Es ist nie zu spät
Karla arbeitet als unterbezahlte und überarbeitete Pflegehelferin in einem Seniorenheim. Eigentlich nicht ihre Berufung, aber warum sie ihr Studium auf der Zielgeraden schmiss und was die Kette mit den ...
Karla arbeitet als unterbezahlte und überarbeitete Pflegehelferin in einem Seniorenheim. Eigentlich nicht ihre Berufung, aber warum sie ihr Studium auf der Zielgeraden schmiss und was die Kette mit den Blechdosen in ihrem Kofferraum bedeuten, bleibt noch im Dunkeln.
Elisabeth Kaiser, Elli in ihrer Jugendzeit, ist Witwe und offensichtlich nicht ganz freiwillig im Heim. Eine stolze, unbeugsame Frau ohne Familienangehörigen, der nach einem „Vorfall“ die Unterbringung in einem Heim für psychiatrisch auffällige Patienten droht. Sie überredet Karla recht resolut, man könnte es auch eine kleine Erpressung nennen, zu einer Reise. Über das Ziel schweigt sie sich aus, erst mal Richtung Süden.
In abwechselnden Erzählperspektiven nimmt uns die Autorin mit auf diese Reise. Während die Handlung aus Karlas Perspektive in der Gegenwart angesiedelt sind, schickt uns Ellis Part in die Vergangenheit zu einer jungen Schwimmerin, die in Melbourne ihre ersten olympischen Spiele erlebt. Sie nimmt die neuen Eindrücke mit allen Sinnen auf, ist aber noch sehr Kind ihrer Zeit. Trainer und Eltern sind ihre Leitsterne und die Melbourner Erlebnisse werden ihre Zukunft prägen.
Allmählich erfährt man die Geschichte der beiden so unterschiedlichen Frauen, die allmählich erkennen, dass zwischen ihnen eine stachelige Freundschaft wächst, die ihnen beiden guttut. Es trennen sie zwar fast zwei Generationen, aber es gibt Parallelen in ihrem Leben. Während wir mit den zwei Frauen durch Süddeutschland, Österreich und immer weiter nach Osteuropa fahren, wächst auch die Vertrautheit des Lesers mit den Protagonistinnen. Es gibt anrührende und emotionale Augenblicke, auch verrückte und skurrile Begebenheit und Situationen, die mich schmunzeln ließen.
Bei der Autorin spürt man die Empathie für ihre Figuren, das macht sie lebendig und menschlich und berührte mich auch unmittelbar. Allerdings hatte für mich die Geschichte auch Längen und manches schien mir zu langatmig. Aber das sind nur kleinere Abstriche in einer runden und schönen Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe und deren Ende mich glücklich stimmte.