Cover-Bild Die Grammatik der Rennpferde
14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 27.05.2016
  • ISBN: 9783423261050
Angelika Jodl

Die Grammatik der Rennpferde

Roman

Warmherzig und voller lebenskluger Beobachtungen

Eine Lehrerin, die Ausländern Deutsch beibringt. Ein russischer Ex-Jockey, der Pferdeställe ausmistet. Zwei, die nichts miteinander gemein haben, aber plötzlich miteinander zu tun bekommen, entdecken, dass es manchmal keine Regeln gibt ...

Für die Studenten von Salli Sturm ist die Grammatikstunde täglich großes Kino. Und für Salli wird daraus eine Liebesgeschichte, mit der sie nicht mehr gerechnet hätte. Weil sie die Altersgrenze für Romanzen überschritten hat und weil sich ihr Schüler Sergey so hartnäckig gegen Konjunktive und Artikel stemmt. Bis Salli schließlich in einer kalten Februarnacht alle erlernten Regeln fallen lässt. Und sich selbst gleich dazu.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwischen den Zeilen gibt es viel zu entdecken

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Für ihre ausländischen Studenten ist die Deutschlehrerin Salli Sturm ein tägliches Highlight, doch privat glänzt bei Salli wenig. Verabredungen mit Kollegen und einsame Videoabende trösten sie über die ...

Für ihre ausländischen Studenten ist die Deutschlehrerin Salli Sturm ein tägliches Highlight, doch privat glänzt bei Salli wenig. Verabredungen mit Kollegen und einsame Videoabende trösten sie über die Einsamkeit hinweg bis Sergey, ein russischer Stallarbeiter, als Privatschüler in ihr Leben tritt. Die Grammatikstunden gestalten sich schwierig und der verschlossene Russe mit seinen eingefahrenen Satzstellungen macht es Salli nicht leicht. Doch langsam entwickelt sich zwischen Lehrerin und Schüler ein besonderes Gefühl, mit dem beide nicht mehr gerechnet hätten.

Angelika Jodl ist von der ersten Seite an ihre Leidenschaft für Sprache und Grammatik anzumerken. Alle Kapitelüberschriften beginnen mit einer grammatikalischen Einleitung. Dabei ist der Schreibstil so fesselnd und unterhaltsam, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Das Zusammenspiel zwischen der lehrplanorientierten regelgerecht lebenden Salli und dem spröden, verschlossenen und pragmatischen Sergey macht Spaß zu lesen. Ganz nebenbei erfährt man auch viel über den Rennsport und Pferdehaltung. Die Stute Katka hat eine nicht unerhebliche Schlüsselfunktion im Roman.

Salli muss man sofort ins Herz schließen. Sie lebt für die Sprache, umgibt sich mit Wortart-Tieren, wie Nomen-Elefanten und Pronomen-Äffchen, die sie gedanklich ständig begleiten. Obwohl sie von ihren Studenten geliebt wird, fühlt sie sich selbst unter all ihren promovierten Kollegen minderwertig. Heimlich hofft sie auf eine Gefühlsregung ihres Kollegen Anselm, der aber auch von anderen Kolleginnen hofiert wird. Der Unterschied zwischen der selbstsicheren Lehrerin und der fast schon hilflosen Salli im Alltag macht sie so liebenswert.

Sergeys Sprache ist herrlich, die Mischung aus Muttersprache, Satzverdrehern und urigem Dialekt hört man richtig beim Lesen. Manche Worte habe ich laut gelesen, dann ist es noch besser.
Sergey ist als Ex-Jockey sehr kompetent im Umgang mit Pferden. Trotzdem wird seine harte Arbeit schlecht bezahlt und er muss viele Demütigungen einstecken. Man wird richtig wütend auf die arroganten Pferdebesitzer und den ausbeutenden Stallbesitzer. Seine Sprachschwierigkeiten kosten ihn sogar eine Anstellung, dennoch behält er bewundernswerter Weise seine Würde:
"Ein Mann zeigt nicht, was in seiner Seele passiert. "

Salli sieht durch Sergeys Unterricht eine Change, doch noch einen Doktortitel zu erhalten. Sergey wird uneingeweiht zum Studienobjekt und Salli zieht zu ihm von Schwabing nach Daglfing. Doch das anfängliche Ziel verliert sich und aus der Lehrerin wird eine staunende Schülerin.

"Und sagst du immer, das soll ich lernen! No, heute du musst. Oder geht net bei dir mit Lernen?"

Kulturelle Unterschiede, Sprachschwierigkeiten, Missverständnisse stehen zwischen Salli und Sergey, aber die Liebe setzt sich trotzdem durch. Gesellschaftskritik wundervoll umgesetzt. Warmherzig, leise, mit liebenswerten, sympathischen Protagonisten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwei unterschiedliche Welten genial zusammengebracht

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Salli, eigentlich Salome Sturm, ist 52, Single und unterrichtet Deutsch als Fremdsprache. Sie liebt es, ihren jugendlichen Studenten aus vielen Nationen die deutsche Sprache näher zu bringen, zeigt auch ...

Salli, eigentlich Salome Sturm, ist 52, Single und unterrichtet Deutsch als Fremdsprache. Sie liebt es, ihren jugendlichen Studenten aus vielen Nationen die deutsche Sprache näher zu bringen, zeigt auch in ihrem Beruf viel Engagement und Einfühlungsvermögen. Nur unter dem Fehlen eines akademischen Grades leidet sie, sie hat "nur" das erste Staatsexamen.
Sergej, Anfang 50, aus Russland ausgewandert, spricht nur einige Brocken deutsch und arbeitet als besserer Stallbursche. Seine Leidenschaft gehört den Pferden und dem Pferderennsport. Er versteht die Pferde wie kein anderer, ist ein regelrechter "Pferdeflüsterer", besonders Rennpferde liebt er geradezu.
Auf den ersten Blick haben diese beiden Charaktere und ihre Leidenschaften wenig gemeinsam, doch als Sergej Salli engagiert, um mehr deutsch zu lernen, kommen diese beiden unterschiedlichen Personen und Welten in Kontakt und beginnen bald, Gemeinsamkeiten zu entwickeln, auch wenn das soziale Umfeld von Salli das weder versteht noch akzeptiert.
Die Autorin versteht es, diese beiden Welten und natürlich die beiden Personen auf unnachahmliche Weise miteinander zu verbinden. Mit viel Sachverstand sowohl was die deutsche Sprache und Grammatik als auch was die Welt der Rennpferde anbelangt und mit ebenso viel emotionalem Einfühlungsvermögen führt Angelika Jodl die allmähliche Annäherung von Salli und Segej und ihrer Welten aus. MIr hat diese sehr ungewöhnliche LIebesgeschichte sehr gut gefallen, die Charaktere sind liebevoll detailliert beschrieben, der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen und ganz nebenbei habe ich einiges, mir noch Unbekannte über die deutsche Grammatik und Emotionsworte und sehr viel Informatives über Rennpferde gelernt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wie viel Grammatik braucht das Leben?

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Salli Sturm, hat sich mit Leib und Seele der deutschen Grammatik verschrieben, die sie mit viel Enthusiasmus versucht ihren ausländischen Schülern beizubringen. Als sie zufälligerweise auf den Russen Sergey ...

Salli Sturm, hat sich mit Leib und Seele der deutschen Grammatik verschrieben, die sie mit viel Enthusiasmus versucht ihren ausländischen Schülern beizubringen. Als sie zufälligerweise auf den Russen Sergey trifft, dem sie als Privatschüler, mehr oder weniger erfolgreich versucht, die Tücken der Grammatik zu erklären, wird dieser für sie zum Studienobjekt. Sergey, der zwar durchaus gewillt ist sein Deutsch zu verbessern, hat allerdings mehr Interesse daran ein ausgemustertes Rennpferd zu kaufen. Und dazu braucht er Salli.
Als der Pferdekauf gelingt, bedeutet dies zunächst das Aus für den Deutschunterricht. Doch schon bald braucht Sergey erneut Sallis Hilfe. Beide schließen einen Vertrag miteinander. Während Salli versucht zwischen Heurationen und Haferportionen, Verben und Personalpronomen in Sergeys Satzbau den richtigen Platz zuzuweisen, wendet sich das Blatt und der Schüler wird zum Lehrer. Und so ist es letztendlich Salli die begreifen muss, dass nicht nur Rennpferde eine andere Grammatik brauchen.

Fazit
Ein sehr einfühlsamer Roman, der mit philosophischer Logik gängige Regeln infrage stellt und zu ganz neuen Erkenntnissen führt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Völlig unterschiedliche Leben treffen aufeinander

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Zwei so ganz verschiedene Personen treffen aufeinander, Zufall? Salli ist Deutschlehrerin an einem Institut für ausländische Schüler, war ihr Leben lang allein und hat sich komplett der Grammatik und ihrem ...

Zwei so ganz verschiedene Personen treffen aufeinander, Zufall? Salli ist Deutschlehrerin an einem Institut für ausländische Schüler, war ihr Leben lang allein und hat sich komplett der Grammatik und ihrem Unterricht verschrieben. Sergey war in Russland Jockey, ist Pferde-mann durch und durch. Nun ist er in Deutschland und arbeitet als Stallbursche. Er möchte ein Rennpferd kaufen, braucht dafür aber mehr Kenntnisse der deutschen Sprache. Hier kommen beide zusammen. Salli und Sergey haben beide ihre Beweggründe für die Zusam-menarbeit, aus der sich ein Zusammensein entwickelt. Sprachlosigkeit zerstört es fast wie-der.
Ein sehr schön komponierter Roman, der zwei verschiedene Welten aufeinander treffen lässt, zueinander bringt. Dabei gibt es Hinweise zur deutschen Grammatik, die einfach in die Geschichte passen, und ein wenig Pferdewissen. Sallis Gedanken, Gefühle werden sehr gut beschrieben. Ich habe mit ihr gefühlt Sergey punktet gerade durch seine schlechtere deutsche Aussprache, Grammatik. Das wird durch die Dialoge wunderbar dargestellt und dadurch bekam die Geschichte nochmal eine besondere Note, und ich konnte es mir richtig gut vor-stellen. Dadurch hat das Lesevergnügen gewonnen. Auch die Nebenfiguren spielen eine inte-ressante Rolle.
Ich finde, dass die Geschichte von Salli und Sergey eine richtig gute Mischung darstellt, die gut geschrieben ist, wodurch die Unterschiede und die Sprache richtig zur Geltung kommen. Das Leben ist wechselhaft, das Leben ist gestreift, ist Zebra!

Veröffentlicht am 17.04.2017

Ob Liebe immer Dativ ist?

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Salli Sturm ist Deutschlehrerin, ohne akademischen Titel, an einem Institut und unterrichtet ausländische Studenten. Sie ist Single, Anfang fünfzig, führt eine langjährig gute Beziehung zur deutschen Grammatik, ...

Salli Sturm ist Deutschlehrerin, ohne akademischen Titel, an einem Institut und unterrichtet ausländische Studenten. Sie ist Single, Anfang fünfzig, führt eine langjährig gute Beziehung zur deutschen Grammatik, liebt flüsterstille Bibliotheken und ihre linguistischen Endorphine bezieht sie aus Wörtern und Satzbau. Ihre Assistenten sind ein Rudel wilde Tiere, denen sie Wortarten zugeordnet hat. Salli ist pflichtbewusst, friedfertig und glücklich auf ihre Weise. Einsamkeit wischt sie mit Schnulzenfilmen davon, bis sie eines Tages die Idee zu einem sprachwissenschaftlichen Projekt entwickelt.

Eine Anzeige bringt Salli mit dem Russlanddeutschen Sergey zusammen, der Pferdeställe ausmistet. Sergey kennt keine Artikel, bildet Sätze mit Hilfe eines ausgedachten Konjugationssystems und er lässt Verben stets gefährlich taumeln. Für Salli ist der Pferdeknecht ein idealer Proband, dessen Sprache irreparabel defekt erscheint.

Salli unterrichtet Sergey, ohne ihm zu erklären, dass er ihr Proband für das sprachliche Studium ist. Umgekehrt verheimlicht Sergey Salli, dass er sie zum Kauf eines Pferdes und Hofes benötigt. Langsam, ganz langsam nähern sich die beiden einander an und bald wendet sich das Blatt, denn Sergey unterrichtet plötzlich Salli in Sachen Pferd.

Die Autorin:

Angelika Jodl unterrichtet Studenten aus aller Welt in Deutsch. Außerdem schreibt sie Geschichten, hält Vorträge zur deutschen Sprache und reitet ein ausgemustertes Rennpferd. Sie lebt mit Mann, Sohn, Hund und Katzen in München. (quelle: dtv Verlag)

Reflektionen:

Die Grammatik der Pferde ist für mich ein Roman der nicht nur genrefremd ist, sondern auch noch von einer, für mich normalerweise entbehrlichen, Liebesgeschichte erzählt. Aber, bereits nach den ersten Buchseiten, hatte ich diesen herzerwärmenden Roman in mein Leserherz geschlossen, worin er noch sehr lange und angenehm nachklingen wird.

Das Autorin Angelika Jodl Deutsch unterrichtet spürt man als Leser sofort, denn sie schreibt ausdrucksstark, sprachgewaltig und in einer wunderschönen Satzmelodie. Literarisch anspruchsvoll erzählt Angelika Jodl die rührende und amüsante Geschichte zweier Figuren, die menschlich und kulturell unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie zeichnet auch eine Abhandlung darüber, wie missbräuchlich man andere Menschen zu brauchen vermag.

Herzzerreißend amüsant sind vor allem die Dialoge, die Sergey und Salli miteinander führen, denn Sergey spricht nicht nur ein gebrochenes Russlanddeutsch, sondern er akzentuiert seine Sprache mit einem oberbayrischen Dialekt, sodass einem das Herz vor Schmunzeln aufgeht.

Neben der wunderbar warmherzigen Sprache des Romans, hat die Autorin authentische Figuren erschaffen, deren glaubwürdige Charaktere intensiv und fein gezeichnet sind. Dadurch dekoriert sie dem Leser eine emotionale Bühne und erlaubt ein tiefes abtauchen in die Seelen und Herzen der beiden Hauptfiguren, in denen man sich pudelwohl fühlt.

Salli, eher ein graues, unscheinbares Mäuschen, dass außer ihren Dozenten-Kollegen kaum soziale Kontakte pflegt, beginnt Sergeys Sätze als sogenannte Vorhersätze aufzuzeichnen, um diese dann in Mustersätze zu verwandeln, mit denen sie Sergey unterrichten möchte. Doch es kommt ganz anders, denn Sergey, ein ehemals erfolgreicher Jockey, benötigt Salli zum Kauf einer Stute und gibt zunächst nur vor Deutsch lernen zu wollen. Letztendlich unterrichtet Sergey Salli in Sachen Stall und Pferd und ist ursächlich dafür verantwortlich, dass sie pflichtvergessend den Duft des Stalls zu lieben beginnt.

Angelika Jodl gelingt es durch die bildhafte Sprache, dass man sich den etwas einsilbigen, schroff wirkenden Pferdeknecht, und sogar seine selten lächelnde Mimik, gut vorstellen kann. Auch Sallis ständig entgleitende Gesichtszüge, bereiten dem Leser ein angenehmes Kopfkino.

Die Dialoge sind gelungene Schlagabtausche, die dafür sorgen, dass sich die Handlung zwischenmenschlich immer weiter ineinander verstrickt. Letztendlich verknäueln sich die Figuren ineinander und nur das Band der Liebe führt Sergey und Salli zurück zu einem wunderschönen Anfang.

Zitat:

„Gibt Rede bei uns in Russland“, sagt Dyck. „Kamma Ziege Krawatte umbinden. Aber dann bleibt auch Ziege.“ „Aber schlecht is wirklich net. Boxen passen für Viecher. Bloß mit Scheune – weiß i net, ob glangt die Platz. Kamma nix sehen, da drin is dunkel wie in Arsch von Neger. Aber glaub i schon, dass is genug. Also, was machma?“

„Salli“, unterbricht sie Sergey leise lächelnd. „Willst du erklären mir, wie geht Pferd halten?“ „Ich doch nicht! Das steht hier. In diesem Buch!“ Buch – wann geht um Ohren waschen, du schaust auch in Buch rein?“

„Ich weiß überhaupt nicht genug. Ich kann gar nicht reiten! Was mache ich, wenn das Pferd mit mir durchgeht?“ „Sagst du brrr, dann steht gleich.“ „Und wenn nicht?“ Is gute Pferd. Wird sie stehe.“

Mein leben
Als ich Kind, ich hatte schöne leben. Später schwieriger, weil ich muss Geld verdint für ganze familie. Auf Rennbahn ist wider besser worden. Aber jetzt in Deutschland ist alles problem. So man kann sagen: mein Leben ist gestreift.

Fazit und Bewertung:

Die Grammatik der Rennpferde ist ein herzerwärmender Roman, der zwei Figuren aufeinanderprallen lässt, die menschlich und kulturell nicht unterschiedlicher sein könnten. Knackige Dialoge, ein Mischmasch aus Deutsch, Russisch und Oberbayrisch, kreieren einen amüsanten Lesegenuss und eine wunderschöne, überzeugende Liebesgeschichte.