Cover-Bild Die Flüchtigen
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Matthes & Seitz Berlin
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Fantasy & Science Fiction
  • Seitenzahl: 838
  • Ersterscheinung: 21.10.2021
  • ISBN: 9783751800396
Alain Damasio

Die Flüchtigen

Milena Adam (Übersetzer)

Sahar und Lorca führen mit ihrer Tochter Tishka ein glückliches Familienleben. Als Tishkas Bett eines Morgens leer ist, obwohl alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, verändert sich alles. Während Sahar sich zurückzieht und zunächst an eine Entführung glaubt, geht Lorca einer urbanen Legende nach: Er vermutet, dass Tishka bei den sogenannten Flüchtigen ist, Wesen, die angeblich unerkannt in den toten Winkeln unserer Wahrnehmung leben. Als merkwürdige Symbole an der Wand ihres Kinderzimmers erscheinen, steht fest: Tishka lebt, und sie versucht, zu kommunizieren. Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten versuchen Sahar und Lorca Kontakt aufzunehmen, und dringen in eine fremdartige Welt vor, die sich immer dort befindet, wohin wir gerade nicht schauen. Doch je näher sie ihrer Tochter kommen, desto größer wird das öffentliche Interesse an dem Fall, denn bald wird klar, dass die Flüchtigen die Fähigkeit haben, vermeintliche Notwendigkeiten radikal umzudeuten. Tishka wird zur meistgesuchten Person des Landes. Ob sie überhaupt noch eine Person ist oder schon etwas ganz anderes, ist nicht klar.

Alain Damasio zeigt einen vom Lobbyismus geprägten Kapitalismus im Endstadium: Überwacht werden wir nicht, um unterdrückt zu werden, sondern damit man uns Dinge verkaufen kann, die uns das Leben in der Überwachung erträglicher machen. Allein die Flüchtigen weisen den Weg aus dem Konsumzwang. Ihre Wandel- und Formbarkeit bildet sich in der Typografie ab, hinter der der Text immer mehr zum Rätsel wird.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2021

Zukunftsvision: Konsumwahn plus Vereinsamung

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Die Flüchtigen von Alain Damasio ist ein herausforderndes Meisterwerk und eins meiner Lesehighlights in 2021. Schon die äußere Erscheinung ist beeindruckend. Der halbtransparente Kolibri in der Bubble-Cloud ...

Die Flüchtigen von Alain Damasio ist ein herausforderndes Meisterwerk und eins meiner Lesehighlights in 2021. Schon die äußere Erscheinung ist beeindruckend. Der halbtransparente Kolibri in der Bubble-Cloud ist gerade noch zu erkennen, Licht und Schatten erscheinen unbestimmt. Fast gar nicht zu erkennen sind Autor und Titel des Romans. Beides lässt sich leichter fühlen als lesen. Alles schwimmt, scheint ständig in Bewegung zu sein. So gibt bereits das Cover in Grundzügen preis, was die Leser:innen erwartet.

Es gibt eine urbane Legende, wonach sogenannte Flüchtige existieren, die in toten Winkeln leben, immer dort, wohin wir Menschen gerade nicht schauen und dadurch für uns nicht wahrnehmbar sind. Lorca und Sahar, die Protagonisten des Romans haben vor zwei Jahren ihre Tochter Tishka verloren. Sie ist einfach über Nacht aus ihrem Kinderzimmer verschwunden, ohne dass es auch nur einen Hinweis auf einen Einbruch oder Ähnliches gegeben hätte. Während Sahar an eine Entführung glaubt und sich an Schreckensszenarien zermartert, verfolgt Lorca die Theorie der Flüchtigen. Er vermutet, Tishka ist mit den Flüchtigen mitgegangen. Deshalb lässt er sich auch zum Flüchtigenjäger ausbilden. Lorca glaubt fest daran, dass seine Tochter am Leben ist und dass er sie wiederfinden kann.

Eingebettet ist die Suche nach der verschollenen Tochter in eine überwachte, von maximalen Konsum bestimmte Welt um 2040. Städte, die wir heute kennen, gehören Konzernen. Der Zutritt innerhalb der Städte ist über Tarife geregelt. Für ein bequemes Leben, braucht es schon mindestens ein Premiumpaket. Darüber hinaus wird jeder ständig mit personalisierter Werbung gequält. Die Menschen insgesamt wirken gehetzt. Zur Finanzierung des eigentlich Unnötigen müssen sie teilweise erniedrigenden Jobs nachgeben. Für echtes Miteinander bleibt keine Zeit, das letzte Fünkchen Freizeit verbringen die Menschen in ihrer virtuellen Realität. Jeder verliert sich somit in der für ihn gedachten Blase.

Damasio zündet mit seinem Roman ein regelrechtes Feuerwerk kreativer Fortschreibung unseres aktuellen Lebens in die Zukunft, immer gespickt mit einem Pfund Gesellschaftskritik. Es ist kaum möglich, im Nachhinein alle Aspekte seines Romans wiederzugeben, geschweige denn, dies in sortierter Form zu tun. Damasio beschäftigt sich mit unserem rücksichtslosen Überkonsum und dessen Folgen für Flora und Fauna, mit den Möglichkeiten des technischen Fortschritts, wie dieser uns mental und körperlich evolutionstechnisch zurück schreiten lässt, sowie mit sozialer und kultureller Ausgrenzung. Dabei bedient sich der Autor einer gehobenen, mal wissenschaftlichen, mal philosophischen Sprache, die insgesamt noch recht flüssig lesbar ist.

Das ist allerdings noch nicht das Ende seiner kreativen, in meinen Augen schon künstlerischen Arbeit. Damasio fügt Besonderheiten in der Typografie ein. Der normale Fließtext wird mit zusätzlichen Zeichen angereichert, die die Leser:innen führen. Teilweise sind Buchstaben unvollständig. Keine Sorge, durch die langsame Einführung lässt sich das gut verstehen. Im Verlauf arbeitet der Autor zusätzlich mit Schüttelwörtern, was ich faszinierend fand, weil das beim Lesen, sobald man sich darauf eingelassen hat, automatisch wieder ausgeglichen wird.

Mich konnte Damasio begeistern. Sein Ideenreichtum hat mich maximal überzeugt. Ich kann nicht behaupten, all seine Ausführungen zu hundert Prozent verinnerlicht, also mir gemerkt zu haben. Es ist halt kein Roman zum Nacherzählen. Entscheidender für mich war der Gesamteindruck, den der Roman mir vermittelt hat, und die Empfindungen, die er bei mir ausgelöst hat. Die Flüchtigen und die Menschen in ihrer KI-Blase haben mich intensiv, auch in den Lesepausen beschäftigt. Selbst jetzt, wo ich die Lektüre beendet habe, wirkt der Roman noch nach.

„Die Flüchtigen“, der etwas über ein Kilo schwere Roman von Alain Damasio benötigt Zeit. Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, den Roman in Zehn-Seiten-Tranchen zu lesen. Gerade deshalb empfehle ich diesen hervorragend komplexen Roman gern all denjenigen, die mal ihre Komfortzone verlassen wollen und offen für experimentelles Lesen sind. Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Aufstand mit kollektiver Intelligenz

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In Frankreich bereits ein Bestseller, ist Alain Damasios atemberaubender und über 800 Seiten starker Roman „Die Flüchtigen“ nun in einer Meisterleistung der Übersetzung im Matthes & Seitz Verlag erschienen. ...

In Frankreich bereits ein Bestseller, ist Alain Damasios atemberaubender und über 800 Seiten starker Roman „Die Flüchtigen“ nun in einer Meisterleistung der Übersetzung im Matthes & Seitz Verlag erschienen. Der erzähl- und experimentierfreudige Autor hat eine dystopische, utopische und sehr musikalische Science-Fiction-Fantasy-Geschichte rund um sich ständig mutierende, unsichtbare und hybride Mischwesen geschaffen, die ein akustischer Meister der Tarnung in versteckten Winkeln der Umgebung sind.

Angesiedelt in Südfrankreich im Jahre 2040 schildert der überaus politische Roman keine sehr lebenswerte und durchdigitalisierte Welt in der Zukunft: Völlig überwachte Städte wie Orange gehören großen Privatunternehmen, der Kapitalismus bestimmt alles: durch Ringe am Finger, Chips in allen Gegenständen und taktilen Gehwegen wird der Konsumzwang nicht nur forciert, sondern auch gelenkt und kontrolliert. Wer sich widersetzt, wird bestraft. Tarife wie Standard, Premium oder Platin bestimmen, wie die Bewohner die Städte benutzen dürfen. So leben auch Lorca und Sahar, auch wenn sie ihre Fühler immer in Richtung Widerstand gestreckt haben. Seit dem mysteriösen Verschwinden ihrer vierjährigen Tochter Tishka liegt ihre Ehe schmerzhaft in Scherben. Lorca ist überzeugt, dass Tishka trotz fehlendem Lebenszeichen noch lebt und sich in der Welt der Flüchtigen befindet – er schließt sich einer geheimen, am Militär angesiedelten Flüchtigen-Jäger-Einheit an und lässt sich ausbilden.

Während Sahar anfangs noch skeptisch ist, mehren sich die Zeichen, dass Tishka tatsächlich unter die Flüchtigen gegangen ist. Schritt für Schritt erforschen Lorca und Sahar zusammen mit der kollektiven Intelligenz von Wissenschaftlern, Mystikern, Hackern, Philosophen, Jägern und aufständischen Besetzern das Wesen und Leben der Flüchtigen und treffen schließlich auf ihre veränderte Tochter – doch bald sind alle in Lebensgefahr, da die neue Regierung beschließt, die Flüchtigen gewaltvoll zu jagen und zu töten. Ein kriegsähnlicher Aufstand zieht auf, linksradikale Bewegungen und militante Gruppen des Landes treffen und verbinden sich, legen ihre Kompetenzen zusammen, um wieder frei leben zu können und privatisiertes Terrain zurückzugewinnen.

Überbordend, fantasiereich und einzigartig in der typografischen und polyphonen Erzählweise erschafft Damasio ins kleinste Detail verschiedene faszinierende Mikrokosmen, Sprachen und Visionen, die immer wieder überraschen. Jede Erzählstimme und Persepektive des Romans ist mit eigenen rätselhaften Satzzeichen, Akzenten und Klängen versehen – und je näher sie in Kontakt mit den Flüchtigen treten, umso veränderter wird die Sprache, die nicht nur mit Verdrehungen und Wortschöpfungen spielt, sondern auch Wert auf Klang und Reim legt. Es wird geflucht, geliebt, gekämpft und intellektuell philosophiert – neben sehr ausführlichen Action-Szenen, bei denen Damasios Leidenschaft als Videospielentwickler anzumerken ist, stehen poetische und tief bewegende Szenen einer Elternschaft in der Extremsituation. Diese warmen, atmosphärischen und eindringlichen Momente von Lorca und Sahar beim Verlieren, Suchen, Finden und Neukennenlernen ihrer Tochter dienen nicht nur als roter Faden in der ausschweifenden und von fiktiven Wissenschaften ausgeschmückten Geschichte, sondern berühren auch am tiefsten.

Alain Damasio fordert den Leser mit diesem außergewöhnlichen, voluminösen und größtenteils fesselnden Roman auf vielen Ebenen mit sehr vielen Details heraus – manchmal wird er dafür belohnt und manchmal zäh ermüdet: Eine Straffung der fast 850 Seiten wäre gerechtfertigt gewesen. Trotzdem ein einzigartiger und auch mit lakonischem Humor durchzogener Lesebrocken mit wichtigen Aussagen zur Offenheit gegenüber Neuem, Fremden oder alternativen Lebensformen. Und sehr kritischen Passagen über eine alles druchdringende, kontrollierende und technisierte Konsumwelt. Sehr lesenswert ist das Online-Journal der Übersetzerin Milena Adam zu ihrer fulminanten Bastel- und Übersetzungsarbeit am Roman.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Ein ungewöhnlicher und herausfordernder Roman

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„Die Flüchtigen“ ist ein Science-Fiction-Roman des französischen Schriftstellers Alain Damasio, für den er bereits 2019 und 2020 in Frankreich eine Auszeichnung erhielt.

Die Handlung spielt in der Zukunft ...

„Die Flüchtigen“ ist ein Science-Fiction-Roman des französischen Schriftstellers Alain Damasio, für den er bereits 2019 und 2020 in Frankreich eine Auszeichnung erhielt.

Die Handlung spielt in der Zukunft im Jahr 2040. Die Menschen in den Städten werden von großen Unternehmen überwacht. Es gibt Widerstand gegen diese Kontrolle und zu den Widerständlern gehören auch Lorca und Sahar Varése. Eines Nachts verschwindet ihre Tochter Tishka spurlos aus dem Kinderzimmer. Lorca vermutet, dass Tishka bei den Flüchtigen – unsichtbare Wesen, die von Flüchtigenjäger:innen gejagt werden und deren Existenz nur wenigen Menschen bekannt ist – befindet. Lorca und Sahar gehen sehr unterschiedlich mit dem Verlust ihrer Tochter um, wodurch sie sich entfremden.

Der Schreibstil von Alain Damasi lässt sich nicht leicht lesen, da er zum Einen viele Fremdwörter und Fachbegriffe verwendet und zum Anderen mit dem Schriftbild spielt, in der er diverse Sonderzeichen setzt, die sich immer wieder verändern. Auch seine Detailverliebtheit habe ich stellenweise als recht anstrengend empfunden. Es war aber nicht nur der Schreibstil, der mich hier gefordert hat, auch inhaltlich ist das Buch sehr komplex und intensiv, aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen.

Die unterschiedliche Charaktere sind gut gelungen und sind allein anhand ihrer Sprache zu unterscheiden. Die Flüchtigen erkennt man z.B. stets an ihren verdrehten Wörtern und Buchstaben. Während Lorca etwas philosophisches an sich hat, ist Sahar sehr emotional.

Die Darstellung der Zukunft ist beängstigend und erschreckend zugleich. Allerdings finde ich die komplette Überwachung und dass der Mensch mehr und mehr als Mittel zum Zweck gesehen wird, keineswegs absurd und das passt - leider - in unsere Zukunft.

Mich hat dieser Roman gefordert, ich habe das Lesen nicht immer genossen, aber ich freue mich, dass ich ihn gelesen habe. Wer nach einem intensiven Roman sucht, der nicht Mainstream ist, liegt hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 14.12.2021

Ein ungewöhnlicher Roman

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„Die Flüchtigen“ ist ein außergewöhnlicher Roman vom französischen Autor Alain Damasio, ins Deutsche übersetzt von Milena Adam.
Die Geschichte handelt von einer außergewöhnlichen Spezies – den Flüchtigen ...

„Die Flüchtigen“ ist ein außergewöhnlicher Roman vom französischen Autor Alain Damasio, ins Deutsche übersetzt von Milena Adam.
Die Geschichte handelt von einer außergewöhnlichen Spezies – den Flüchtigen und den Umgang mit diesen.
Eines Morgens ist die Tochter von Lorca und Sahar Varése spurlos aus ihrem Kinderzimmer verschwunden, ohne Spuren zu hinterlassen. Die Eltern vermuten, dass Tishka von den unbekannten Wesen mitgenommen wurde. Lorca begibt sich auf die Suche und versucht auch seine Frau dazu zu bringen, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Die Schreibweise von Damasio ist teilweise schwierig. Sehr spannende als auch hochemotionale Passagen wechseln sich mit eher technischen langatmigen Passagen ab. Leider lassen die zu lang geratenen Ausführungen auch leicht die Leselust dahinschwinden. Hier hätte Damasio sich durchaus kürzer fassen können.
Sehr interessant ist durch das gesamte Buch hinweg die Wahl der Schrift – diese ist durchsetzt mit Sonderzeichen, mal ein Punkt zu viel, mal einer zu wenig, Ecken, Backslashs usw. Schnell wird einem klar, dass die Wahl von Sonderzeichen immer auch einem bestimmten Protagonisten zuzuordnen ist, was mir besonders dabei geholfen hat, die jeweiligen Sichtweisen zuzuordnen.
Sehr gut gelungen sind die unterschiedlichsten Charaktere und die dazu passende Sprache. Man kann sich in diese Protagonisten sehr gut hineinversetzen. So weiß man sofort, dass Nér ein eher abgeklärter technisch versierter Militär ist und Sahar eher ein Gefühlsmensch, um zwei der Personen nur beispielhaft zu nennen.
Die Flüchtigen und ihre damit verbundenen Eigenschaften kommen teilweise durch verdrehte Buchstaben und Wörter zum Vorschein. Dies fällt beim Lesen teilweise doch eher schwer.
Damasio zeichnet eine Welt im Jahre 2040, in der die Städte privatisiert sind und man in verschiedenste Klassen eingestuft wird – von Standard bis Platin. Demzufolge kann man auch verschiedene Bereiche der Stadt nutzen oder auch nicht. Nahezu alles ist digitalisiert und der Mensch im Kompletten wird überwacht.
Das erschreckende an der dargestellten Welt ist, dass diese gar nicht so abwegig ist – befinden wir uns doch heute schon in einer zunehmenden Digitalisierung und damit verbundenen Bequemlichkeit. Daten werden erfasst und für passende Werbezwecke verwendet.
Für mich war dieses Buch somit nicht nur eine nette Geschichte über eine fremde Spezies, sondern auch eine Anregung zum Nachdenken über den heutigen Umgang mit der Digitalisierung.
Der Roman beinhaltet dabei nicht nur eine Familiengeschichte, sondern er vermittelt auch Gesellschaftskritik.
Alles in allem war „Die Flüchtigen“ für mich eine große Leseherausforderung. Es ist nicht nur ein wirklicher Wälzer mit seinen 838 Seiten, sondern es ist auch ein Buch, was man nicht einfach so nebenbei lesen kann. Es fordert höchste Konzentration. Stück für Stück werden einzelne Puzzleteile zusammengesetzt und Geheimnisse gelüftet. Auch überraschende Wendungen sind durchaus enthalten.
Aufgrund der zwischendurch aufkommenden Längen und schwierigen Sprache bekommt es von mir einen Punkt Abzug! Jedoch muss ich sagen, dass es für mich eine Leseerfahrung war, die auf jeden Fall noch eine Weile nachklingen wird.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Komplexe Utopie

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Wir schreiben das Jahr 2040. Die Städte wurden an Konzerne verkauft, die sich wiederum ihre Dienstleistungen von den Bürgern bezahlen lassen. Die Gesellschaft wird in Klassen eingeteilt. Durch diese Klassen ...

Wir schreiben das Jahr 2040. Die Städte wurden an Konzerne verkauft, die sich wiederum ihre Dienstleistungen von den Bürgern bezahlen lassen. Die Gesellschaft wird in Klassen eingeteilt. Durch diese Klassen hat man mehr oder weniger Rechte und Zugänge innerhalb der Städte. Überwacht werden die Aktivitäten und Verhaltensweisen über einen Ring, den jeder an der Hand zu tragen hat. Wir begleiten allerdings Lorca. Er gehört zu den Wenigen, die es bevorzugen auch mal unerkannt durch die Stadt zu laufen. Zusammen mit seiner Frau Sahar leistet er gerne mal Wiederstand gegen das vorherrschende System. Doch als seine Tochter Tishka von heute auf morgen verschwindet, trennen sich die Beiden. Lorca will nicht glauben, dass Tishka eventuell tot sein könnte und stellt die Hypothese auf, dass sie eventuell bei den Flüchtigen untergekommen ist. Doch wie kommt man am besten an diese noch unbekannte Spezies? Man schließt sich den Leuten an, die sie jagen und erforschen. Gemeinsam mit Lorca, Saskia, Agüero, Nér und Arshavin dringend wir in die Welt der Flüchtigen ein.

Wir bekommen direkt einige fachliche Einblicke die Aufnahmeprüfung. Vor allem die ersten Kapitel waren für mich äußerst schwierig zu verstehen, da sie von Theorie nur so durchzogen waren. Mit der Aufnahmeprüfung wird man direkt reingeschmissen ohne eine konkrete Richtung zu haben. Die Grundidee finde ich unglaublich spannend und mitreißend. Die Umsetzung war mir leider zu theoretisch und zu viel auf einmal.

Die Handlung wird abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Charaktere erzählt. Die persönliche Signatur der jeweiligen Protagonisten ergibt sich durch wiederkehrende Zeichensetzung. Die Charaktere sind unfassbar gut ausgearbeitet. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und wächst im Verlauf des Buches über sich hinaus. Die Leute bleiben hierbei stets authentisch. Die zwischenmenschlichen Aspekte sind sehr gut ausgearbeitet, man füllt die ganze Zeit diese Zusammengehörigkeit.

Die Handlungsführung war logisch und größtenteils verständlich. Die Kapitel waren mir leider zu lang, die Kapitel hätten gut noch etwas eingekürzt werden. Leider wurde mein Lesefluss durch die viele Theorie, die Sprechweise der Flüchtigen und die Lektoriatsfehler behindert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Buch einen äußerst interessanten Ansatz verfolgt. Die Schreibweise ist sehr komplex und anspruchsvoll, wodurch den Leseflow etwas ins Stocken kommen kann. Die Idee der Handlung ist dennoch neu, zumindest habe ich vergleichbares noch nie gelesen. Durch die Parallelen die man zur heutigen Gesellschaft ziehen kann, bin ich mir recht sicher, dass mich diese Utopie noch lange begleiten wird.

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