Cover-Bild Nachtblaue Blumen
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Limmat
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 14.03.2024
  • ISBN: 9783039260744
Alexander Kamber

Nachtblaue Blumen

Roman
Paris um 1890, eine junge Cabaret-Tänzerin wird in die Nervenheilanstalt Salpêtrière eingeliefert. Um die Existenz der rätselhaften Krankheit «Hysterie» zu beweisen, veranstaltet der leitende Nervenarzt in der Klinik Vorführungen vor internationalem Publikum. Dabei scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen: Die jungen Patientinnen bewegen sich unkontrolliert, verdrehen die Augen, brechen vor der Zuschauerschaft zusammen.
Auch die Tänzerin und ihre Freundin Cléo, der wegen ihrer Krämpfe Medikamente verabreicht werden, dienen als Fallbeispiele. Warum verschlimmert sich die gespenstische Krankheit bei ihnen stetig? Gibt es einen Weg raus aus der Salpêtrière, die man im Paris der Jahrhundertwende die «weibliche Hölle» nannte?
Um nicht den Verstand zu verlieren, hält die Tänzerin alles in ihrem Notizbuch fest. Ein feiner und humorvoller Roman.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2024

Krankheit des Geistes

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Paris 1890, eine junge, namenlose Tänzerin wird in die berüchtigte Nervenheilanstalt der Stadt eingewiesen. Nach Meinung ihres Patrons, ihres Chefs im Variete, leidet sie wohl an Hysterie, einer Erkrankung ...

Paris 1890, eine junge, namenlose Tänzerin wird in die berüchtigte Nervenheilanstalt der Stadt eingewiesen. Nach Meinung ihres Patrons, ihres Chefs im Variete, leidet sie wohl an Hysterie, einer Erkrankung des Geistes, die zur damaligen Zeit oft Frauen angedichtet wurde, wenn sie sich nicht so verhalten, nicht so funktioniert haben, wie gesellschaftlich gewünscht. Eine Tänzerin, die nicht mehr tanzen will, kann schließlich nur krank sein und bedarf dringender Hilfe, um ihre Tätigkeit wieder aufnehmen zu können.

Autor Alexander Kamber legt seinem Roman nach eigener Aussage die lange verschollenen Aufzeichnung einer jungen Frau vor, die einige Zeit Insassin in der Pariser Nervenheilanstalt war. Der Name der Frau ist nicht angegeben, sie erzählt von ihrer Ankunft in der Anstalt, in Rückblicken von den Ereignissen, die dazu geführt haben, das sie hier gelandet ist, vom Alltag, den Therapien, ihren Mitpatienten und vor allem von den Vorführungen, in denen der Professor vor Publikum die Patientinnen vorführt und ihre Erkrankungen erklärt. Das es sich hierbei eher um gut geschauspielerte Inszenierungen handelt, für die nur bestimmte Patientinnen ausgewählt werden, ist schnell klar.

Die unregelmäßigen, mal länger, mal kürzeren Aufzeichnungen geben interessante Einblicke in die Methoden der Ärzte, die mit viel Scharlatanerie und Halbwissen an der Psyche der ihnen ausgelieferten Frauen herumspielen. In einigen der Erinnerungen ist immer wieder von einem Zigarre rauchenden deutschen Arzt die Rede, der während seiner Sitzungen die Patientinnen hypnotisiert und versucht ihre Träume zu deuten. Bei den Beschreibungen der "Vorführungen" des Professors spürt der Leser wie ausgeliefert die Frauen den Ärzten sind und wie sehr sie aber gleichzeitig nach der Anerkennung hungern, die sie bekommen, wenn sie für diese Aufgabe ausgewählt werden.

Die Aufzeichnungen enden sehr abrupt, der Leser bleibt zurück mit der Frage, was wohl aus der jungen Tänzerin geworden ist. Aus ihr und aus ihren Leidensgenossinen.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Ein Bericht

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Das Buch handelt von Frauen, die wegen angeblicher Hysterie in einem Sanatorium behandelt wurden. Es ist 1890 und die Behandlungsmethoden sind mehr als fragwürdig, z.B. Hypnose.
Dieses Thema wurde schon ...

Das Buch handelt von Frauen, die wegen angeblicher Hysterie in einem Sanatorium behandelt wurden. Es ist 1890 und die Behandlungsmethoden sind mehr als fragwürdig, z.B. Hypnose.
Dieses Thema wurde schon öfter in der Literatur beschrieben. Der Autor Alexander Kamber verfügt über die Sensibilität, die Gefühlswelt seiner Protagonistin zu erfassen. Sie ist 16 und Waise.
Ihre Berichtsform funktioniert für das Buch. Mit Cleo, mit der sie sich im Sanatorium befreundet, gibt es eine weitere interessant Figur. Das Buch lässt einen als Leser nicht unberührt.
Es ist ein kurzer, aber lesenswerter Roman.

Veröffentlicht am 14.03.2024

Intensive Geschichte

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Nachtblaue Blumen ist ein kurzer dafür aber sehr intensiver Roman. Eigentlich nicht wirklich ein Roman sondern die Aufzeichnungen einer jungen Frau die Ende des neunzehnten Jahrhunderts in der französischen ...

Nachtblaue Blumen ist ein kurzer dafür aber sehr intensiver Roman. Eigentlich nicht wirklich ein Roman sondern die Aufzeichnungen einer jungen Frau die Ende des neunzehnten Jahrhunderts in der französischen Nervenheilanstalt Salpêtrière Patientin war. Sie erzählt von ihrem Alltag, den Ärzten, Untersuchungen und anderen Patientinnen..

Durch den Erzählstil der an ein Tagebuch erinnert hatte ich das Gefühl mit der namenlosen Frau durch die Gänge der Klinik zu gehen. Und ihre Geschichte hautnah zu erleben.

Eine Geschichte die mich berührt hat und gleichzeitig fasziniert. Sie bietet einen Einblick in den Alltag der Klinik der so selten zu finden ist. Danke an den Herausgeber das er diese Geschichte entdeckt hat.

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Veröffentlicht am 01.08.2024

Die Pariser Nervenklinik Salpêtrière um 1890 – «Die weibliche Hölle»

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Ende des 19.Jahrhunderts grassierte in Paris eine neuartige Krankheit, die Hysterie. Sie befiel vorwiegend junge Frauen, die sich auf irgendeine Weise nicht angepasst verhielten. In der Klinik Salpêtrière, ...

Ende des 19.Jahrhunderts grassierte in Paris eine neuartige Krankheit, die Hysterie. Sie befiel vorwiegend junge Frauen, die sich auf irgendeine Weise nicht angepasst verhielten. In der Klinik Salpêtrière, auch bekannt unter «Die weibliche Hölle», wurden sie hospitalisiert und unbeholfen und auf sehr fragwürdige Weise behandelt.
Die Ich-Erzählerin, eine 16-jährige Cabaret-Tänzerin, bekommt vom behandelnden Arzt ein Tagebuch geschenkt, in dem sie den Leser in den Alltag der Klinik mitnimmt. Sie erzählt von den aus heutiger Sicht schockierenden Behandlungen und Übergriffen, die sie klaglos erträgt. Zwischen den einzelnen, oft sehr kurzen Tagebucheintragungen finden sich auch Beschreibungen des damaligen Paris, über das Leben der Schreiberin vor ihrem Klinikaufenthalt und über dasjenige ihrer Mitpatientin Cloé.
Das Büchlein ist schnell gelesen, aber es beschäftigt und hallt noch lange nach. Die Geschichte ist intensiv, es gibt vieles zu überlegen und immer neue Fragen stellen sich dem Leser. Das Tagebuch-Format passt gut, um ein Gefühl für jene Zeit zu bekommen, aber leider geht es nicht in die Tiefe. Dies ist sehr schade, weil Alexander Kamber ein historisch sehr gut recherchiertes Buch geschrieben hat.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Erschreckende Einblicke in eine misogyne Zeit: 'Nachtblaue Blumen' im Paris der Hysterie

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"Nachtblaue Blumen" entführt uns ins Paris des Jahres 1890, wo eine junge Cabaret-Tänzerin in die Salpêtrière eingeliefert wird. Der Autor Alexander Kamber, Kulturwissenschaftler und Promovend, verwebt ...

"Nachtblaue Blumen" entführt uns ins Paris des Jahres 1890, wo eine junge Cabaret-Tänzerin in die Salpêtrière eingeliefert wird. Der Autor Alexander Kamber, Kulturwissenschaftler und Promovend, verwebt in seinem Roman die Rätsel der Hysterie mit der Welt der Träume und Psychoanalyse.

Alexander Kamber, geboren 1995, taucht als Kulturwissenschaftler und Autor tief in die kulturellen Strömungen um 1900 ein. Sein Erstlingswerk "All das hier" erschien 2018 im Limmat Verlag.

In der Psychiatrie Salpêtrière demonstriert der leitende Nervenarzt die mysteriöse Krankheit "Hysterie" vor einem internationalen Publikum. Eine junge Cabaret-Tänzerin und ihre Freundin Cléo dienen als Fallbeispiele. Die Geschichte, festgehalten im Notizbuch der Tänzerin, erkundet die Suche nach einem Ausweg aus der als "weibliche Hölle" bezeichneten Salpêtrière.

Alexander Kamber gewährt uns mit "Nachtblaue Blumen" Einblicke in die Salpêtrière und die tiefen Abgründe der menschlichen Seele. Zufällig habe ich gerade das Buch "Lil" gelesen, das zufällig zur selben zeit spielt und das gleiche Thema behandelt (Rolle/Stellung der Frau) im 1900 beschreibt. Allerdings spielt die Geschichte von Lil nicht in Paris sondern in New York. Interessant auch, dass beide Romane von Männern* geschrieben wurden. Scheint gerade einen Punkt zu treffen. Nachtblume ist im Vergleich zu Lil recht kurz und darin liegt glaub auch für mich der große Knackpunkt. Der Schreibstil ist wunderbar und die Charaktere im großen und Ganzen auch schön gezeichnet. Leider hat mich die Geschichte nicht ganz so gefesselt und ich muss zugeben, ich hab am Schluss nicht ganz verstanden, wie das Buch endet. Vielleicht müsste ich es noch einmal lesen. Die fehlende Kapiteleinteilung erschwert das Lesevergnügen, mag jedoch absichtlich gewählt sein. Sehr gut gefallen haben mir die Anmerkungen des Autors zu Beginn, um die Motivation und Hintergründe der Geschichte zu verstehen, die auf wahren Begebenheiten beruht:

Schon damals, während meine Gedanken im Schlaf weiterhin um das Gelesene kreisten, erwachte in mir ein Wunsch, der mich seither nicht mehr losgelassen hat: die unbekannte Verfasserin ausfindig zu machen, um ihr postum einen Namen zu schenken." - Buchzitat
Insgesamt erhält "Nachtblaue Blumen" 3 von 5 Sternen. Die Faszination für die Thematik und der fesselnde Schreibstil werden durch die Kürze des Werkes und das unklare Ende getrübt.

Bei dem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dies hat die Bewertung jedoch in keiner Weise beeinflusst.

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