Enttäuschend mit nicht ausgeschöpften Potential
The Games Gods Play – Schattenverführt“The Games Gods Play” verbindet zwei Aspekte miteinander, die ich eigentlich versuche in meinen Fantasy Büchern zu vermeiden oder zumindest mit Vorsicht zu genießen: das wäre einmal Mythologie und zum ...
“The Games Gods Play” verbindet zwei Aspekte miteinander, die ich eigentlich versuche in meinen Fantasy Büchern zu vermeiden oder zumindest mit Vorsicht zu genießen: das wäre einmal Mythologie und zum anderen das Urban Setting.
Das Buch hatte so viel Potential: die Idee, das Setting, die Charaktere inklusive der griechischen Mythologie.
Richtig und vollends ausgenutzt wurde davon allerdings fast gar nichts.
Bei der Vermarktung als “Romantasy mit knisterndem Slow Burn-Spice” kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln.
Es wird komplett aus Lyras Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und ich glaube nicht, dass es dem Buch gutgetan hat.
Der Schreibstil war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig und wirkte größtenteils eher jugendlich. Ich habe mich auch eine ganze Weile gefragt, was mich denn so gestört hat. Lyra kommentiert etwas direkt, sobald es ihr auffällt und das wirkt, als ob sie von einem Gedanken in den nächsten übergeht ohne wirklichen Zusammenhang.
Vielleicht nimmt es im Laufe des Buches ab, vielleicht habe ich mich auch einfach ab einem Punkt daran gewöhnt.
Lyra als Protagonisten war mir persönlich auch eher solala. Gemocht habe ich sie nicht wirklich. Gehasst auch nicht. Es war irgendwo an der Grenze zwischen Indifferenz und Augen rollen.
Sie schien teilweise naiv, teilweise irgendwo in der Handlung verloren.
Die Kommentare, die sie manchmal von sich gegeben hat, sollten wohl witzig sein, wirkten aber eher aufmüpfig, wie ein trotziger Teenager, obwohl sie ja 23 ist.
Über Hades kann man ähnliches sagen wie über Lyra. Zuallererst wäre es hilfreich gewesen, wenn der Gute einfach mal präsenter gewesen wäre.
Als Leser hat man fast gar nichts von ihm mitbekommen. Kaum war er da, da ist er nach ein paar kurz angebundenen Aussagen wieder verschwunden. Wohin? Man weiß es nicht.
Falls das mysteriös wirken sollte, dann kann ich versichern, dass es das nicht war.
Die Romance zwischen Lyra & Hades, die man meiner Meinung nach eigentlich gar nicht als solche betiteln darf, war von Anfang an fragwürdig. Man könnte auch sagen, sie war nicht vorhanden. Ich hatte mehr das Gefühl, man wollte sie dem Leser aufzwingen.
Die beiden als Paar haben absolut keinen Sinn ergeben.
Hades war kaum Teil der Handlung, was ich schon fragwürdig finde für jemanden, der die Love Interest sein soll und wenn er dann da war, dann war es zwischen den beiden mehr schlecht als recht. Da MUSS einfach mehr kommen, als nur vor und nach den Prüfungen aufzutauchen, irgendwas zu grummeln, keine anständigen Sätze rauszubringen und dann wieder zu verschwinden.
Viele Gespräche zwischen den beiden haben sich im Kreis gedreht. Die restlichen konnte man schwer als Gespräche beschreiben, denn sie wirken auf mich mehr wie ein Zusammenwürfeln von Sätzen in der Hoffnung, sie würden mysteriös oder zu-gefährlich-um-ins-Detail-zu-gehen wirken.
Das ständige Verwenden vom Kosenamen “mein Stern” ging mir auch ziemlich schnell auf den Keks.
Es würde mich tatsächlich nicht wundern, wenn dieses Buch in den Anfangsstadien eine Billionär-Romance gewesen wäre, die dann später in eine Romantasy umgewandelt wurde.
Das Pacing war so unfassbar schnell und teilweise sprunghaft, dass ich mich nur darüber wundern konnte. Man wird zu Beginn in die Handlung reingeworfen, was ich gar nicht so schlecht fand, man bleibt aber auch für die ersten Kapitel etwas planlos, was Lyras Leben angeht.
Einen Moment lang steht Lyra in irgendeiner Halle mit den anderen Teilnehmern, im nächsten Moment betritt sie einen anderen Raum, in dem die anderen Teilnehmer schon alle anwesend sind und auf sie warten. Was zwischen den zwei aufeinanderfolgenden Szenen passiert ist, keine Ahnung.
Es gibt mehrere solcher Momente, in denen nicht ganz klar ist, ob und wie viel Zeit zwischen den Szenen vergangen ist.
Die Heldentaten bzw- die Prüfungen der einzelnen Götter werden ziemlich direkt nacheinander und schnell abgearbeitet, sodass man als Leser eigentlich keine Chance hat, irgendwie mitzufiebern.
Das schließt auch die Sympathie für die anderen Champions mit ein, die an den Prüfungen teilgenommen haben.
Wer da am Ende überlebt oder nicht, war Lyra definitiv wichtiger als mir.
Im Buch selber vergehen ca. 1.5 Monate, vielleicht etwas mehr, was sowohl für die allgemeine (angeblich spannende und actionreiche) Handlung als auch für die Romance und die Entwicklung derer einfach nicht genug Zeit ist.
Spannung gab es nur kurz vorm Ende, bei dem ich auch überlegt habe, die Wertung Richtung 3.5 zu korrigieren, mich dann jedoch dagegen entschieden habe.
Was mir allerdings positiv aufgefallen ist, ist die Darstellung der Götter und des Olymp, obwohl da noch ordentlich Luft nach oben ist. Die Götter waren greifbar und nicht so unantastbar, wie man es evtl. intuitiv vor Augen hat.
Mein persönlicher Favorit war Aphrodite! Ganz toller Charakter mit einer auffallenden Persönlichkeit.
Wirkliches World Building wurde nämlich nicht betrieben. Ich hätte mir gewünscht, einen richtigen Film im Kopf während des Lesens zu haben, aber da war einfach Leerlauf was das angeht. Wenn ich mir Fanart angucke, könnte ich nicht mal beurteilen, wie gut oder schlecht es aus dem Buch übernommen wurde.
Das Ende war in Ordnung. Ob ich den Cliffhanger als solchen bezeichnen kann, keine Ahnung, denn dazu fehlte mir fast durchweg einfach jegliches Maß an Spannung.
Den zweiten Teil werde ich wohl trotzdem lesen, denn die potentielle Handlung klang vielversprechend (das sagte auch mein Vergangenheits-Ich zu diesem Buch und nun ja..die Hoffnung stirbt zuletzt oder so).
Hier wurde meiner Meinung nach soooo viel Potential verschwendet, dass es schon fast tragisch ist. Die Handlung war zu schnell und zeitlich nicht immer nachvollziehbar, die Charaktere zu flach, die Romance zu zwanghaft, mehr World Building wäre wünschenswert gewesen.
Es gab mehrere Momente, in denen man toll aus Hades’ Perspektive hätte schreiben können und es hätte dem Buch SO viel gegeben.
Ich glaube, wäre das einfach ein Fantasy-Roman mit entsprechenden Änderungen und ohne bzw. später einsetzende Romance, wäre es gelungener als das, was es jetzt ist.
Ich gehe damit sowohl ernüchternd als auch leicht enttäuscht aus “The Games Gods Play” raus.
Vielen Dank an dtv für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars über NetGalley. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.