Mit Julia Durant schuf Andreas Franz eine starke Kommissarin. Nach seinem Tod trat Daniel Holbe dessen Erbe an und führt die Reihe nun mehr fort, sodass die Frankfurter Polizistin hier schon in ihrem 18. Fall ermittelt. Mit dabei wie immer: ihre bewährtes Team.
Unter dem Titel „Blutwette. Julia Durants neuer Fall“ erschien dieser Kriminalroman im August 2018 bei Knaur Taschenbuch und umfasst 416 Seiten.
Da ich Franz‘ Krimis sehr gern gelesen habe, freue ich mich immer wieder auf einen neuen Fall der Durant. Doch muss ich auch feststellen, dass Holbes Romane nicht an das Original heranreichen.
Worum geht’s in diesem neuen Fall? Der ehemalige Box-Profi Siggi Maurer wird eines Tages erhängt in seiner Wohnung aufgefunden; alles deutet auf Selbstmord hin. Doch da Julia Durant nicht 100%ig überzeugt ist und sich nach und nach Zweifel an einem Suizid auftun, nimmt das Frankfurter Team die Ermittlungen auf. Allmählich zeigt sich, dass Maurer nicht der Saubermann war, für den ihn alle hielten. Als dann auch noch Bezüge zu einem zwei Jahre zurückliegenden Mord an einer Frau aus dem Balkan zu Tage treten, laufen die Arbeiten auf Hochtouren. Doch scheint es Menschen zu geben, die an der Aufklärung dieses Verbrechens wenig Interesse haben.
Im Gegensatz zu den vorherigen Roman brauchte es dieses Mal einige Zeit, bis ich mich in den Fall hineingefunden hatte: Er beginnt zwar, wie gewohnt, mit einem Todesfall, dann werden aber erst einmal verschiedene Szenen und Vorkommnisse geschildert, die im Laufe des Romans nicht unbedingt eine tragende Rolle spielen. Die vielen losen Fäden verwirren beim Lesen eher, als dass sie Spannung erzeugen, und werden am Ende nicht alle befriedigend miteinander verknüpft. Erst ab etwa der Hälfte des Romans steigt der Spannungsbogen allmählich an, jedoch kam ich trotz allem beim Lesen nicht so richtig in den Flow. Einige Ungereimtheiten während der Ermittlungen, warum z.B. Kullmer so vehement auf seinen Undercover-Einsatz beharrt, oder was das Steine in den Weg-Legen von oberster Stelle jetzt wirklich zu bedeuten hat, blieben mir bis zuletzt unklar. Gerade bei Letzterem habe ich den Eindruck, als wollte Holbe einfach noch etwas Skandalträchtiges und Publikumswirksames in die Handlung einbauen. Verschwörungstheoretiker gibt es allerdings, meiner Meinung nach, schon genügend in diesem Land.
Wenn es um Julia Durants privates Schicksal geht, das sich durch alle Bände hindurchzieht, kommt es beim Lesen immer wieder zu Doppelungen, auch werden Details aus ihrem Umfeld geschildert, die für die Handlung an sich keine Rolle spielen, sodass das Lesen zwischendurch recht langatmig erscheint. Natürlich müssen Hintergründe offengelegt werden, damit auch Neueinsteiger/innen in eine Reihe befriedigt werden, doch ist es hier einfach des Guten zu viel. Da hilft es auch nicht, dass sich den Leser/innen immer wieder neue Spuren auftun, in Sackgassen enden und überraschende Wendungen angebracht werden.
Sprachlich lässt sich der Krimi, wie gewohnt, locker und leicht lesen.
Die Charaktere werden detailliert dargestellt und erweisen sich als wandlungs- sowie lernfähig. Besonders Dina hat mich am Ende doch überrascht und hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck.
Der Grundtenor des Buches ist derselbe wie immer: Die Welt ist voller Grausamkeiten, doch gibt es Menschen, die diesen nach bestem Wissen und Gewissen entgegentreten und nicht aufgeben, auch wenn der Kampf endlos erscheint: Grund zur Hoffnung gibt es also allemal, ohne dass die Welt rosarot gemalt wird. Dieses ist eine Botschaft, die mir an diesen Büchern sehr gut gefällt.
Alles in allem handelt es sich auch bei diesem 18. Durant-Band wieder um einen zwar guten und durchaus auch lesenswerten Krimi, wenn man die Durant und ihr Team aber wirklich auskosten und liebgewinnen möchte, sollte man eher zu den älteren Bänden greifen. Von mir gibt es dennoch eine Leseempfehlung, doch sollte man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben.