Das Cover ist an sich relativ schlicht gehalten, aber das Foto drückt für mich schon aus, dass es wahrscheinlich zu Streitigkeiten und wenig Entgegenkommen in der Gruppe kommen wird. Auch die Absurdität kommt hier schon zum Vorschein: vier formell gekleidete Männer und eine Frau im dezenten Kleid, die barfuß am Strand laufen und ein Kanu über den Köpfen tragen. Dass der Mann in der Mitte in die falsche Richtung läuft, geht hier schon fast unter, ebenso die Tatsache, dass die Frau ihre Schuhe in der einen Hand behält und nur mit einer Hand beim Kanu tragen hilft.
Der Einstieg in das Buch hat mir sehr gut gefallen, vor allem die nüchterne Schreibweise des Ich-Erzählers sticht mir ins Auge. Die Aussage, dass er völlig durchschnittlich und älter als dreißig sei, hat mich zum Lachen gebracht, weil sie schon erahnen lässt, wie die Geschichte weitererzählt werden wird. Die Absurditäten führen sich auch hier fort: der Erzähler bleibt völlig gelassen, als klar wird, dass die Maschine abstürzt, der Steward setzt sich seelenruhig hin und plaudert eine halbe Stunde, eine andere Frau feilt sich im Flugzeug die Nägel. Ich frage mich, ob es noch eine Rolle spielen wird, dass das Flugzeug von der UNO gechartert wurde? Vielleicht wird so nach dem Flugzeug und den vermissten Personen noch intensiver gesucht?
Wenn ich mir mit meiner Flugangst vorstelle, in dieser Situation zu sein, würden bei mir alle Sicherungen durchbrennen und ich könnte nicht mehr klar denken. Umso lustiger erscheint es, dass sowohl der Erzähler als auch die meisten der restlichen Passagiere alles völlig gelassen hinnehmen, selbst als klar ist, dass sie abstürzen werden.
Auf der Insel führt sich die nüchterne Beschreibung fort. Vor allem der starke Drang nach einer Zigarette erscheint so absurd, dass es schon wieder lustig ist.
Als Leser stolpert man mit dem Ich-Erzähler über die Insel. Das ist alles sehr gut beschrieben, eben weil es so schnörkel- und fast schon emotionslos anmutet.
Die ersten Tage vergehen wie im Flug, aber wenn ich mir vorstelle, dass die 48 Personen noch ein ganzes Jahr auf der Insel ausharren ehe sie einen Plan zur Flucht umsetzen, wie es im Klappentext heißt, bin ich sehr gespannt, was in dieser Zeit noch passieren wird. Werden alle überleben, wann wird die Stimmung kippen, werden sich Gruppen und Feindschaften bilden? Wird die Suche nach dem Flugzeugwrack erfolgreich sein und was hat es mit den Verhütungsspiralen aus dem Klappentext auf sich?
Die Geschichte ist sehr ungewöhnlich, sodass ich auf jeden Fall wissen möchte, wie es weiter geht. Es ist etwas ganz Anderes als das, was man normalerweise liest, man kennt genügend solcher Filme über einsame Inseln mit geretteten Passagieren, die aber meist realitätsnah und objektiv dargestellt sind. Deshalb liest sich das Buch sehr spannend, ich hoffe, es werden sich noch einige Abgründe des menschlichen Handelns auftun :)