Ich fand ja den ersten Band schon sehr genial in der Thematik, in dem es um das ominöse "Jesus Video" geht. Zeitreisen und die damit verbundene Möglichkeit, Jesus zu treffen und sogar ein Video von ihm zu machen, war ja schon abgefahren - aber Eschbach hat hier nochmal eins draufgesetzt!
Einige fanden es anfangs wohl etwas langatmig, aber dem kann ich mich nicht anschließen. Der Autor baut seine Handlungen sehr gekonnt auf und erzählt hier eine Geschichte, die einerseits so unglaublich ist und die man andererseits für möglich hält, weil er alles so authentisch beschreibt. Man merkt wieder mal, wie wichtig eine sehr gute Recherche für ein Buch sein kann; gerade das Thema Zeitreisen ist ja äußerst schwierig, wenn man sich auf logische Zusammenhänge stützen will. Zum ersten Mal hab ich es zumindest in Ansätzen verstanden! Es gibt einige Abschnitte mit physikalischen Gesetzen und Beschreibungen, die dem ein oder anderen zuviel sein mögen - ich liebe dieses Thema und bin einfach nur abgetaucht :)
Dazu kommt noch der Aspekt des Glaubens, der Religion und wie die Menschen damit umgehen. Ein sehr heikles Thema, das schon im ersten Teil angeschnitten wurde, hier aber nochmal sehr eindringlich zum Tragen kam.
Erzählt wird aus der auktorialen Perspektive aus der Sicht verschiedener Protagonisten. Wir treffen einige, die wir schon aus "Das Jesus Video" kennen, wichtig ist aber auch Michael Barron. Er wächst in einer extrem religiösen Familie in den USA auf. Sein Vater ist steinreich, seine Mutter eine stille Mitläuferin und sein älterer Bruder Isaac sein großes Vorbild. Den Balanceakt, das Leben mit und im Glauben darzustellen, ist hier sehr gut gelungen - denn einerseits ist es für viele Menschen einfach ein Bedürfnis, an einen Gott zu glauben (wie er auch in sämtlichen Religionen heißen mag) und andererseits sind damit aber auch oft strenge Werte, Einschränkungen und Ängste verbunden, die irrational und nicht nachvollziehbar sind.
Ich muss dazu sagen, dass ich kein religiöser Mensch bin. Aber ich interessiere mich sehr für das Thema an sich und Andreas Eschbach hat das hier wunderbar von allen Seiten beleuchtet.
"An irgendeinem Punkt musste man sich entscheiden, ob man nachdenken oder glauben wollte.
Und er wollte glauben, mehr als alles andere. Glauben und gerettet werden." S. 158
Zufall, Bestimmung, Glauben, Wunder, Rationalität, Angst und Hoffnung ... hat man das Recht, durch seinen Glauben andere zu verurteilen oder gering zu erachten?
Existenzielle Themen, die gerade auch in der heutigen Zeit (leider) immer noch aktuell sind.
Auch wenn es manchem streckenweise langatmig erscheinen mag, es ist nötig, um alles nachzuvollziehen und zu erkennen, wie alles zusammenhängt. Durch die ungewöhnliche Entwicklung nimmt die Spannung immer weiter zu, auch wenn das Tempo grundsätzlich ruhiger und detaillierter ist.
Übrigens konnte ich mit dem Titel erstmal nicht viel anfangen, hab ihn sogar "vergessen" beim Lesen, aber gegen Ende, wenn gezeigt wird, wofür der "Jesus-Deal" steht, hatte das für mich einen ganz besonderen Effekt ... aber mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen ;)