Das Buch "Nachtlichter" von Amy Liptrot sprach mich sofort an. Das Cover finde ich auffallend und vor allem passt es in meinen Augen sehr gut zum Thema. Interessiert hat es mich auch deswegen sehr, weil es in London bzw. in den Orkneys, einer schottischen Inselgruppe, von der man zu Beginn eine sehr nützliche Karte im Buch findet, spielt, und mich dieses Land sehr interessiert. Außerdem finde ich das Thema Sucht bzw. Alkoholsucht im speziellen sehr interessant und dass die Autorin ihre eigene Geschichte erzählt hat mich restlos überzeugt, diese Buch unbedingt lesen zu wollen. Und ich wurde in keinster Weise enttäuscht!
Zu Beginn musste ich mich ein wenig an den Schreibstil gewöhnen, der eine reine Erzählung ist und keinerlei Dialoge enthält und schon eine gewisse Konzentration erfordert, zumal der Leser auch sehr viele Informationen über Orte, Natur und Hintergründe erhält. Aber spätestens mit der Rückkehr in die Inselgruppe konnte ich völlig in die Geschichte eintauchen und muss ehrlich sagen, diese rund zwei Drittel der Geschichte haben auch mir selbst eine Ruhe vermittelt, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, welche Faszination Amy plötzlich für ihre Heimat empfinden konnte und wie sie dadurch geheilt wurde. Dass die Kapitel Überschriften tragen und der Inhalt diesen entspricht, fand ich sehr gut.
Die Geschichte beginnt mit dem ersten Tag der Rückkehr nach Orkney. Man lernt erste Hintergründe zu Amys bisherigem Leben und ihre Eltern kennen - der Vater, seit seiner Jugendzeit manisch-depressiv erkrankt und immer wieder in stationärer Behandlung und die Mutter, sehr religiös, mit den beiden Kindern und dem Hof oft auf sich allein gestellt und inzwischen getrennt lebend. Dann erhält man einen Rückblick, warum Amy nach London gegangen ist und wie sie dort gelebt hat. Wie sie immer mehr in den Alkoholkonsum abgerutscht ist, dadurch ihre Beziehung in die Brüche ging, sie einen Job nach dem anderen verlor, ein Extrem nach dem anderen auslebte, sich vor ihren Freunden und Bekannten immer mehr entschuldigen musste für ihr Verhalten, wie sie schließlich in Therapie ging und nach über zehn Jahren wieder zu den Orkneys zurück kam - erst nur als geplanten Besuch, dann aber doch für länger. Sehr gut wird immer wieder aufgeführt, wie schwer es ihr fällt, trocken zu bleiben, welche Gedanken sie deswegen hat und nur die Rückkehr und die Natur haben ihr geholfen, ohne Alkohol leben zu können. Sie hat sich immer mehr für die Natur, die Tiere, die Inseln, die Naturschauspiele und den Weltall interessiert und ihre Heimat plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen.
Man muss diesen Roman annehmen und sich darin fallen lassen, dann findet man eine sehr beeindruckende Geschichte, die einem neben Amys persönlicher Geschichte sehr viel über die Natur und die Orkneys lehrt. Man kann sich vieles sehr gut bildlich vorstellen und kann beinahe selbst den Wind spüren, die Vögel zwitschern hören, die Nachtlichter sehen und das Meer rauschen hören. Ich kann nur sagen, dass ich das Buch immer mehr genossen habe und sicher noch öfter gerne in die Hand nehme um wiederholt darin zu schmökern. Deswegen meine absolute Kaufempfehlung und fünf glänzende Sterne dafür!