Emotionale Gegensatzthematik
Ganz ideal ist da bei dtv nun nicht gelaufen, denn auch wenn es im Marketing nicht offensiv als Dilogie angekündigt worden ist, so gehören „Part of Your World“ und „Yours Truly“ zusammen und spielen auch ...
Ganz ideal ist da bei dtv nun nicht gelaufen, denn auch wenn es im Marketing nicht offensiv als Dilogie angekündigt worden ist, so gehören „Part of Your World“ und „Yours Truly“ zusammen und spielen auch in der genannten Reihenfolge. Auf dem deutschen Buchmarkt ist aber zuerst das zweite Buch erschienen, so dass wir in „Yours Truly“ schon was über Alexis und Daniel erfahren haben und nun im Nachklang ihre Geschichte übersetzt bekommen haben. Auch wenn das sicherlich etwas ungeschickt gelaufen ist, aber bei Liebesgeschichten hat das für mich nicht eine solche Dramatik, denn das Happy End plane ich ja ohnehin ein.
Es war schön, so schnell wieder in eine Welt von Abby Jimenez einzutauchen, weil für mich sehr ansprechende Geschichten schreibt und bislang nach drei Büchern auch das Gefühl habe, dass sie immer einen anderen Schwerpunkt findet und sich einfach auf das einlässt, was sie gerade leitet. Wir haben bei „Part of Your World“ wie schon bei „Yours Truly“ die Krankenhausthematik, weil Alexis wie Bri Ärztin ist, aber wir haben durch Daniel, der kein Arzt ist, ein extremes Gegengewicht, denn während sie aus der Großstadt kommt, ist er in einer Kleinstadt zuhause, in der jeder jeden kennt und in der auch mit etwas Augenzwinkern betrachtend die Magie herrscht. Das Buch spielt auch größtenteils auf dem Land, was ich als sehr angenehm empfand, denn die Kleinstadtthematik hat immer etwas fürs Herz. Gleichzeitig wurde sie aber auch keinesfalls romantisiert. Auf das eine Thema, was darin einfließt, komme ich gleich näher, aber es wird auch mit der Versorgung und Abhängigkeit von Wetter gearbeitet, weswegen Alexis mit ihren Kenntnissen natürlich sehr ideal kommt. Bei „Yours Truly“ hatte ich etwas bemängelt, dass es mir fast schon zu wenig Medizin war, aber hier fand ich es sehr gut gelungen, wie Alexis irgendwann immer mehr in der Gemeinschaft übernimmt, als sie sich emotional auf das Leben dort einlässt.
Der Gegensatz ist es aber auch, der die Geschichte zum größten Teil inhaltlich antreibt, denn Alexis und Daniel haben auch einen Altersunterschied (wobei wir den am ehesten beiseite lassen können, denn im Verhalten war das in keiner Weise zu bemerken, da ist das Alter wirklich nur eine Zahl gewesen), aber sie sind in völlig fremden Welten groß geworden. Sie hat im Haushalt noch nie einen Finger rühren müssen und ist auf dem medizinischen Gebiet eine echte Koryphäe, während Daniel überall der Praktiker ist, der alles selbst einpackt. Dazu dann auch noch die krassen Erwartungen, die an Alexis als Erbin einer Ärzte-Dynastie gestellt wird. Auch Daniels Familie hat in Wakan einen Ruf, aber dort kann dennoch jeder seinen Weg wählen. Was die beide eint, ist aber eine sofortige Chemie und dass die Herzen in vielen Aspekten sofort in einem Takt schlagen. Die Liebesgeschichte hat mich da durchaus von Anfang an zu überzeugen gewusst. Natürlich gab es gewaltige Baustellen, so tat es mir oft für Daniel weh, dass er wirklich das Gefühl haben musste, Alexis schämt sich für ihn, aber umgekehrt kann ich ihr das auch nicht vorwerfen. Denn auch wenn es in der Außenperspektive einfach ist zu sagen, bau da alles ab und geh nach Wakan, aber es ist ihr Leben, ihre emotionale Gebundenheit an Familie und Vermächtnis. Sie ist in sich charakterlich gesehen konsequent gestaltet worden. Auch wenn ich sie manchmal schütteln wollte, aber es war dennoch verständlich.
Das Buch legt auch einen großen Schwerpunkt auf Missbrauch. Dabei fand ich besonders positiv, dass es sowohl um emotionalen als auch physischen Missbrauch geht. Dass es da einen Unterschied gibt, ist vielen nicht klar, und noch schlimmer: für beide Gruppen hat man oft wenig Verständnis, warum sie es nicht einfach hinter sich lassen können. Mit Alexis und Liz wurde das wirklich schön erzählt. Wir erleben Alexis zum Glück, als sie das schlimmste durch Neil bereits hinter sich gelassen hat, so dass sie ihm verdient kontra geben kann, aber dennoch wird es für sie konsequent aufgearbeitet und man kann viel lernen. Vor allem, weil Alexis ihre Erfahrungen dann auch an Liz weitergibt. Etwas, was ich etwas schade fand, dass ist für mich persönlich ein Ungleichgewicht bei dem Paar und was es durchmacht. Daniel hat zwar auch seine Mutter, die sich mit dem Erbe Geld erpresst, aber das war es eigentlich schon, während die sonstigen Dramen alleine Alexis trägt. Das hätte man noch etwas ausgeglichener gestalten können, denn so war Daniel mir manchmal zu glatt. Ein paar Ecken und Kanten mehr wären besser gewesen und hätten die Geschichte wahrscheinlich noch besser gemacht.
Fazit: „Part of Your World“ ist wieder ein sehr gut zu lesendes Buch von Abby Jimenez. Die Zusammenstellung aus Gegensätzen, süßer Darstellung von Kleinstadtleben und auch das Miteinander hat sehr gut funktioniert. Es gab ganz wenig zu meckern, aber insgesamt eindeutig eine Liebesgeschichte, mit der man sich leicht wegträumen kann.