Februar 1982: In der Äußeren Neustadt von Dresden wird ein Mann erschossen aufgefunden. Bei seinen Ermittlungen stößt Volkspolizist Uwe Friedrich auf die Verbindung des Ermordeten mit der Devisenbeschaffungsgesellschaft KoKo. Daraufhin entzieht die Staatssicherheit der Kriminalpolizei den Fall.
Uwe kann das nicht akzeptieren und setzt die Nachforschungen auf eigene Faust fort. Arglos recherchiert er in der Vergangenheit des Opfers; dabei legt er Zusammenhänge offen, die hohe Offiziere von Volkspolizei und Stasi schwer belasten, und gerät selbst in ein gefährliches Netz aus Korruption und Machtmissbrauch.
Der junge Volkspolizist Uwe Friedrich ermittelt in einem Mordfall. Ein Mann ist in einem Hinterhof in Dresden erschossen worden. Doch da wir uns in diesem Krimi im Jahr 1982 befinden, hat das Ministerium ...
Der junge Volkspolizist Uwe Friedrich ermittelt in einem Mordfall. Ein Mann ist in einem Hinterhof in Dresden erschossen worden. Doch da wir uns in diesem Krimi im Jahr 1982 befinden, hat das Ministerium der Staatssicherheit der DDR auch ein Auge auf die Ermittlungen geworfen. Und da der ambitionierte Uwe alle Steinchen umdreht, wird bei den Herren „da oben“ der ein und andere nervös. Der Volkspolizei wird der Fall entzogen, aber nun kann Uwe erst recht nicht mehr davon lassen. Zusammen mit seiner charmanten neuen Bekannten Sabine begibt er sich auf ziemlich dünnes Eis. Neben der spannenden Krimiatmosphäre hat mich die Zeitreise in die ehemalige DDR total begeistert. Als die Mauer fiel, war ich noch ein Kind und kannte die DDR nur von unseren monatlichen Verwandtenbesuchen. Aber den braunkohlegeschwängerten Geruch der Ost-Berliner Luft und auch so manchen Geschmack der damaligen kulinarischen Genüsse, werde ich wohl niemals vergessen. Bei so manchem hatte ich sofort wieder ein Bild vor Augen oder den Geschmack auf der Zunge. Und für alle, die die DDR nicht am eigenen Leib gespürt haben, hilft eine umfangreiche Begriffserklärung am Ende des Buches. Durch dieses Buch wird wieder deutlich, wie unglaublich mächtig, dass geschriebene Wort ist. Wir reisen mit dem Geist in die Vergangenheit und lassen aufleben was verschwunden ist. Und neben den Gefühlen von damals kommen Erinnerungen hoch, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie noch gibt.
Nachts, in einem ruhigen Hinterhof wird ein Mann erschossen. Seine Identität kann schnell geklärt werden doch das Motiv des Mordes bleibt ungewiss. Uwe Friedrich ist bei der Volkspolizei und einer der ...
Nachts, in einem ruhigen Hinterhof wird ein Mann erschossen. Seine Identität kann schnell geklärt werden doch das Motiv des Mordes bleibt ungewiss. Uwe Friedrich ist bei der Volkspolizei und einer der Ermittler in dem Tötungsdelikt. Bei seinen Recherchen stößt er auf Dinge, die er besser nicht wissen sollte und schneller als die Polizisten schauen können, wird ihnen der Fall von der Staatssicherheit entzogen. Davon nur noch mehr angestachelt, beginnt Uwe eigene Nachforschungen anzustellen, befragt Leute und wühlt in der Vergangenheit des Opfers, nicht ahnend, dass er dabei in ein Wespennest sticht, das ihm selbst ebenfalls gefährlich werden könnte.
Dieses Buch entführt einen in das Jahr 1982 nach Dresden. Die DDR hat die Stadt voll im Griff, an vielen Orten sind die Auswirkungen des Krieges noch sicht- und spürbar. Ich bin selbst zu jung, um Erinnerungen an die DDR zu haben und kann daher nicht einschätzen, ob alle Vorkommnisse genauso möglich gewesen wären. Aber nach allem, was man so aus Zeitzeugenberichten, dem Geschichtsunterricht oder den Erzählungen von Verwandten weiß, konnte ich mir gut vorstellen, dass diese Ereignisse durchaus wahrscheinlich sind. Ich empfand es auf jeden Fall als sehr spannend und interessant in diese Zeit einzutauchen und so, neben den Ermittlungen, auch umfangreiche Einblicke in den Alltag der Charaktere zur Zeit des kalten Krieges und zu ihrer Vergangenheit zu bekommen. Besonders präsent war dabei auch die Stasi oder die Angst vor möglichen geheimen Agenten und Spionen. Man sollte immer auf der Hut sein, besonders wenn man Ermittlungen anstellt, die man eigentlich nicht anstellen sollte, so wie der Volkspolizist Uwe Friedrich es tut. Er ist ein kluger Kopf und lässt sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen. Seine Motivation und Neugier bringen ihn jedoch auch immer wieder in Situationen, die gefährlicher werden könnten, als er selbst in dem Moment ahnt.
Der Schreibstil von Andreas M. Sturm hat mir gut gefallen. Durch die zahlreichen, kurzen Kapitel entsteht eine schöne Dynamik in der Geschichte und die Handlung schreitet zügig und an verschiedenen Stellen voran. Die Perspektivwechsel ermöglichen es, einen guten Überblick über das Geschehen zu erlangen und obwohl man als Leser damit oft einen Wissensvorsprung hat, war es nie langweilig. Häufig begleitet man Uwe, der an verschiedenen Stellen und in mehreren Fällen ermittelt. Dabei geht er geschickt vor, kombiniert klug und kann seine Gegenüber gut einschätzen. Nur leider sind ihm immer wieder die Hände gebunden. Deutlich wird bei den Ermittlungen auch, dass die technischen Voraussetzungen in den 80er Jahren ganz andere waren, als man sie aus der heutigen Zeit kennt. Zum Beispiel würde man einen Polizisten, der fast alle seine Wege mit dem Fahrrad zurück legt, heute wohl eher selten sehen und die Verhöre werden auch nicht mehr auf Kassette aufgenommen.
Es gibt aber auch Szenen, in denen man Einblicke in die Machenschaften der Stasi oder der Mittelsmänner bekommt und Passagen, in denen weitere Figuren in den Mittelpunkt rücken, die auf die eine oder andere Weise mit den Vorkommnissen verknüpft sind. Nach und nach wird dadurch deutlich, wie komplex, verstrickt und verzwickt die gesamte Situation ist und wie viele Personen ihre Finger im Spiel haben. Wer am längsten Hebel sitzt und die richtigen Strippen zieht, hat die besten Karten. Wer etwas herausgefunden hat, was er gegen den nächsten verwenden kann, hat vielleicht einen Verbündeten oder zumindest einen Gefallen gut. Es war sehr spannend diese Entwicklungen zu verfolgen, auch wenn es eine andere Art an Spannung war, als die, die man in anderen Krimis des Autoren gespürt hat. Obwohl auch hier ein Mörder gesucht wird, ist es nicht die Gefahr des heimtückischen, brutalen Irren, die einen hier begleitet, sondern eher die kribbelige Anspannung, wer hinter welcher Verstrickung steht, wer was angeleiert oder bewusst oder unbewusst ausgelöst hat und ob es Uwe wohl gelingen wird, weitere Aspekte in Erfahrung zu bringen, ohne selbst seinen Kopf zu riskieren.
Stück für Stück fallen die Puzzleteile an ihren Platz und es dröseln sich die korrupten Verbindungen der Figuren untereinander auf. Die für die Zeit typischen Dinge, wie Kassettenrekorder oder die alten Autors, wie der Trabant und der Wartburg, sorgen für ein nostalgisches Setting, das die Atmosphäre der Handlung unterstützt hat. Gut gefallen hat mir auch das Wort und Abkürzungsverzeichnis am Ende des Buches. Einige der Begriffe waren mir nämlich unbekannt und so konnte ich dort nachschauen, was ich nicht wusste. Wenn man sich in Dresden auskennt, wird man auch viele der Schauplätze wiedererkennen und kann die Bewegungen der Personen durch die Stadt gut mitverfolgen. Mir kamen einige Straßen und Plätze auch bekannt vor, so dass vor meinem inneren Auge ein Bild davon entstand, wo man sich befand. Eine schöne Reise in die Vergangenheit, die, aus meiner Sicht, gut die polizeilichen Ermittlungen mit den privaten Sorgen und Herausforderungen der Figuren und die, oftmals geheimen, Machenschaften einiger Institutionen miteinander kombiniert.
Fazit
Ein schöner Krimi, der mich gut unterhalten hat, durchweg spannend und sehr flüssig zu lesen war. Durch die kurzen Kapitel gibt es viele Ortswechsel und man kann verschiedene Charaktere bei ihren unterschiedlichen Aufgaben begleiten. Trotz des Wissensvorsprungs blieb es stets spannend und ich war neugierig zu erfahren, wie es weitergeht, welche Intrigen noch aufgedeckt werden und wer wo seine Finger mit im Spiel hat. Eine besondere Atmosphäre hat die Handlung durch die Zeit erhalten, in der die Geschichte spielt. 1982 liefen viele Dinge eben noch anders, es gab einige Erfindungen und Modernisierungen noch nicht, der Alltag und Lebensstandard, sowie Bildungsmöglichkeiten und Karrierechancen sind nicht vergleichbar mit dem, was man heutzutage kennt. Mir hat das Buch tolle Lesestunden gebracht und ich könnte mir gut vorstellen, ein weiteres Mal mit Uwe Friedrich oder einem anderen Ermittler der DDR auf Verbrecherjagd zu gehen.
„...Natürlich, dachte er selbstironisch lächelnd, man kann nicht das ganze Leben auf einem Drahtseil balancieren, ohne irgendwann abzustürzen...“
Dieser Gedanke geht Siegfried Rost durch den Kopf, als ...
„...Natürlich, dachte er selbstironisch lächelnd, man kann nicht das ganze Leben auf einem Drahtseil balancieren, ohne irgendwann abzustürzen...“
Dieser Gedanke geht Siegfried Rost durch den Kopf, als er – gleich zu Beginn des Romans – seinem Mörder gegenüber steht. Wir schreiben das Jahr 1982 und befinden uns in einem düsteren Hinterhof in Dresden Neustadt. Am frühen Morgen wird der Tote von der Krankenschwester Sabine gefunden.
Leutnant Uwe Friedrich wird an den Tatort geschickt. Er will alles tun, um den Fall aufzuklären.
Der Autor hat einen spannenden Krimi aus einer noch gar nicht so lange zurückliegenden Zeit geschrieben.
Der Schriftstil ist den Zeitverhältnissen angepasst. Wer diese Zeit selbst erlebt hat, spürt in jeder Zeile, dass der Autor weiß, wovon er schreibt. Dass zeigt sich unter anderen in der Beschreibung der Mangelwirtschaft. Meist gilt: Beziehungen schaden nur dem, der keine hat. Lassen wir Uwe zu Wort kommen:
„...Dass es noch ein langer Weg war, bis Konsumgüter in ausreichender Menge zur Verfügung standen, wusste Uwe. Er war jedoch überzeugt, dass sich die Engpässe nach und nach in Luft auflösen würden...“
Er war noch jung und hatte wenig Ahnung von der Praxis. Mit diesem Fall aber würde sich manches ändern.
Gekonnt werden die politischen Verstrickungen wiedergegeben. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, werden Ermittlungen kurzerhand abgebrochen, zumal auch wichtige wirtschaftliche Interessen tangiert werden. . Als sich Uwe der Anweisung nicht beugen will, wird es brisant. Doch der junge Mann ist intelligent. Aus dem Stapel alter Fälle auf seinem Schreibtisch sucht er sich genau den heraus, der mit Sicherheit den aktuellen Mord tangiert. Damit bekommt er wieder einen Fuß in die Tür. Noch ahnt er nicht, dass ihn sein Vorgesetzter Major Günzel auf Grund alter Seilschaften gekonnt den Rücken frei hält.
Sehr gut gefällt mir, dass die Charakterisierung der Personen geschickt in den Handlungsablauf eingebettet wird. So meint Uwe über Ludwig Unger, seinen unmittelbaren Chef:
„...Sein pedantischer Chef verfügte über eine ausgezeichnete Kombiniergabe, aber Sensibilität oder Geduld kamen in seinem Vokabular nicht vor...“
Es ist eine schwierige Zeit, um seinen Gegenüber richtig einschätzen zu können. Nicht jeder, der eine Uniform trägt – ob sichtbar oder unsichtbar – ist auch gleichzeitig ein aktiver Mitläufer.
Eine besondere Gemengelage ergibt sich daraus, dass Uwe Sabine mag und sich zwischen beiden langsam ein Beziehung aufbaut. Uwe mag seinen Beruf. Er möchte für Recht und Ordnung sorgen, ist aber politisch wenig interessiert. Sabine geht in die Kirche und engagiert sich in der Friedensbewegung.
Sehr betroffenen machen mich die Gedanken eines Stasi – Offiziers, der gerne mal Grenzen überschreitet. Leider hat er nicht Unrecht.
„...Arbeitslos würde er in diesem Staat nicht so schnell werden, und sollte das System mal zusammenbrechen, wäre das kein Beinbruch für ihn. Spezialisten wurden überall gesucht, ihm war es egal, ob sein Arbeitgeber Stasi, Verfassungsschutz, CIA oder Mossad hieß...“
Es sind solche Charaktere, die aus persönlicher Gier die Menschenwürde mit Füßen treten.
Ab und an blitzt ein feiner Humor auf.
„...Günzel hob die Schultern. „Ich glaube, der ist aus dem Deli. Ob die Flasche nur mal neben einer Landkarte von Irland gestanden hat oder ob der Schnaps tatsächlich von der Grünen Insel stammt…?...“
Am Ende wird der Fall aufgeklärt. Nicht jeder allerdings bekommt die Strafe, der er verdient hätte. Obwohl es über viele Seiten des Buches anders zu vermuten war, steckt hinter dem Mord kein politisches Motiv, sondern profane Rache.
Eine Einläuterung wichtige Begriffe aus der DDR - Zeit findet sich im Anhang.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.
Das Buch spielt 1982 in Dresden. Ein Mann wird in der Neustadt in einen Hinterhof erschossen. Die Stasi reißt die Ermittlungen an sich. Damit will sich der Polizist Uwe nicht abfinden. Bei seinen anfänglichen ...
Das Buch spielt 1982 in Dresden. Ein Mann wird in der Neustadt in einen Hinterhof erschossen. Die Stasi reißt die Ermittlungen an sich. Damit will sich der Polizist Uwe nicht abfinden. Bei seinen anfänglichen Ermittlungen lernt er Sabine kennen und lieben. Da sich Sabine in der Opposition arrangiert, ändert sich die Einstellung Uwes zu dem Staat im Laufe der Zeit.
Andreas Sturm hat mit diesen Buch das Dresden der 8oiger Jahre wieder aufleben lassen. Zum Beispiel den Besuch im Intershop im Hauptbahnhof war so realitätsnah beschrieben. Auch gelingt es ihm, die Situation nicht schwarz / weiß darzustellen. Wir lernen hier Leute mit allen Fassetten kennen. Obwohl die Stasimachenschaften mit im Vordergrund stehen, werden die Menschen realistisch beschrieben mit allen ihren Vorzügen und Macken. Er fängt die Gesellschaft in der Endzeit der DDR gut ein. Einerseits gibt es die Oppositionellen, anderseits die Hardliner aber dazwischen versuchen sich die meisten irgendwie durchzuwursteln und kleine Vorteile für sich rauszuholen und ihr Leben so gut wie möglich zu gestalten. Die Krimihandlung ist mäßig spannend.
Mir hat das Buch gut gefallen, denn es war ein Ausflug in meine Jugend, die ich in Dresden verbracht habe. Der Kriminalfall wird gut in die Rahmenhandlung eingebettet. Ob jemand, der diese Zeit nicht im Osten erlebt hat, genauso begeistert ist, wage ich zu bezweifeln.
Von mir gibt es jedenfalls 5 Sterne.