Brombeermarmeladenherz
Seit 10 Jahren sind Nora und Julian schon ein glückliches Paar. Sie genießen besonders die Sonntage zu zweit, gestalten ihr Leben mit Liebe und viel gemeinsamer Zeit. Nora kocht leidenschaftlich gern Marmelade ...
Seit 10 Jahren sind Nora und Julian schon ein glückliches Paar. Sie genießen besonders die Sonntage zu zweit, gestalten ihr Leben mit Liebe und viel gemeinsamer Zeit. Nora kocht leidenschaftlich gern Marmelade und widmet ihrem Ehemann jeden Monat eine eigens komponierte neue Geschmacksrichtung. Und ausgerechnet an einem Sonntag schlägt dann das Schicksal erbarmungslos zu: beim Joggen stirbt Julian an einer unentdeckten Entzündung des Herzens und plötzlich ist Nora mit Ende Zwanzig Witwe. Ihr Leben liegt in Trümmern vor ihr, denn mit Julian sind die Freude und das Glück verschwunden. Eines Tages findet sie einen Brief an Julian von seiner Großtante Klara Kummerow, die ihm darin ein Rezept für eine besondere Brombeermarmelade verrät. Nora möchte die ältere Dame kennenlernen und reist zu Klara nach Vorpommern, wo sie sich sofort wohl und geborgen fühlt, was wohl auch an Klara und ihrer liebevollen Art liegt. Die beiden freunden sich schnell an, eint sie doch die Vorliebe für Marmeladen, aus der eine gemeinsame Idee entsteht. Gleichzeitig birgt Klaras Haus auch einige Geheimnisse, und Klara selbst ist wohl das Größte davon. Wird Nora es lüften können und vor allem, wird es ihr Leben verändern?
Anna Töpfer hat mit ihrem Buch „Das Brombeerzimmer“ einen wunderschönen und gefühlvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, dabei den Situationen entsprechend melancholisch und doch so lebendig, bildhaft und hoffnungsvoll. Der Leser taucht mit den ersten Seiten ein in Noras Welt und verwächst mit ihr, versinkt mit ihr in ihrem Kummer, ihrer tiefen und schmerzhaften Trauer und steigt mit ihr zusammen langsam wie Phönix aus der Asche auf, um das Leben wieder zu feiern, sich den schönen Dingen des Alltags zu widmen, um die Menschen wieder an sich heran zu lassen, Freundschaft und Nähe zu suchen und zu genießen. Die Art und Weise, wie die Autorin über das Thema der Trauerbewältigung in ihrer verschiedenartigen Form schreibt, ist ein sehr emotionaler Punkt, der hier auf sehr liebvolle und schöne Weise ausgearbeitet wurde.
Die Charaktere wurden sehr liebevoll ausgestaltet und agieren so lebendig und authentisch, dass der Leser das Gefühl hat, den einen oder anderen persönlich zu kennen. Schnell fühlt man sich inmitten dieser bunten Schar von Protagonisten pudelwohl und möchte am liebsten persönlich mit ihnen diskutieren und etwas erleben. Nora ist eine sehr sympathische Frau, die vom Schicksal so hart gebeutelt, erst einmal wie in einer Glocke lebt und wie ferngesteuert ihren Alltag irgendwie durchstehen will. Sie fühlt sich nicht mehr wie ein Ganzes, sondern nur noch wie die Hälfte und hat jeden „Gleichgewichtssinn“ verloren. Es bedarf einiger guter Freunde, die sie in ihrer Trauer stützen und ihr Halt geben. Es macht richtig Freude, ihre Entwicklung innerhalb der Handlung zu beobachten und zu sehen, wie sie wieder Spaß an den kleinen Dingen des Lebens findet. Noras Freundin Katharina ist ihr eine wirkliche Hilfe in der Not, sympathisch, praktisch und immer da. Klara wirkt zu Beginn wie eine bockige und starrsinnige alte Dame, doch sie hat das Herz am rechten Fleck und teilt mit Nora die Passion des Marmeladenkochens. Doch die noch recht rüstige 70gerin hat auch ein Geheimnis, das es zu ergründen gilt. Die eingestreuten Erinnerungen mit den Aussagen des verstorbenen Ehemanns Julian geben auch ein sehr schönes Bild von ihm und der gemeinsamen Beziehung mit Nora ab, so dass der Leser ihn sich gut vorstellen kann. Auch die anderen Charaktere sind so wunderbar platziert und mit Eigenschaften versehen, die die Handlung unterstützen und zum Teil sogar mit Spannung anreichern.
Natürlich müssen auch noch die ganzen Rezepte der Köstlichkeiten erwähnt werden, die hier während der Handlung immer wieder auftauchen und dem Leser den Mund wässrig machen. Hier gibt es eine Warnung für alle, die Süßkram lieben: schon das Lesen könnte zur Gewichtszunahme beitragen. Ständiges Lesen über diese wunderschönen Spezialitäten lässt einen kaum an etwas anderes denken.
„Das Brombeerzimmer“ ist ein sehr gefühlvoller Roman über ein Familiengeheimnis, aber noch mehr über die Trauer und wie man sie übersteht, über alte Freunde und neue Bekanntschaften, die vielleicht enge Freunde werden können, über Hoffnungen und Träume und ein glückliches Leben. Absolutes Lesehighlight und eine Empfehlung für alle, die Romane lieben, die einen mitten ins Herz treffen!