Cover-Bild Unruhe
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 03.07.2018
  • ISBN: 9783608111026
Zülfü Livaneli

Unruhe

Roman
Gerhard Meier (Übersetzer)

Ein aufstrebender Journalist reist aus Istanbul in seine Heimat an die türkisch-syrische Grenze. Dort sucht er nach Spuren eines Freundes und stößt auf die Berichte junger Jesidinnen, die dem IS entkommen konnten. Immer tiefer gerät er in einen Sog aus aktuellen und alten Geschichten, Leidenschaften und Gewalt, der ihn zwingt, seine Herkunft und sein Leben neu zu bewerten.

Als Ibrahim, der in Istanbul ein geschäftiges aber gewöhnliches Leben führt, vom Tod seines Jugendfreundes Hüseyin erfährt, kehrt er zum ersten Mal seit vielen Jahren in ihre gemeinsame Heimatstadt Mardin zurück. Auf den Spuren des Freundes erfährt er von dessen geheimnisvoller Verlobten Meleknaz. Fasziniert von den Berichten über die junge Jesidin taucht er ein in die Mythen und Überlieferungen ihrer Kultur und trifft auf eine Gruppe von Frauen, die aus der Gefangenschaft des IS fliehen konnten. Zülfü Livaneli konfrontiert den Leser mit einer emotionalen und hochaktuellen Geschichte nahöstlicher Realität, in der Liebe und Schmerz ineinander übergehen.

»Livaneli ist eine unverzichtbare Autorität in der kulturellen und politischen Szene der Türkei.«

Orhan Pamuk  

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2018

Ich war ein Mensch

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Unruhe ist ein beeindruckender Roman des bedeutenden türkischen Autors Zülfü Livaneli mit aktuellem Thema. Übersetzt wurde der Roman von Gerhard Meier. Der Autor versteht es kulturelle und politische Szenen ...

Unruhe ist ein beeindruckender Roman des bedeutenden türkischen Autors Zülfü Livaneli mit aktuellem Thema. Übersetzt wurde der Roman von Gerhard Meier. Der Autor versteht es kulturelle und politische Szenen der Türkei dem Leser nahe zu bringen.
Vor 5 Jahren habe ich den Roman Glückseligkeit gelesen und freue mich, das ich den neuen Roman Unruhe bei Klett-Cotta entdeckt habe.

Der junge Journalist Ibrahim erfährt in Istanbul vom Mord an seinem Jugendfreund Hüseyin in der USA. Seine Zeitung schickt ihn in seine Heimatstadt Mardin um mehr über die Hintergründe zu erfahren. Mardin liegt an der türkisch-syrischen Grenze.

Hüseyin hat Jesidinnen, einer Glaubensgruppe aus Syrien, die von der IS gefangen waren und fliehen konnten, geholfen. So macht er sich die zu Feinden.
Ibrahim erfährt auf den Spuren seines Freundes von einer geheimnisvollen Verlobten und macht sich auf die Suche nach ihr.

Der Autor beschreibt den unglaublichen Leidensweg der jesedischen Frauen.

Zülfü Livaneli lässt seinen Protagonisten diese Geschichte emotional erzählen und sie ist brandaktuell. Genial.

Veröffentlicht am 27.06.2023

Eine Jesidin und ihr Schicksal

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Eine Jesidin und ihr Schicksal: das ist das Thema von Zülfü Livanelis Roman „Unruhe“ .

Erzählt wird die Geschichte der Jesidin Meleknaz aus Sicht des Journalisten Ibrahim. Und so wird aus der tragischen ...

Eine Jesidin und ihr Schicksal: das ist das Thema von Zülfü Livanelis Roman „Unruhe“ .

Erzählt wird die Geschichte der Jesidin Meleknaz aus Sicht des Journalisten Ibrahim. Und so wird aus der tragischen Lebensgeschichte der Jesidin eine Geschichte um Liebe, Mitleid, Gewalt und Hilflosigkeit. Denn der Journalist recherchiert nicht nur, er lässt sich immer mehr hineinnehmen in die Geschichte, die er da erfährt – eine innere Unruhe befällt ihn. Eine Unruhe, die er sich selbst nicht erklären kann.

Auslöser der Recherchen des Journalisten ist eine kurze Nachricht aus den USA: ein „hate crime“, ein Muslim wird erstochen Dass er aus der Stadt Mardin stammt, lässt den Journalisten Ibrahim aufhorchen: die Stadt an der syrischen Grenze ist seine Geburtsstadt. Bald schon ist klar: der Ermordete war ein Schulfreund von Ibrahim. Der reist nach Mardin und stößt auf eine Liebesgeschichte, die fast schon wie Romeo und Julia klingt. Der fromme Hüseyin trifft in einem Flüchtlingslager, wo er arbeitet, auf eine Jesidin – und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Die beiden wollen heiraten – gegen den Widerstand ihrer Familien und Religionen. Dass Hüseyin eine bestehende Verlobung dafür löst, macht die Sache nicht einfacher.

Doch an dieser Stelle beginnt erst der Alptraum für Meleknaz. An ihrem Beispiel erzählt Zülfü Livaneli das Schicksal der Jesiden in Syrien unter dem IS. Nach und nach trauen sich die Menschen, dem Journalisten Ibrahim zu erzählen, was geschehen ist. Und nach und nach findet Ibrahim so heraus, was Meleknaz erleiden musste und was aus ihr wurde. Je mehr er von ihr erfährt, umso mehr wächst in ihm der Wunsch, ihr und ihrem blinden Baby zu helfen. Sowohl dieser Wunsch in ihm wie auch die Ablehnung, die er erfährt, verstören den Journalisten immer mehr. Der Leser spürt förmlich, wie sehr ihn das beschäftigt, was er erfahren hat. Allerdings nimmt es auch sehr absurde Züge an, wenn er etwa beginnt, Liebesgedichte an Meleknaz zu schreiben wie es einst Hüseyin getan hat, um zu erreichen, dass sie seine Hilfe annimmt und ihren Stolz überwindet.

Ich muss zugeben, dass mich dieser Teil der Geschichte nicht ganz überzeugt hat, umso mehr aber die Geschichte der Jesiden, die in ihren Traditionen und in ihrem schweren Schicksal unter dem IS in Zülfü Livanelis Roman „Unruhe“ einem plastisch vor Augen treten.

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Veröffentlicht am 13.09.2018

Schonungsloser, nachdenklich stimmender Roman

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INHALT
Ein aufstrebender Journalist reist aus Istanbul in seine Heimat an die türkisch-syrische Grenze. Dort sucht er nach Spuren eines Freundes und stößt auf die Berichte junger Jesidinnen, die dem IS ...

INHALT
Ein aufstrebender Journalist reist aus Istanbul in seine Heimat an die türkisch-syrische Grenze. Dort sucht er nach Spuren eines Freundes und stößt auf die Berichte junger Jesidinnen, die dem IS entkommen konnten. Immer tiefer gerät er in einen Sog aus aktuellen und alten Geschichten, Leidenschaften und Gewalt, der ihn zwingt, seine Herkunft und sein Leben neu zu bewerten.

Als Ibrahim, der in Istanbul ein geschäftiges aber gewöhnliches Leben führt, vom Tod seines Jugendfreundes Hüseyin erfährt, kehrt er zum ersten Mal seit vielen Jahren in ihre gemeinsame Heimatstadt Mardin zurück. Auf den Spuren des Freundes erfährt er von dessen geheimnisvoller Verlobten Meleknaz. Fasziniert von den Berichten über die junge Jesidin taucht er ein in die Mythen und Überlieferungen ihrer Kultur und trifft auf eine Gruppe von Frauen, die aus der Gefangenschaft des IS fliehen konnten.
(Quelle: Klappentext Klett Cotta)
MEINE MEINUNG
Mit „Unruhe“ hat der bekannte türkische Schriftsteller Zülfü Livaneli einen beeindruckenden, gesellschaftskritischen Roman mit einer sehr aktuellen Thematik verfasst. Es ist ein überaus gelungener, unaufgeregt erzählter Roman, der mit seiner emotionalen Geschichte aufrüttelt und den Leser sehr betroffen und nachdenklich zurücklässt.
Angesiedelt ist die Handlung in der Stadt Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze gelegen, wo viele vor dem Islamischen Staat und seinen Gräueltaten geflüchtete Menschen aus Syrien in Flüchtlingslagern untergekommen sind. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der sympathische Ich-Erzähler Ibrahim, ein engagierter Journalist aus Istanbul, der wegen der Beerdigung seines Jugendfreundes Hüseyin nach langer Zeit in ihren Heimatort Mardin zurückkehrt. Wir begleiten ihn auf seiner Spurensuche, die ihn zu früheren Bekannten mit ihren Geschichten führt und alte Erinnerungen in ihm heraufbeschwört. Aus Ibrahims Blickwinkel erleben wir seine fesselnden Nachforschungen zu den mysteriösen Hintergründen des Tods seines Freunds und zu dessen geheimnisvoller Verlobten Meleknaz, einer jungen geflohenen Jesidin mit einem blinden Baby. Sehr eindringlich und einfühlsam beschreibt Livanali in verschiedenen Episoden, wie sehr die jesidische Glaubensgemeinschaft mit Vorurteilen und offenen Anfeindungen selbst im muslimischen Exil durch die Bewohner im Grenzland zu kämpfen hat. Nach und nach lässt der Autor uns in die faszinierenden jesidischen Mythen und befremdlichen Traditionen dieser recht archaischen Kultur eintauchen. Was Ibrahim schließlich aber über die grausame Verfolgung der Jesiden, ihren Massenmord durch den IS und ihr leidvolles Schicksal von einer jesidischen Frau im Flüchtlingslager erfährt, rüttelt ihn auf und lässt auch uns Leser sehr betroffen zurück. Zunehmend beginnt er – konfrontiert mit den dörflichen Mythen und islamischen Traditionen - seinen westlich geprägten Lebensstil und seine bisherigen Überzeugungen zu hinterfragen. Ibrahims obsessive Suche nach Hüseyins verschollener Verlobten wandelt sich immer mehr zu einer eigenen Sinnsuche.
Trotz der eher schweren, schonungslosen Thematik versteht es Zülfü Livaneli mit seinem oftmals blumigen Erzählstil, eine gewisse Leichtigkeit in seine Geschichte zu bringen und dem Leser sein Anliegen nicht belehrend, sondern unterhaltsam und anschaulich zu vermitteln.
FAZIT
Eine schonungslose, nachdenklich stimmende Geschichte über Schmerz, Hass, Verfolgung und Gewalt, aber auch über die versöhnlich stimmende Kraft der Liebe, die bisweilen alle Grenzen überwinden kann.
Sehr lesenswert!