Zu viel Klischee, zu wenig Dystopie
Das war mein erstes Buch von Zoë Beck und möglicherweise liegt das Problem darin, dass ich ein falsches Bild von ihr und ihren Büchern hatte. Ich habe eine Dystopie erwartet, die sich mit aktuellen Themen ...
Das war mein erstes Buch von Zoë Beck und möglicherweise liegt das Problem darin, dass ich ein falsches Bild von ihr und ihren Büchern hatte. Ich habe eine Dystopie erwartet, die sich mit aktuellen Themen beschäftigt und wollte mal wieder etwas richtig Kreatives und Neues lesen. Dystopische Elemente sind in diesem Buch besonders am Anfang zweifellos vorhanden mit der Hitze, den Waldbränden und den allgemeinen Lebensbedingungen von Harriet und vielen anderen Menschen, die nicht zur Oberschicht gehören.
[Achtung! Der folgende Abschnitt enthält zwar keinen Spoiler, aber eine Andeutung, die einige vielleicht nicht lesen möchten, weil sie zu viel verraten könnte. Die letzten Absätze sind wiederum problemlos lesbar.]
Was mich gestört hat, war, dass ein großer Teil der Auflösung überhaupt nicht kreativ war. Gerade wenn es um die Manipulation von Gedanken geht, kann man sich alles Mögliche vorstellen und leider war meine Phantasie viel wilder als das, was die Autorin letztlich daraus gemacht hat. Ein bisschen bin ich sogar wütend geworden, weil auch dieses Buch wieder zu einem alten Klischee greift, als ob es nichts anderes gäbe, was Frauen antreiben und so sehr verändern kann, wie es bei Harriet der Fall war. Zwar ist es auch eine Sache, die tatsächlich viele betrifft, aber ich bin es leid, davon zu lesen und kann es nicht mehr als die große dramatische Auflösung hinter einem Thriller akzeptieren, weil es für mich ein ganz fauler Move von Autor(inn)enseite ist.
[ab hier wieder spoilerfrei]
Mit Harriet selbst bin ich auch nicht richtig warm geworden. Es war teilweise schwer, ihre Gedanken und Handlungen nachzuvollziehen und ich hatte außerdem das Gefühl, dass ihre Geldprobleme, die am Anfang viel zur Stimmung beigetragen haben, sich allzu bequem in Luft aufgelöst haben. Von dem Moment an, als sie in ihre Heimat zurückgekehrt ist, wurde es für mich schwer, die Handlung als zusammenhängend wahrzunehmen und sie allgemein der Autorin abzunehmen.
Insgesamt denke ich, dass hier eine gute Chance schlecht genutzt wurde. Wenn man nicht zu viel erwartet, kann man es mal mit dem Buch versuchen, insbesondere, wenn man einen aktuellen Thriller mit ein paar dystopischen Elementen lesen will, der in Deutschland spielt. Für mich wird es allerdings das erste und letzte Buch von Zoë Beck bleiben.