofia Perikles. Leider konnte er mich nicht durchgängig fesseln. Die ersten zwei Drittel des Buches wirken eher wie ein Reiseführer, als ein Krimi. Zypern und seine spezielle Stellung als zweigeteilte Insel werden aus verschiedenen Richtungen beleuchtet, dazu bekommt man Tipps zu Städten, Landschaften, Stränden, Sehenswürdigkeiten und den zyprischen Spezialitäten. Das ist zwar interessant, vor allem, wenn man so wie ich nichts über Zypern weiß, und die Fakten sind auch alle irgendwie in die Handlung eingebunden, aber es passiert einfach zu wenig. Dafür überschlägt sich die Handlung dann im letzten Drittel und nimmt extrem an Fahrt auf.
Mit Sofia bin ich nicht richtig warm geworden. Sie war mir zu Beginn sehr unsympathisch, überheblich und überkandidelt. Die Arbeit als einfache Polizistin und das Dorf sind unter ihrer Würde. Da macht sie doch lieber mit ihren reichen Freunden von früher ordentlich Party und schmachtet Christos an, den gutaussehenden Sohn ihrer Vermieter. Und urplötzlich ist sie dann eine engagierte, extrem kluge Ermittlerin, die als einzige merkt, was an dem Fall alles faul ist. Der Umbruch kam mir zu plötzlich und unmotiviert.
Dafür waren einige Nebenfiguren extrem liebenswert. Mir haben vor allem die 90jährige exaltierte Lady Georgia Gladstone gefallen, die ebenfalls vor Jahren in Kato Kautrafas „gestrandet“ ist und Sofia unter ihre Fittiche nimmt und die für den Fall verantwortliche ermittelnde Chief Inspectorin Charalambous, die Sophia unterstützt und fördert.
Der Fall führt Sofia in alle Ecken der Insel (auch in den türkischen Teil) und lässt sie tief in die Landespolitik und Immobilienspekulationen eintauchen. Sie muss sich gegen autoritäre Vorgesetzte zur Wehr setzen und löst den Fall letztendlich aufgrund ihrer Beziehungen. Dazu kommen private Verwicklungen wegen ihres Freundes Carl und Christos. Ist Sofia am Ende in Kato Kautrafas angekommen? Ich weiß es nicht, aber der nächste Fall wird es vielleicht zeigen.