Cover-Bild Miss Elizas englische Küche
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 14.06.2022
  • ISBN: 9783442772292
Annabel Abbs

Miss Elizas englische Küche

Eine wahre Geschichte über eine besondere Freundschaft
Michaela Meßner (Übersetzer)

England, 1835. London wird geradezu überschwemmt mit aufregenden neuen Zutaten, seltenen Gewürzen und exotischen Früchten. Aber niemand weiß, wie man sie verwenden soll. Als Eliza Acton von ihrem Verleger aufgefordert wird, ihre Gedichte in der Schublade liegen zu lassen und dafür lieber ein Kochbuch zu schreiben, ist sie entsetzt: Ausgerechnet sie, die sie noch nie einen Fuß in eine Küche gesetzt hat? Als aber die Schulden ihres Vaters überhand nehmen und er England und seine Familie verlassen muss, bleibt ihr keine andere Wahl, als das Angebot anzunehmen. Eliza beginnt, Rezepte zu sammeln und sich selbst das Kochen beizubringen. Und sie stellt die junge, mittellose Ann Kirby als Hilfe ein. Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht, die die Grenzen der gesellschaftlichen Klassen überwindet und zum ersten modernen Kochbuch führt. Gemeinsam verändern die beiden Frauen die Kunst des Kochens für immer.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.07.2022

Was für eine tolle Geschichte

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Es gibt Bücher, an die man nicht die größten Erwartungen hat, um dann nach wenigen Seiten begeistert zu sein. Miss Elizas englische Küche zählt da definitiv rein. Eine rührende, fesselnde Geschichte, einfach ...

Es gibt Bücher, an die man nicht die größten Erwartungen hat, um dann nach wenigen Seiten begeistert zu sein. Miss Elizas englische Küche zählt da definitiv rein. Eine rührende, fesselnde Geschichte, einfach wunderschön erzählt.

Eliza Acton hat einen erfolgreichen Gedichtband geschrieben, sie liebt Lyrik und das Schreiben. Ihre Mutter liebt ihren Ruf und ihr Ansehen. Im Jahr 1835 stehen sich diese Dinge aber im Weg. Wenn es nach ihrer Mutter ginge, würde Eliza reich heiraten und die Familienprobleme lösen. Weibliche Bescheidenheit wird immer wieder gefordert, aber Eliza möchte Schreiben. Leider merkt sie schnell, dass nicht nur ihre Mutter ihr im Weg steht. Niemand möchte ihre Texte veröffentlichen, stattdessen soll sie jetzt ein Kochbuch liefern. Passt doch auch einfach am besten zu einer Frau. Als die Wut verflogen ist, entwickelt sie Interesse für diesen Vorschlag. Sie hat bisher kaum Erfahrung in der Küche, aber ist genervt, von bisher bestehenden Kochbüchern und möchte es besser machen.
Glücklicherweise kommt ihr Ann Kirby zu Hilfe. Die Junge Frau geht bei Familie Acton in Stellung. Sie rechnet damit, Kohle und Wasser schleppen zu müssen. Keine schöne Arbeit, aber sie muss Geld verdienen. Die junge Frau kommt aus armen Verhältnissen, ihre Mutter ist ‚geistesabwesend‘ und landet in der ‚Irrenanstalt‘. Heute würde man sie wegen ihrer Demenz behandeln, damals wurde sie versteckt. Ihr Vater ist dem Alkohol sehr zugeneigt und kommt auch sonst nicht besonders gut mit seinem Leben in Armut klar. Ann kümmerte sich liebevoll um ihre Eltern, aber natürlich muss Geld reinkommen. In der Küche mit Eliza fühlt sie sich aber schnell wohl. Die beiden entwickeln eine interessante Verbindung und viele tolle Rezepte.

“Und mir scheint, dass die Küche mit ihrer natürlichen Intimität Freundschaft und Liebe zuträglicher ist, als jeder andere Raum im Haus: das beständige, ungefähre Muster der Tage, die man dort verbringt, die betörenden, unvergesslichen Gerüche, die Wärme und der Schutz dieses abgeschotteten Raums:”

Ich war sehr schnell gefangen in dieser besonderen Geschichte. Der Schreibstil macht es wirklich leicht, dieses Buch nicht aus der Hand legen zu wollen und einfach immer weiter zu lesen. Auch die Protagonistinnen hab ich schnell ins Herz geschlossen. Ihre persönlichen Umstände haben mich total berührt und es war sehr interessant, diese unterschiedlichen Leben kennenzulernen.

Das Kochen kam in diesem Buch auch nicht zu kurz. Irgendwann hab ich mir immer schon vor dem Lesen was zu Essen bereit gestellt, weil der Hunger einfach immer kam. Die Beschreibungen sind wirklich gut getroffen und es hat mir total gut gefallen, wie viel Liebe da reingesteckt wurde. Vor allem Gewürze bekommen viel Raum und hach, es war einfach ein Traum.

“Vielleicht bin ich nicht dazu gemacht, ein trübseliges Leben zu leben, eine gebrochene Frau zu sein. Vielleicht kann das Erfinden von Rezepten mich stützen und nähren, ganz wie das Verseschreiben. Vielleicht kann ich mehr sein als eine alte Jungfer”

Das Ende war dann leider ziemlich meh. Plötzlich ging alles ganz schnell. Es hat auf mich total lieblos gewirkt und ich hätte mir viel mehr gewünscht.. Es ist schlüssig und abgeschlossen, immerhin, aber es wurde auf wenigen Seiten hingerotzt, obwohl wirklich viel großes passiert. Das ist aber zum Glück nur das Ende, das Buch bleibt absolut lesenswert.

Gut gefallen hat mir außerdem, dass es zum Ende noch eine kleine Einordnung gibt. Vieles basiert auf wahren Begebenheiten, einiges ist dazu gedichtet. Dass Spekulationen hier noch mal klar benannt werden, fand ich ziemlich cool. Die Rezepte ganz zum Schluss.. Passen bestimmt zur Zeit und sind Interessant für einige.. Für Leute, die kein Fleisch essen, eher eklig.

Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Es hat mir total gut gefallen, diese beiden besonderen Frauen etwas zu begleiten und eine tiefe Verbindung zwischen Frauen zu erleben, bei der es nicht in jedem zweiten Gespräch um Männer geht.. Allgemein nehmen Männer und Beziehungen hier weniger Raum ein and I fucking love it. Außerdem gehts um Essen, was könnte überzeugender sein?

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Veröffentlicht am 24.07.2022

Wer war Eliza Acton?

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Elizabeth „Eliza“ Acton (1799 – 1859) ist eine Frau mit vielen Facetten. Sie selbst sieht sich als Lyrikerin, findet aber wie so viele Dichterinnen dieser Zeit niemanden, der ihre Gedichte drucken will. ...

Elizabeth „Eliza“ Acton (1799 – 1859) ist eine Frau mit vielen Facetten. Sie selbst sieht sich als Lyrikerin, findet aber wie so viele Dichterinnen dieser Zeit niemanden, der ihre Gedichte drucken will. Als sie der Bankrott ihrer vermeintlich vermögenden Familie dazu zwingt, sich nach einem Broterwerb umzuschauen, scheint ihr das Angebot eines Verlegers ein gangbarer Ausweg. Er empfiehlt ihr, anstatt Gedichte ein Kochbuch zu schreiben. Aber wie kann sie diesen Vorschlag realisieren, hat sie doch noch nie einen Fuß in die Küche gesetzt? Kochbücher sind in diesen Zeiten kaum verfügbar, wenn doch, dann können sie kaum Hilfestellung bieten. Sie holt sich Unterstützung ins Haus, die junge Ann Kirby (Tochter einer dementen Mutter und eines beinamputierten Veteranen) soll sie als Küchenmädchen unterstützen. Eine höchst produktive Verbindung, aus der 1845 das Standardwerk „Modern Cookery for Private Families“ entsteht, der Vorläufer der Kochbücher, wie wir sie heute kennen, aber auch eine Freundschaft, die sich über alle Standesgrenzen hinweg setzt.

Die Autorin Annabel Abs hat bisher zwei Romanbiografien veröffentlicht, eine über James Joyce‘ Tochter Lucia, die andere über Frieda von Richthofen, die als Vorbild für Lady Chatterley diente, wobei sie für „The Joyce Girl“ wegen ihrer freien Interpretation der biografischen Daten heftig kritisiert wurde.

Der Blick in „Miss Elizas englische Küche“ scheint sich allerdings in der Tat überwiegend an den bekannten Eckdaten zu orientieren und gewährt einen interessanten Blick auf die Entstehungsgeschichte des ersten englischen Kochbuchs, das so ganz anders als seine Vorgänger daherkommt und noch heute vielen Kochbuchautorinnen als Vorbild dient: Die Beschreibung der Rezepte muss akribisch sein, mit einer kompletten Zutatenliste und korrekten Mengenangaben plus exakten Koch- und Backzeiten starten. Ganz so, wie wir es bis zum heutigen Tag aus unseren Kochbüchern gewohnt sind.

Alles in allem ein unterhaltsamer historischer Roman, der aber leider auch seine Schwächen hat. Zur Erinnerung, wir sind im viktorianischen England. Das erbärmliche Leben der Landbevölkerung wird bei Elizas Suche nach ihrer Gehilfin kurz angerissen, bleibt aber letztlich ohne persönliche Konsequenzen. Das Streben der beiden Frauen nach Unabhängigkeit wird im Wesentlichen durch die finanzielle Sicherheit verkörpert. Und dann soll mir noch einmal jemand erklären, wie Eliza, die keine Ahnung vom Kochen hat, sich in so kurzer Zeit mit sämtlichen Küchentechniken vertraut machen und die ausgefallensten Gerichte kreieren konnte. Das scheint mir dann doch reichlich unglaubwürdig, oder?