Jede*r verbirgt ein Geheimnis. Aber manche töten dafür.
In dem historischen Kriminalroman »Das Haus in der Half Moon Street« jagt der junge Leo Stanhope den Mörder seiner großen Liebe - und riskiert damit sein Leben.
London 1880. Leo Stanhope, Assistent der Gerichtsmedizin, macht eine merkwürdige Entdeckung: In der Jackentasche eines angeblich in der Themse ertrunkenen Mannes findet er eine Ale-Flasche, in deren Etikett das Wort »Mercy« eingeritzt ist.
Kurz darauf landet eine zweite Leiche aus der Themse auf seinem Tisch, und ihr Anblick wirft Leos Leben gewaltsam aus der Bahn: Es ist Maria, seine große Liebe. Und sie wurde ermordet. Bald fällt der Verdacht auf ihn, und so macht er sich selbst auf die Jagd nach dem Mörder. Doch dabei droht sein lange gehütetes Geheimnis ans Licht zu kommen - und das könnte ihn nicht nur die Freiheit, sondern sogar das Leben kosten.
Glänzend recherchiert, fesselnd geschrieben und voller Atmosphäre: Das ist Alex Reeves historischer Kriminalroman »Das Haus in der Half Moon Street«, in dem der besondere Ermittler Leo Stanhope im viktorianischen London den Mörder seiner großen Liebe Maria jagt.
»Es ist schwierig, im historischen Kriminalroman einen wahrhaft außergewöhnlichen Protagonisten zu erschaffen. Alex Reeve ist es geglückt.« - Sunday Times
London 1880. Leo Stanhope ist Assistent der Gerichtsmedizin, als eines Tages die Leiche einer Frau dort landet. Maria, die Frau, die Leo liebt. Offensichtlich wurde die Prostituierte ermordet und schon ...
London 1880. Leo Stanhope ist Assistent der Gerichtsmedizin, als eines Tages die Leiche einer Frau dort landet. Maria, die Frau, die Leo liebt. Offensichtlich wurde die Prostituierte ermordet und schon bald ist Leo der Hauptverdächtige. Der Tod eines Mannes scheint mit Marias Tod zusammenzuhängen, denn auch er arbeitete in dem Hurenhaus. Leo macht sich selbst auf die Suche nach dem Mörder.
Ich lese sehr gerne historische Krimis und freue mich immer, wenn ich ansprechende neue Reihen entdecke. Hier hat mich der ungewöhnliche Protagonist angesprochen. Ich will hier nicht spoilern, weshalb ich über die Besonderheit nichts sagen werde, aber es ist ein wirkliches außergewöhnliches Geheimnis, das Leo mit sich herumträgt. Das hat mir sehr gefallen, auch weil die Aufdeckung des Geheimnisses für Leo ein böses Ende mir sich bringen würde.
Leo fand ich als Mensch sehr ansprechend. Er ist höflich und auch romantisch, wie er in Maria seine große Liebe gefunden zu haben glaubt, auch wenn die junge Frau auch zu vielen anderen Männern nett sein muss, die ihre Dienste in Anspruch nehmen. Leos Leben im Haus des Apothekers Alfie und seiner Tochter Constance ist sehr ansprechend geschildert, ebenso seine Arbeit als Assistent der Gerichtsmedizin. Auch sind die Mordfälle zu lösen, deren Täter nicht so leicht zu enttarnen ist. Immer wenn man denkt, dass man genau weiß, was passiert ist, kommt wieder ein anderer Verdächtiger um die Ecke.
Ich bin sehr gespannt, wie es mit Leo weitergehen wird und freue mich deshalb auf den zweiten Teil der Reihe! Gut!
Leo Stanhope ist Assistent eines Pathologen im Viktorianischen London. Als seine Geliebte auf dem Seziertisch landet, glaubt Leo nicht an einen Unfall. Er stellt Nachforschungen an und macht sich ...
Inhalt
Leo Stanhope ist Assistent eines Pathologen im Viktorianischen London. Als seine Geliebte auf dem Seziertisch landet, glaubt Leo nicht an einen Unfall. Er stellt Nachforschungen an und macht sich schon bald mächtige Feinde. Nicht zuletzt auch, weil er ein gefährliches Geheimnis hütet. Denn Leo hat den Körper einer Frau.
Meinung
Ein Trans-Mann im 19. Jahrhundert. Ist das überhaupt realistisch? Wer das Nachwort des Autors liest weiß: ja, das ist es. Für mich war es das erste Buch mit einer Trans-Person als Protagonist und nach anfänglichen Zweifeln war ich sehr positiv überrascht.
Erst einmal davon, dass diese Tatsache zwar eine nicht ganz kleine Rolle in dem Roman spielt, aber gleichzeitig so gar nicht mit den Ermittlungen und dem Mordfall verbunden ist. Leo ist ein Mann in einem Frauenkörper und das weiß der Autor sehr feinfühlig und ehrlich zu erzählen. Dies nimmt auch durchaus Raum ein, denn im 19. Jahrhundert war die Transition ein Verbrechen, das mit Gefängnis oder Irrenhaus bestraft wurde. Die Schwierigkeiten, die ein solches Leben mit sich bringen, zu einer Zeit, in der das in der Öffentlichkeit totgeschwiegen wurde, fügen sich mühelos in den eigentlich Hauptplot ein. Es geht nie darum, das Leo mit seiner Identität an sich hadert, sondern vielmehr darum, wie er mit den Urteilen der Gesellschaft und seiner Stellung darin umgeht.
Insgesamt sorgt Leos Lebenssituation zusammen mit dem Mord für eine ziemlich düstere Stimmung, die auch dem gleichzeitig pragmatischen und doch irgendwo träumerischen Stil geschuldet ist. Leo erzählt seine Geschichte aus der Ich-Perspektive mit seinem ihm eigenen Pragmatismus, der nicht selten durch eine träumerische Romantik und deutlichen Zynismus durchsetzt ist. Er passt perfekt in das Szenario und lässt den Leser ein düsteres London erleben, in dem Leo seinen Platz immer wieder neu finden muss.
Der Kriminalfall auf der anderen Seite ist durchweg spannend und gibt einem als Leser bis ganz zum Schluss Rätsel auf. Aber keine Sorge, am Ende sind alle Fragen geklärt. Wie schon anfangs erwähnt spielt darin die Tatsache, dass Leo trans ist überhaupt keine Rolle. Auch etwas, das sich der Autor zum Ziel gesetzt hat und das er definitiv erreicht hat. Nie ist es Leos Identität, die ihn bei seinen Nachforschungen in eine Sackgasse laufen lässt. Und auch der Mord selbst, so viel darf verraten werden, hat überhaupt nichts mit ihm zu tun. Vielmehr werden auf eine Art zwei Handlungsstränge erzählt, die gekonnt und an genau den richtigen Stellen miteinander verknüpft sind, sodass sie eine Einheit bilden.
Fazit
Ein spannender, wenn auch etwas düsterer Krimi, der das Viktorianische London mit all seinen ungeschönten Fassetten vor dem inneren Auge lebendig werden lässt.
Leo Stanhope, Spross eines Pfarrers, arbeitet als Assistent für die Gerichtsmedizin und gilt als gewissenhafter Kollege. Keiner ahnt etwas von seinem brisanten Geheimnis, das ihn, falls es ...
London 1880:
Leo Stanhope, Spross eines Pfarrers, arbeitet als Assistent für die Gerichtsmedizin und gilt als gewissenhafter Kollege. Keiner ahnt etwas von seinem brisanten Geheimnis, das ihn, falls es jemals ans Tageslicht käme, einige Jahre Zuchthaus einbringen könnte. Obwohl er endlich mit sich im Reinen ist, macht es ihm trotzdem zu schaffen, dass seine Familie nicht damit leben konnte und mit ihm brach, da es ihn einst große Überwindung kostete, endlich zu sich und seiner Veranlagung zu stehen.
Daher hat er der ländlichen Idylle den Rücken gekehrt und lebt nun in der Großstadt, wo er bei einem freundlichen, verwitweten Apotheker, der mittlerweile mehr platonischer Freund als Vermieter ist, ein Zimmer gemietet hat. Doch die Apotheke hat schon mal bessere Zeiten erlebt und so bemüht sich Leo nach Kräften, seinen Freund und dessen halbwüchsige, naseweise Tochter, in allen möglichen Belangen zu unterstützen. Regelmäßig sucht Leo das Bordell in der Half Moon Street auf, denn dort arbeitet seine große Liebe, Maria. Er träumt insgeheim davon, ihr eines Tages ein besseres Leben bieten zu können, doch sein Schachpartner hält ihn für einen naiven Träumer.
Tatsächlich fällt Leo aus allen Wolken, als er eines Tages auf dem Seziertisch, ausgerechnet Marias sterbliche Überreste vor sich liegen sieht und bricht beinahe zusammen. Er beschließt auf Mördersuche zu gehen, doch die Polizei hat zunächst ihn als möglichen Täter im Visier. Leos Nachforschungen ergeben, dass Maria nicht ganz die Frau war, für die er sie hielt. Und es gab wohl auch einen Mann, den sie heiraten wollte. Obwohl Leos Enttäuschung groß ist, ob ihrer Lügen, will er dennoch nicht aufgeben und den wahren Täter entlarven. Denn die Polizei hat keine großen Ambitionen, den Mord an einer Prostituierten aufzuklären. Dabei bringt er sich jedoch in Lebensgefahr…
„Das Haus in der Half Moon Street“ ist der Auftaktband einer neuen historischen Krimireihe die im viktorianischen London spielt, was sogleich meine Neugierde weckte, da ich dieses Zeitalter sehr spannend finde. Leo Stanhope, die Hauptfigur dieser Reihe, ist in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Romancharakter. Damit spiele ich weniger auf sein Geheimnis an, sondern auf seine Fähigkeiten. Denn obwohl er keinesfalls der Polizei zugehörig ist, ist er außergewöhnlich scharfsinnig, empathisch und ein Meister des Schachspiels. Und trotz seiner Selbstsicherheit, nach außen hin getragen, ist er im Inneren doch ganz anders gestrickt. Von Zweifeln getrieben und in ständiger Furcht, dass sein Geheimnis irgendwann doch gelüftet wird. Ich habe lange überlegt, ob ich in meiner Rezension sein Geheimnis spoilern soll, denke aber, dass es nötig ist, um einige Punkte anzusprechen. Andererseits wird Leos Geheimnis eigentlich schon ganz am Anfang gelüftet und es mag womöglich auch Leser geben, denen die Thematik nicht liegt, da im Klappentext nichts davon Erwähnung findet. Also-
wer sich also lieber überraschen lassen möchte, liest an dieser Stelle bitte nicht weiter….
Alex Reeve erzählt in seinem Nachwort, wie es dazu kam, dass er sich für einen Transgenderprotagonisten als Romanhelden entschied und ich fand, dass er die Gedankenwelt der Hauptfigur unglaublich realistisch und nachvollziehbar geschildert hat, so dass man sich, auch als Außenstehender, sehr gut in Leo, die einst als Mädchen aufgezogen wurde, sich aber immer schon männlich fühlte, hineindenken kann.
Der Roman, wird aus der Sicht von Leo, also in „Ich-Form“ erzählt, was mir sehr gut gefallen hat, denn ansonsten hätte man womöglich zu wenig mit dem Protagonisten anfangen können, da er sich der Außenwelt gegenüber sehr wortkarg und zugeknöpft gibt. (aus nachvollziehbaren Gründen).
Die Nebenfiguren in diesem Roman blieben, abgesehen von zwei, drei Ausnahmen, allerdings recht blass, so dass es mir anfangs recht schwer fiel, sie auseinander zu halten, bzw. ihre Verbindungen nachzuvollziehen. Dazu zog sich die Handlung in der ersten Hälfte des Romans und Spannung kam leider so gut wie gar nicht auf. Erst ab der zweiten Hälfte änderte sich das gottlob. Der Autor hat dazu einige falsche Fährten eingebaut, so dass man wie Leo Stanhope auch, fast bis zum Ende im Dunklen tappt bezüglich der Mördersuche.
In Romanen ein No-Go, sind für mich „Raping-Szenen“. Sicherlich, Männer gingen damals nicht gerade zimperlich mit Frauen um, doch mir wäre es lieber gewesen, wenn der Autor dabei nicht ganz so ins Detail gegangen wäre. Dazu kommt die düstere, deprimierende Atmosphäre, die in großen Teilen in diesem Krimi vorherrscht, die sicherlich nicht jedermanns Sache sein mag. Ich erwähne das, damit zarter besaitete Leser vorab gewarnt sind.
Ich bin, ob meiner Bewertung, ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits ist „Das Haus in der Half Moon Street“ durchaus atmosphärisch geschrieben und weist historisches Flair auf. Dazu steht nicht nur, wie in vielen anderen Büchern, die Upper Class im Fokus, sondern auch mal der Durchschnittsbürger, was mir ebenfalls gut gefallen hat. Und Leo Stanhope hat durchaus Potential. Andererseits habe ich mich mit der ersten Hälfte des Romans recht schwer getan, während der Autor mich dann doch in der zweiten Hälfte richtig packen konnte mit seiner Story. Daher vergebe ich für den ersten Band erst einmal 3.5 von 5 Punkten und hoffe sehr, dass Leos Freunde und andere Nebenfiguren, in den Folgebänden, noch mehr an charakterlicher Tiefe gewinnen werden und der zweite Fall dann auch etwas spannender daher kommt.
Kurz gefasst: Solider Auftaktband um einen Mann voller Geheimnisse, der im viktorianischen London auf detektivischen Pfaden wandelt.
1880. In der Londoner Gerichtsmedizin landet ein Mann, der allem Anschein nach ohne Gewalteinwirkung ertrunken ist, einzig eine Ale-Flasche, auf deren Etikett ein Wort eingeritzt wurde, macht ...
Beschreibung
1880. In der Londoner Gerichtsmedizin landet ein Mann, der allem Anschein nach ohne Gewalteinwirkung ertrunken ist, einzig eine Ale-Flasche, auf deren Etikett ein Wort eingeritzt wurde, macht den Assistenten Leo Stanhope stutzig. Nur wenig später wird eine zweite Leiche aus der Themse gefischt und landet auf dem Tisch der Gerichtsmedizin, doch dieses Mal wird Leo Stanhopes Welt komplett umgekrempelt, denn die Tote ist seine große Liebe Maria Milanes, welche als Prostituierte in einem Bordell in der Half Moon Street gearbeitet hat.
Der gewaltsame Mord an Maria Milanes ruft die Polizei auf den Plan und Leo Stanhope steht auch auf der Liste der Verdächtigen. Verzweifelt macht er sich auf die Suche nach dem wahren Mörder und läuft dabei Gefahr sein eigenes Geheimnis preis zugeben, welches ihn sein Leben kosten kann…
Meine Meinung
Kriminalromane mit dem gewissen Extra landen immer wieder auf meinem Lesestapel und so konnte ich bei Alex Reeves erstem Fall für Leo Stanhope in »Das Haus in der Half Moon Street« kaum widerstehen, schließlich verspricht der Klappentext einen ganz besonderen Ermittler und zudem spielt die Geschichte im viktorianischen London – ein Setting, das mich ebenfalls anspricht, da es sofort mein Kopfkino anspringen lässt.
Alex Reeve nutzt in seinem Debütroman allerdings nicht das Potential des Settings und lässt auch den Kriminalfall in seichten Gewässern vor sich hinplätschern. Im Fokus steht sein Protagonist Leo Stanhope, der als Mädchen zur Welt kam und es dementsprechend nicht leicht in seinem Leben hatte. Aufgrund seines Andersseins von der Familie verstoßen, führt Leo ein einsames Leben mit seinem Geheimnis in der Stadt und es gibt nur wenige Eingeweihte, wie z. B. die Prostituierte Maria Milanes, der Leos Herz gehört.
Die Schwierigkeiten von Leos Leben als Transsexueller im 19. Jahrhundert bildet das Herzstück der Geschichte und daher nimmt auch seine Gefühlswelt sowie die alltäglichen Herausforderungen eine tragende Rolle ein. Als seine große Liebe bei ihm in der Gerichtsmedizin landet, werden auf einen Schlag seine Zukunftsträume ausradiert und er selbst gerät als Verdächtiger in eine lebensgefährliche Situation.
Motiviert durch den Schmerz des Verlustes, beginnt Leo Stanhope auf eine Faust mit Ermittlungen, denn die Behörden haben kein großes Interesse den Mord an einer Prostituierten aufzuklären. Bei seinen Nachforschungen wird Leo klar, dass er Maria kaum kannte, doch trotz seiner Zweifel setzt er alles daran, die Wahrheit aufzudecken. Leos Bemühungen bringen dabei nicht nur ihn in große Gefahr.
Der Autor schreckt nicht vor explizit geschilderten Gewalt und Missbrauchsszenen zurück, sodass der Roman sicherlich eine Triggerwarnung verdient hätte. Das Gesamtpaket aus History, Diversität und Kriminalfall konnte mich leider nicht ganz überzeugen, da die Mischung für mich zu unausgewogen daherkam, dafür mochte ich Leo Stanhope als Charakter sehr gerne. Wer auf besondere Romanhelden steht, kann hier also durchaus einen Blick riskieren.
Fazit
Alex Reeve hat sich für seinen Debüt-Krimi einen besonderen Ermittler erdacht, der Leserherzen erobert, jedoch kam mir Setting und Spannung zu kurz.
Historische Kriminalromane gibt es wie Sand am Meer. Und auch die Verortung von Zeit und Raum, heißt das Viktorianische Zeitalter und London, ist kein Alleinstellungsmerkmal. Sie sind mal mehr, mal weniger ...
Historische Kriminalromane gibt es wie Sand am Meer. Und auch die Verortung von Zeit und Raum, heißt das Viktorianische Zeitalter und London, ist kein Alleinstellungsmerkmal. Sie sind mal mehr, mal weniger gelungen, was meist darin begründet ist, ob es dem/der Autor*in gelingt, die gesellschaftliche Realität sowie den etablierten strengen Moralkodex dieser Zeit zu transportieren. Oft beschränkt sich dies auf wabernde Nebel, die sich im Schein der Gaslaternen vom Themse-Ufer aus ausbreiten und über das Kopfsteinpflaster der Elendsviertel legen.
Glücklicherweise verzichtet Alex Reeve in seinem Erstling „Das Haus in der Half Moon Street“ auf die Nebelschleier, verharrt aber dennoch weitestgehend in den gängigen Narrativen dieses Genres. Die Quartiere sind trostlos, die Lebensbedingungen im Bauch der Metropole von ständigen Existenznöten geprägt, speziell für die Frauen, die oft keinen anderen Ausweg als die Prostitution sehen, um zu überleben. Oder auch nicht, denn viele verrecken elendig auf dem Küchentisch einer Engelmacherin.
Doch es gibt etwas Neues, nämlich die Hauptfigur, Leo Stanhope. Geboren als Charlotte, Tochter eines Landpfarrers, früh wissend, dass sein Geschlecht nicht seiner Identität entspricht, hat er sich auf den Weg in die Metropole gemacht und arbeitet nun als Assistent in der Londoner Gerichtsmedizin, immer bemüht, sein Geheimnis zu bewahren. Einzige Vertraute ist Maria, eine junge Frau, die als Prostituierte arbeitet und in die er verliebt ist. Als sie tot aufgefunden wird, scheint er zunächst der einzige Verdächtige zu sein, was schließlich mit seiner Verhaftung endet. Doch hinter den Kulissen werden die Fäden gezogen, Leo kommt frei und setzt alles daran, den wahren Mörder seiner großen Liebe in einer Welt voller Lügen zu finden, ohne das Geheimnis seiner Identität zu verraten.
Aus diesen Gegebenheiten hätte man einen interessanten Kriminalroman entwickeln können. Hätte…hat man aber nicht. Die Story bleibt über weite Strecken diffus, angefüllt mich Nebensächlichkeiten, die Charakterzeichnungen überzeugen allesamt nicht. Der Zwiespalt, in dem sich Leo befindet, wird lediglich an körperlichen Merkmalen festgemacht, und zwar so, als ob dies alles wäre, was Transgender-Personen beschäftigt. Das hätte man durchaus differenzierter darstellen können und sollen. Man spürt zwar die Unsicherheit des Protagonisten, aber dessen ständiges Zaudern, sein Klagen zieht die Handlung über Gebühr in die Länge, ohne für einen Fortschritt zu sorgen, und zwar in jeder Hinsicht, insbesondere was die Persönlichkeitsentwicklung der Hauptfigur angeht. Aber vielleicht tut sich in dieser Richtung ja etwas in dem Nachfolgeband „Der Mord in der Rose Street“, der im Mai 2022 erscheinen wird.