Spannende Geschichte mit starker Heldin.
1894: Das eintönige Leben im Mädchenpensionat findet ein jähes Ende, als Elena Sophie von Burow, genannt Effi, durch Zufall ein Buch findet, dessen Inhalt offenbar sehr skandalös ist. Denn kaum wird sie ...
1894: Das eintönige Leben im Mädchenpensionat findet ein jähes Ende, als Elena Sophie von Burow, genannt Effi, durch Zufall ein Buch findet, dessen Inhalt offenbar sehr skandalös ist. Denn kaum wird sie mit dem Buch in der Hand erwischt, fliegt sie auch schon vom Internat. Dabei hatte sie noch nicht einmal die Gelegenheit, es zu lesen.
Ein Gutes hat das Ganze jedoch: Auf der Heimreise nach Berlin lernt Elena Sophie den jungen Arzt Max von Waldau kennen, der nicht nur ein sehr angenehmer Gesprächspartner ist, sondern in Effi auch den Wunsch weckt, zu studieren. Ihr Vater ist sogar damit einverstanden, vorausgesetzt, Elena lässt sich von ihrer Tante Auguste gleichzeitig auf das Leben als Ehefrau vorbereiten. Dabei möchte Elena nur eins: Endlich dieses Buch in die Hände bekommen und erfahren, was es mit der „Physiognomie des Genusses“ auf sich hat. Und Max von Waldau wiedersehen. Und als sich die Wege der beiden dann tatsächlich öfter kreuzen, beginnt sich das Gefühlschaos der beiden erst so richtig zu drehen....
„Effi liest“ hat mich schon aufgrund des wunderschönen Covers angesprochen. Die Geschichte wurde beschrieben als eine Mischung aus „Der Trotzkopf“ und Jane Austen, was meine Neugier sofort geweckt hat. Ich liebe Romane, die um die Jahrhundertwende spielen, da mich diese Zeit sehr interessiert. Historisch gesehen steht besonders die Rolle der Frau in der damaligen Zeit im Vordergrund, sowie die medizinischen Erkenntnisse auf dem Gebiet der weiblichen Sexualität. Gerade Letzteres lässt einem beim Lesen oft die Haare zu Berge stehen. Es gibt einige Szenen, welche sich um die Rechte der Frauen drehen, die wirklich erschreckend sind und zum Nachdenken anregen. Da wird einem als Frau mal wieder bewusst, wie gut wir es heute haben und wie die Frauen in der Vergangenheit für Dinge kämpfen mussten, die für uns heute selbstverständlich sind.
Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht Effis erzählt. Der Stil der Autorin ist leicht und verständlich, wobei die Sprache dem Stil der damaligen Zeit angepasst ist. Effi ist eine starke Protagonistin, die sich nicht mit der ihr zugedachten Rolle als Ehefrau und Mutter zufrieden geben möchte. Die männliche Hauptrolle ist Max, über den wir vor allem durch die Briefe an seinen Bruder Ben viel erfahren, die jedes Kapitel abschließen. Die Geschichte bietet neben interessanten historischen Fakten jede Menge Humor und die Beziehung zwischen Effi und Max ist geprägt von vielen Missverständnissen, welche die Gefühlsachterbahn der beiden so richtig in Schwung bringen.
Der Roman bietet gute Unterhaltung, eine liebenswerte Hauptfigur und Elena und Max auf ihrem Weg zu begleiten, hat sehr viel Spaß gemacht. Wer locker-leichte Liebesromane mit historischem Bezug mag, der sollte bei „Effi liest“ unbedingt zugreifen.