Mehr als nur ein Thriller
Kurz nach der Beerdigung ihrer Mutter muss Bella Campbell einen weiteren Schicksalsschlag verkraften: Ihr Vater nimmt sich das Leben und hinterlässt einen Abschiedsbrief, der mehr Fragen aufwirft als er ...
Kurz nach der Beerdigung ihrer Mutter muss Bella Campbell einen weiteren Schicksalsschlag verkraften: Ihr Vater nimmt sich das Leben und hinterlässt einen Abschiedsbrief, der mehr Fragen aufwirft als er beantwortet. Bella sei nicht das leibliche Kind ihrer Eltern, teilt er ihr mit. Adoptiert wurde sie indes auch nicht ... Ein beigefügter Zeitungsausschnitt führt Bella nach Cornwall. Dort kommt sie dem sorgsam gehüteten Geheimnis ihrer vermeintlichen Eltern auf die Spur und macht ihre leibliche Schwester ausfindig.
In einem Durchschnittsthriller wäre die Geschichte an dieser Stelle auserzählt. Doch dieser Thriller ist eben kein Durchschnitt und hat diesen Punkt schon nach dem ersten Drittel erreicht. "Was soll da jetzt noch groß kommen?", fragte ich mich - und konnte das Buch nicht mehr weglegen. Denn es kommt noch allerhand. In Rückblenden, überraschenden Wendungen und verstörenden Träumen der Protagonistin enthüllt sich nach und nach die gesamte Tragik des vergangenen und gegenwärtigen Geschehens.
Gleichzeitig erzählt Amanda Jennings die Geschichte einer Emanzipation, eines verspäteten Coming of Age. Bella wuchs überbehütet auf; ihre Mutter umsorgte sie und ließ es nicht an Fürsorge mangeln, zugleich schottete sie Bella von der Außenwelt ab, unterrichtete sie zu Hause und verbot ihr jedwede Freundschaft zu Gleichaltrigen, sodass Bella einzig ihre Fantasiefreundin Tori als Spielgefährtin blieb. Jetzt, als Erwachsene, ist Bella mit Davon verheiratet, 20 Jahre älter als sie und ebenso vereinnahmend, bevormundend und erdrückend wie die Mutter es war.
Wenn Bella allein nach Cornwall reist und alles, auch ihren Mann, hinter sich lässt, findet sie nicht nur ihren Namen und ihre Herkunft, sondern letztlich sich selbst.