Veröffentlicht am 24.12.2024
Claudius Crönert hat mittlerweile ja durch eine ganze Reihe von guten Historischen Romanen wie beispielsweise „Die Kathedrale des Königs“, „Das Kreuz der Hugenotten“, „Freyas Land“ oder „Das ewige Licht ...
Claudius Crönert hat mittlerweile ja durch eine ganze Reihe von guten Historischen Romanen wie beispielsweise „Die Kathedrale des Königs“, „Das Kreuz der Hugenotten“, „Freyas Land“ oder „Das ewige Licht von Notre-Dame“ auf sich aufmerksam gemacht, die grundsätzlich immer sehr interessant, spannend und mitreißend geschrieben sind und spätestens seit dem Hörbuch „Spieler-Gegenspieler“ zur Deutschen Nachkriegsgeschichte zähle auch ich mich zu seiner Fangemeinde. Mit seinem neuen Buch „Das Erbe der Karolinger“ wagt er sich nun an einen ganz großen Brocken gemeinsamer Deutsch-Französischer oder, wenn man ganz genau möchte, Fränkischer Geschichte heran.
Bereits auf den ersten Seiten des Romans spürt man, wie der Autor sich für dieses Epos die Zeit nimmt, alle Charaktere behutsam, gewissenhaft, authentisch und mit viel Tiefe in das Geschehen einzuführen. Sehr Detail-genau lernen wir Ludwig den Frommen kennen, der ja der Sohn von Kaiser Karl dem Großen und somit Urenkel des Hausmeiers Karl Martell war. Zu Beginn des Buches ist Ludwig nun seit drei Jahren Kaiser des Frankenreiches und seine friedliche Art die Frage mit den Bretonen zu lösen, stößt bei seinen beiden älteren Söhnen Lothar und Pippin sowie seinem Kanzler Helisachar nicht unbedingt auf Gegenliebe. Sein jüngster Sohn, der kleine Ludwig, ist noch zu jung, um sich da mit einmischen zu können, Tochter Rotrud und Ehefrau Irmgard hatten zu jener Zeit ohnehin nur eine höchst indirekte Möglichkeit der Einflussnahme und unter seinen engsten Beratern ist der Falkner Gerrik eher wortkarg und Ludwigs Beichtvater Benedikt bei diesem Treffen nicht anwesend. Hervorragend wie wir als Leser*in die angespannte Atmosphäre dieser Auseinandersetzung eintauchen und diese förmlich spüren können und zunehmend in die Handlung mit hinein gezogen werden. Schließlich wird Ludwig auch noch von herunterfallenden Teilen eines Dachs getroffen und verletzt. Ein Blick in die Geschichtsbücher verrät uns aber, dass er das nahezu unbeschadet überleben wird, sich danach aber Gedanken dazu macht, wie er sein Reich am besten aufteilen könnte. Wunderbar wie hier geschichtliche Fakten mit Fiktion verwoben werden und historische Persönlichkeiten wieder zum Leben erweckt werden – genau das ist es, was ich an diesem Genre so liebe.
Im einem Parallelstrang dürfen wir Judith bei ihrem Date mit Bauerssohn und Jugendliebe Martin kennenlernen. Allerdings ist es nicht unbedingt ideal, wenn man beim „Fastschäferstündchen“ mit heruntergezogener Hose des Liebhabers und dessen Hand in "verbotenen" Körperregionen Judiths von der kleinen Schwester erwischt wird, zumal wenn der Vater hoch hinaus möchte und das arme Mädel entgegen ihrer eigenen Gefühlswelt mit einem Adelsmann verheiraten möchte. Wir werden sehen, ob die kleine Emma sie möglicherweise doch verraten hat oder nicht.
Nun, da wir die historischen Gegebenheiten ja kennen und Judith letztlich unausweichlich Ludwigs zweite Frau und ihm dann in einigen Jahren den kleinen Karl den Kahlen schenken wird, haben wir noch viele Seiten voller packendem Lesegenuss' vor uns, auf denen wir die ganzen Streitereien und Intrigen bis hin zur Reichsteilung miterleben dürfen. Sprich: Wir haben hier ein gewaltiges, mitreißendes und fesselndes historisches Epos ganz nach meinem Geschmack vor uns. Tief dürfen wir dank Crönerts Werk in die Epoche der Karolinger eintauchen. Sicherlich nicht umsonst wurde die Leserunde auf 5 Wochen ausgelegt. Ein sehr umfangreiches Personenverzeichnis und und die präzisen Details der einzelnen Protagonisten unterstreichen diesen Eindruck – ich bin bereits von den wenigen Seiten der Leseprobe genau wie von dem Buchcover, es erinnert zwar an "Lord of the rings" mag wohl aber eher den Ring der Fränkischen Kaiser darstellen, wirklich sehr beeindruckt. Dieser Historische Roman rund um die Karolinger verspricht ein gut recherchiertes, grandioses Meisterwerk meines Lieblingsgenres zu werden. Ein absoluter Genuss und ein Muss für Geschichtsanhänger.