Auf einen starken Beginn folgt ein schwaches Ende
Ein Unfall auf der Bahngleise, bei dem vier junge Menschen ums Leben kamen, spaltet ein ganzes Dorf und schnürt Angst bei Melanie. Einer Frau, die mit in dem Auto hätte sitzen können. Auch an dem Tag des ...
Ein Unfall auf der Bahngleise, bei dem vier junge Menschen ums Leben kamen, spaltet ein ganzes Dorf und schnürt Angst bei Melanie. Einer Frau, die mit in dem Auto hätte sitzen können. Auch an dem Tag des Verschwindens von Jasmin Dreyer hat sie das Gefühl, dass sie eine große Gestalt aus dem Wald verfolgt.
Tief im Wald und unter der Erde beginnt sehr erdrückend. Andreas Winkelmann erschafft eine Atmosphäre, die Gänsehaut bereitet. Ich konnte mir förmlich vorstellen, wie es Melanie an der Bahngleise erging und habe mich wie sie vollkommen erdrückt gefühlt.
Der Perspektivwechsel zwischen den jeweiligen Personen ist dem Autor auch sehr gut gelungen, die Story wirkt dadurch deutlich lebendiger. Die Charaktere sind gerade zu Beginn wahnsinnig reflektiert geschrieben, was sie nicht nur schwarz oder weiß dastehen lässt, sondern ebenso ihre Spaltungen zwischen ihren Handlungen und ihren Gedanken zeigt. Das habe ich so selten gelesen, weswegen es mich sehr beeindrucken konnte. Leider hat das gegen Ende für mich ziemlich abgebaut.
Die Einblicke in die Sicht- und Denkweise des Täters empfand ich super! Ebenso, dass die Vergangenheit kursiv gedruckt wurde und damit die unterschiedlichen Zeitebenen sofort ersichtlich waren.
Leider haben nicht nur die Charaktere, die plötzlich komplett undurchdacht handeln, am Ende Schwächen aufgewiesen. Das letzte Kapitel ist für mich mit vielen zeitlichen Fehlern geschmückt, die Logik bleibt dabei vollkommen auf der Strecke.
Ebenso konnte ich nicht nachvollziehen, warum Nele als Leiterin fungiert. Für mich hat sie zu keiner Zeit irgendwelche Attribute für ihre Position aufgezeigt. Dinge wurden teilweise komplett vergessen oder nicht beachtet und in der Kommunikation schien sie auch nicht die Stärkste zu sein.
In vielen Dingen war das Buch wirklich überdurchschnittlich gut, aber dann hat es leider auch extreme Schwächen aufgewiesen, sodass es am Ende nur für 3/5 Sternen gereicht hat.
Anhand des Klappentextes hätte ich inhaltlich auch etwas anderes erwartet, das Mysteriöse war bei mir schnell nicht mehr gegeben, aber dennoch war das Motiv durchaus interessant.