Türkisches Fischerdorf
Der Fischer und der Sohn – Zülfü Livaneli
Bereits im Vorwort weist der Autor auf seine Liebe zu dem Werk „Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway hin. Als Jugendlichen hat es ihn sogar dazu inspiriert, ...
Der Fischer und der Sohn – Zülfü Livaneli
Bereits im Vorwort weist der Autor auf seine Liebe zu dem Werk „Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway hin. Als Jugendlichen hat es ihn sogar dazu inspiriert, auszureißen und an der Küste das Fischerhandwerk zu erlernen. Mit diesem Wissen kann man tatsächlich die ein oder andere Parallele zu Hemingways großen Werk der Weltliteratur finden. Besonders die Atmosphäre erinnerte mich an den großen Künstler. Und natürlich spielen auch hier das Meer und die Fischerei eine Hauptrolle. Livaneli hat seine Handlung jedoch in seine Heimat, die Türkei, verlegt. Außerdem gibt es sogar ziemlich viele, vielleicht zu viele, Themen in diesem schmalen Band.
Neben dem ärmlichen traditionellen Leben in einem kleinen türkischen Fischerdorf geht es hauptsächlich um die Trauer um den ertrunkenen Sohn und was diese Trauer mit einem Menschen, mit einer Ehe macht. Eines Tages rettet der junge Fischer und trauernde Vater Mustafa einen Säugling aus dem Meer, der von einem verunglückten Flüchtlingsboot stammt. Mustafa meldet den Fund nicht, sondern nimmt das Kind heimlich mit nach Hause zu seiner Frau Mesude.
Mit der sehr schlichten und knappen Sprache der einfachen Fischer erschafft Livaneli eine sehr besondere Atmosphäre und zieht den Leser in seinen Bann. Es ist nicht schwer, ihm zu folgen, auch wenn es viele Themen sind, die er anreißt und manche kulturelle Besonderheiten fremdartig erscheinen. Trotz allen ernsten Themen wird immer eine gewisse Distanz zu den Figuren behalten. Den ein oder anderen Meinungsumschwung oder manch Handlung kam dadurch allerdings etwas plötzlich und konnte ich dadurch nicht so ganz nachvollziehen.
Dieser Roman ist in seinem Hauptthema Elternliebe zugleich zeitlos und dennoch gerade im Hinblick auf die Flüchtlingspolitik topaktuell.
Ein schmales Büchlein mit nicht einmal 200 Seiten, das es aber in sich hat. Beste Unterhaltung und sehr lesenswert! 4 Sterne.