Der langsame Niedergang eines großen Reiches
„Das Erbe der Karolinger“ ist ein historischer Roman von Claudius Crönert.
Ludwig I., Kaiser des Fränkischen Reiches, tritt als Sohn und Nachfolger von Karl dem Großen in sehr große Fußstapfen. Um seine ...
„Das Erbe der Karolinger“ ist ein historischer Roman von Claudius Crönert.
Ludwig I., Kaiser des Fränkischen Reiches, tritt als Sohn und Nachfolger von Karl dem Großen in sehr große Fußstapfen. Um seine eigene Nachfolge früh zu regeln und damit die Einheit des Reiches weiter zu sichern, bricht er mit bis dahin üblichen Traditionen und ernennt seinen ältesten Sohn Lothar zum Mitkaiser. So möchte Ludwig I. verhindern, dass das Frankenreich nach seinem Tod unter seinen Söhnen aufgeteilt und damit immer kleiner wird. Schnell zeigt sich jedoch, dass Ludwig und sein Sohn Lothar unterschiedliche Vorstellungen von der Führung des Reiches haben. Während Ludwig allem voran um Frieden bemüht ist, will Lothar die Interessen des Reiches und vor allem seine eigene Macht mit aller Härte durchsetzen. Als Ludwig in zweiter Ehe Judith heiratet – eine Frau, für die auch sein Sohn Interesse gezeigt hat – schwelt der Streit immer mehr. Das Erbe von Karl dem Großen und damit die Einheit des großen Frankenreiches ist in Gefahr und scheint unter der Uneinigkeit der Familie zu zerbrechen.
Mit seinem historischen Romanepos, der in einem sehr edlen Gewand daherkommt, hat der Autor auf über 800 Seiten die Zeitspanne von 817 – 840 n.Chr. eingefangen. In 5 Teilen beleuchtet er dabei die Zuspitzung des Konflikts zwischen Vater und Sohn und wie Neid und Gier zu Streit und Krieg führen.
Die Schreibweise ist sehr flüssig und anschaulich. Die damaligen Lebensverhältnisse wurden gut eingefangen. Vor allem auch die Stellung der Frau wurde mehr als deutlich.
Die Protagonisten – allen voran Ludwig I. und Lothar – wurden authentisch gezeichnet. Mir hat hier sehr gefallen, dass beide mit ihren Stärken und Schwächen gezeigt wurden, sodass man als Leser durchaus erkennen konnte, dass die Ausgangslage nicht ganz so einfach war, um eine Einigkeit der Parteien herbeizuführen.
Die vielen verschiedenen innen- als auch außenpolitischen Herausforderungen, vor denen das Frankenreich zur damaligen Zeit stand, wurden sehr gut erklärt. Ludwig, der Fromme, stand als Herrscher dieses riesigen Reiches vor enormen Herausforderungen. Nicht nur die großen Entfernungen spielten dabei eine Rolle, sondern auch die Machtsicherung durch Allianzen, Verhandlungen, aber auch Krieg.
Auch wenn es viele Namen im Roman gab, konnte man diese nach kurzer Zeit sehr gut zuordnen.
Besonders gefallen hat mir die Rolle der Judith als kluge und diplomatische Persönlichkeit. Im Nachwort des Autors wird noch einmal verdeutlicht, dass es bei ihr unterschiedliche Auffassungen gibt, doch wie war sie wirklich?
Auch Emma als Frau vom jüngeren Ludwig hat mir in ihrer Persönlichkeit sehr gut gefallen.
So haben die Frauen in Zeiten der dominanten Männer in diesem Roman ihre berechtigte Rolle erhalten.
Der Roman war für mich eine sehr interessante Geschichtsstunde über eine Zeit, die nachhaltig das Bild von Europa wie es heute ist, geprägt hat. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, Fakten mit Fiktivem zu verknüpfen und zu einer unterhaltsamen Geschichte zu verbinden.
Ich kann dieses Buch jedem Freund historischer Romane nur ans Herz legen und vergebe 5 von 5 Sternen.