Intrigen und Mord im Dresdner Bankenwesen
19. Jh. Dresden. Carola Lewenz ist die Ehefrau eines einflussreichen Mannes, der ein angesehenes Bankhaus leitet. Aber an der Seite von Heinrich langweilt sich die abenteuerlustige Frau und stürzt sich ...
19. Jh. Dresden. Carola Lewenz ist die Ehefrau eines einflussreichen Mannes, der ein angesehenes Bankhaus leitet. Aber an der Seite von Heinrich langweilt sich die abenteuerlustige Frau und stürzt sich Hals über Kopf in eine gefährliche Liebschaft mit dem windigen jungen Adligen Fritz von Spener. Die Lewenz-Söhne Maximilian und Georg sind seit dem Internat mit Kurt Zacharias befreundet. Als die Seidenmanufaktur seines Vaters kurz vor dem Bankrott steht, gelingt es Kurt, im Bankhaus Lewenz eine Anstellung zu bekommen und arbeitet sich langsam nach oben. Als Kurt Marina Wenzel begegnet, verliebt er sich Hals über Kopf. Eine gemeinsame Nacht kostet ihn seine Anstellung im Lewenz’schen Bankhaus und entzweit ihn und Marina. Allerdings ist Marina schwanger mit dem gemeinsamen Kind, wovon Kurt gar nichts weiß. Sie lässt sich mit Felix ein und heiratet ihn, um ihrem Kind einen Vater zu geben. Als ihn nach vier Jahren sein Weg zurück nach Dresden führt, trifft Kurt nicht nur wieder auf Marina, sondern gelangt mitten in ein Wespennest aus Intrigen und Lügen, die am Ende einige das Leben kostet, aber auch sein Schicksal ist eng damit verknüpft…
Andreas Liebert hat mit seinem Buch „Die Töchter aus dem Elbflorenz“ einen sehr unterhaltsamen und ebenso spannenden historischen Roman vorgelegt, der den Leser neben einer fesselnden Handlung auch viele Informationen über das damalige Bankwesen und dessen Entwicklung zukommen lässt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, aber auch sprachlich der damaligen Zeit angepasst, so dass der Leser schnell in ein vergangenes Jahrhundert entführt wird und sich den Gepflogenheiten der damaligen Zeit gegenüber sieht, sei es gesellschaftlich, geschäftlich oder kulturell. Der Spannungsbogen wird sehr gemächlich aufgebaut, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer weiter in die Höhe. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten der Elbmetropole Dresden sind farbenfroh und bildgewaltig, der Leser profitiert von dem großen persönlichen Interesse des Autors zur Stadt Dresden und darf während der Lektüre durch die geschichtsträchtige Stadt wandeln.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Durch ihre individuellen Eigenschaften wirken sie authentisch und sehr real. Der Leser kann seine Sympathien gut verteilen und mit den Protagonisten fühlen, leiden und hoffen. Kurt ist ein sehr sympathischer junger Mann, der sich durch einen familiären Schicksalsschlag in jungen Jahren nicht aufhalten lässt, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen und sich seine Zukunft zu erarbeiten. Er hat ein soziales Gewissen und ist sowohl fleißig als auch voller fortschrittlicher Ideen. Fritz entstammt zwar dem alten Landadel, schnorrt sich jedoch recht gut durchs Leben. Die Abhängigkeit von seinem Onkel Roul gefällt ihm nicht, doch kann er sich ihr nicht gut entziehen. Er ist ein Emporkömmling, der versucht, durch Intrigen und Lügen ans Ziel zu kommen. Georg hat ein Geheimnis, das möglichst nicht an die Öffentlichkeit kommen soll. Marina ist eine Frau, die ebenfalls schon in jungen Jahren einiges verkraften musste und sich mit Mut und Stärke dem Leben entgegen stellt. Sie tut einiges, um den Schein zu wahren, verliert darüber aber fast ihr persönliches Glück aus den Augen. Auch die weiteren Protagonisten wie Carola, Max und Felix können mit ihrem Auftreten durchaus überzeugen und geben der Handlung weitere Spannungselemente.
„Die Töchter aus dem Elbflorenz“ ist ein gelungener historischer Gesellschaftsroman rund um das damalige Bankenwesen, der mit Spannung und einigen geschickten Wendungen aufwartet, die eine unterhaltsame Lektüre garantieren. Eine verdiente Leseempfehlung!