Cover-Bild Deutsches Haus
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hörbuch Hamburg
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 21.09.2018
  • ISBN: 9783957131386
Annette Hess

Deutsches Haus

7 CDs
Eva Meckbach (Sprecher)

Das literarische Debüt der Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59 

»Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben

Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird.

Für ihre nuancierte und empathische Lesung erhielt Eva Meckbach den Deutschen Hörbuchpreis 2019 in der Kategorie »Beste Interpretin«.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2019

Der Mantel des Schweigens deckt nicht alles zu

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Eva Bruhns ist Anfang 20 und Dolmetscherin. Sie wird für den ersten Ausschwitz-Prozess in Frankfurt engagiert. Sie ist verlobt und ihr künftiger Ehemann möchte nicht, dass sie diesen Job annimmt. Im Deutschland ...

Eva Bruhns ist Anfang 20 und Dolmetscherin. Sie wird für den ersten Ausschwitz-Prozess in Frankfurt engagiert. Sie ist verlobt und ihr künftiger Ehemann möchte nicht, dass sie diesen Job annimmt. Im Deutschland 1963 hatte eine Frau sich tatsächlich den Wünschen ihres Mannes, auch des Verlobten, zu unterwerfen. Auch ihre Eltern wollen sie abhalten. Doch Eva spürt, dass sie sich hier ausnahmsweise mal durchsetzen muss. Die Folgen sind unvorhersehbar …

Die Autorin hat hier sehr unaufgeregt, aber eindringlich beschrieben, welche Gräuel in den Lagern stattfanden und wie alle Beteiligten jahrelang immer erfolgreicher die Erinnerungen verdrängten. Die Kinder, die in den Kriegsjahren geboren wurden, bekamen zwar einiges mit, haben das aber in der Nachkriegszeit relativ gut vergessen, was den Erwachsenen mehr als recht war. Doch so tief vergraben ging gar nicht, als dass die Wahrheit nicht wieder ans Licht kommen könnte.

So wird Eva immer klarer, dass ihre relativ heile Welt auf Lügen und Blendungen aufgebaut ist. Langsam aber stetig arbeitet sie sich zum Kern der Sache vor und macht ein Wechselbad der Gefühle mit. Daran wächst sie und emanzipiert sich. Und sie fühlt sich schuldig.

Auch die anderen Figuren des Buches sind sehr schön gezeichnet. Die einen netter als die anderen, mit der einen oder anderen Leiche im Keller oder Last auf der Seele. Wie wichtig die Prozesse damals und heute waren und sind, wird jedem spätestens nach dieser Geschichte klar.

Sehr eindrucksvoll wird klar, dass es für die Opfer fast schon eine Strafe ist, über die Zeit und das Geschehen zu spreche. Auch für die Anwälte und Staatsanwaltschaft ist es eine Zerreißprobe. Doch Annette Hess zeigt auch, dass es einen Unterschied von Tätern und Tätern gibt – solche, die Befehle gern ausführten und solche, die aus Angst gehorchten. Die Aufarbeitung ist für niemanden leicht – muss aber sein, um eine Wiederholung zu vermeiden.

Auch wenn meine Generation damals noch nicht lebte, dementsprechend völlig unbeteiligt und unschuldig ist und die komplette Schulzeit immer wieder damit zu tun hatte und wirklich sagen könnte, es reicht – auf diese Art, wie die Autorin das Thema darstellt, ist es kein Wiederkäuen, kein Aufguss, kein „nicht schon wieder“ – es ist eine gefühlvolle Art, gerade im Zeitalter des „Flüchtlingsproblems“ dem letzten Ignoranten klarzumachen, wie knapp wir vor einem neuen, unverzeihlichen Fehler stehen. Das ist wichtiger denn je!

Zudem wird dem Leser verdeutlicht, dass die Gleichberechtigung ein sehr junges Kind ist.

Auch Eva Meckbach trägt als Sprecherin sehr zu meiner Begeisterung für dieses Buch bei. Sie hat es ruhig und dennoch mit Gefühl eingelesen. Sie hat meiner Ansicht nach den Ton von Annette Hess sehr gut getroffen und alle Aspekte, die Eva Bruhns, ihre Familie, die Gerichtverhandlung, ihre Schwester, das Liebesleben in den frühen 1960ern, den Zeitgeist und die Ohnmacht betreffen, extrem gut transportiert.

Ich bin von diesem Buch sehr beeindruckt und bewegt. Kann man als moderne Frau Eva manchmal nicht verstehen, liegt es einzig an der Tatsache, dass wir heute selbstbewusster sind und unser Freiheiten als selbstverständlich hinnehmen. Ich kann nicht anders: Fünf Sterne!

Veröffentlicht am 24.10.2018

Eigene Perspektive auf Deutsche Geschichte

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Eva Bruhns ist 24 Jahre alt, lebt bei ihren Eltern, einem Wirtsehepaar, in Frankfurt. Sie ist Dolmetscherin für Polnisch und wird von ihrer Kanzlei meist für Vertrag- und Wirtschaftsangelegenheiten eingesetzt. ...

Eva Bruhns ist 24 Jahre alt, lebt bei ihren Eltern, einem Wirtsehepaar, in Frankfurt. Sie ist Dolmetscherin für Polnisch und wird von ihrer Kanzlei meist für Vertrag- und Wirtschaftsangelegenheiten eingesetzt. Sie steht kurz vor der Verlobung mit Jürgen, einem wohlhabenden Sohn eines Versandhändlers. Gerade an dem Tag, an dem Jürgen zum ersten Mal ihren Eltern vorgestellt wird, wird Eva kurzfristig zu einer Übersetzung gebeten. Sie soll eine Aussage eines polnischen Mannes übersetzen, da ein offizieller Übersetzer nicht rechtzeitig anreisen konnte. Bei dieser ersten Übersetzung erkennt Eva überhaupt nicht den Hintergrund. Es handelt sich um die Vorbereitungen von Zeugenaussagen polnischer Menschen, die Auschwitz überlebt haben. Die Staatsanwaltschaft bereitet in Frankfurt die Auschwitz-Prozesse vor um die menschenverachtenden Handlungen dort umfangreich aufklären zu können. Evas Unbedarftheit erkennt man gut daran, dass sie anfangs die Aussage übersetzt mit „Gästen und Herberge“ und dann bei genauerem Nachblättern feststellt, dass der Mann von Häftlingen, Blocks und Vergasen erzählt hat. Sie ist geschockt, denn sie hatte bisher nie was von Auschwitz gehört und keinerlei Vorstellungen zu den Geschehnissen in einem Konzentrationslager. Ab jetzt interessiert sich Eva für die Auschwitz-Prozesse und da sie im Vorfeld schon einmal für die Staatsanwaltschaft übersetzt hat wird sie sogar in den Prozessen eingesetzt, da der geplante Übersetzer weiterhin nicht zur Verfügung steht.

Mir hat in dieser Geschichte sehr gut Evas Entwicklung gefallen. Anfangs war sie vollkommen unbedarft, nimmt jetzt aber im Prozess das volle Ausmaß von Auschwitz war. Sie entwickelt Mitgefühl mit den Opfern und hat kein Verständnis mehr für die ablehnende Haltung ihrer Eltern gegen diesen Prozess. Diese lehnen den Prozess ab mit gängigen Floskeln wie „wir alle hatten es schwer im Krieg“ , „das muss auch mal ein Ende haben“ und „das sind doch ehrenwerte Mitbürger“.
Ich finde, Annette Hess hat daraus eine echt große Erzählung gemacht.

Veröffentlicht am 28.09.2018

Die Vergangenheit holt dich ein

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Annette Hess ist mit dem Roman „Deutsches Haus“ ein interessantes Stück Deutsche Geschichte gelungen. Sie beschreibt eine Zeit, als die Schuld verdrängt wurde und nicht viel darüber geredet wurde.
Das ...


Annette Hess ist mit dem Roman „Deutsches Haus“ ein interessantes Stück Deutsche Geschichte gelungen. Sie beschreibt eine Zeit, als die Schuld verdrängt wurde und nicht viel darüber geredet wurde.
Das Hörbuch wird von Eva Meckbach mit eindrucksvoller Stimme gelesen.

Der Schauplatz ist Frankfurt im Jahre 1963. Der 1. Auschwitz Prozess wird vorbereitet. Die Dolmetscherin Eva Bruns soll die Zeugenaussagen übersetzen. Ihre Eltern sind die Wirtsleute vom Deutschen Haus, sie und Evas Verlobter sind gegen diesen Auftrag. Eva Bruns ist eine sympathische Protagonistin. Ihre Empfindungen kann ich sehr gut nachempfinden.
Der Prozess ist erschreckend, überhaupt für die Zeugen. Für die Opfer, die das Lager überlebt haben, war es ein neues Erleben der Qualen und der Trauer um die toten Angehörigen. Das wurde von der Autorin authentisch erzählt. Die Protagonistin Eva Bruns, ist betroffen, das sie, wie so viele sagen, wirklich nichts wusste.
Dieses ist ein ehrlicher Roman, der genau recherchiert wurde. Es gab so viele Personen, die sich schuldig gemacht haben, aber trotzdem einfach weiter gelebt haben und sich kein Bisschen schuldig fühlen.

Annette Hess hat mich mit diesem Roman total erreicht. Ich bin jemand, der sich für unsere Vergangenheit schämt. Ich hoffe das sich das niemals wiederholt. Allerdings gibt es in unserer Zeit wieder viele Meinungen, die mir Angst machen.
Der Roman ist ein wichtiges Dokument der Zeitgeschichte. Sehr lesens- und hörenswert und zu empfehlen.

Veröffentlicht am 11.12.2023

ein wichtiges Thema, das mir ein bisschen zu oberflächlich behandelt wurde

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Wenn man viel liest, so wie ich, merkt man , dass sich die Themen auf dem Buchmarkt immer ein wenig ähneln. Ich habe in diesem Jahr schon einige zeitgeschichtliche Bücher gelesen und es fällt auf, dass ...

Wenn man viel liest, so wie ich, merkt man , dass sich die Themen auf dem Buchmarkt immer ein wenig ähneln. Ich habe in diesem Jahr schon einige zeitgeschichtliche Bücher gelesen und es fällt auf, dass diese Bücher weniger den 2. Eltkrieg zum Them ahben, sondern die Nachkriegszeit. Ob nun Wirtschaftswunderjahre, oder die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre oder wie in diesem Buch die sechsiger Jahre, die die Stellung der Frau in dieser zeit noch einmal beleuchten, aber auch, die etwas oberflächliche Aufarbeitung des Geschehenen, vor allem den Holocaust.

Was mir gut an diesem Buch gefallen hat war die Atmosphäre , die hier in diesem Buch getroffen wurde, den Leuten geht es wieder besser, die Frauen benötigen,um arebiten zu können, die Zustimmmung ihres Verlobten oder Ehemannes, Die Frauen sehen als Highlight ihres Lebens ihre Vermählung an, am besten mit einem vermögendem Mann Aber auch der Wille zum Vergessen ist deutlich spürbar. Alles was mit dem Krieg zu tun hat, will man vergessen, will nicht mehr drüber reden und als dann in Frankfurt die Gräuel der Naziherrschaft in einem Prozess wieder aufgerollt werden soll, stört dies das Wolkenkuckusheim , in dem es sich viele Leute bequem gemacht haben.

Doch dieser Prozess , in dem die Protagonistin dieses Buches Eva Bruhns als Übersetzerin für Polnisch arbeitet , erwartet Antworten, doch keiner ist sich einer Schuld bewusst. Selbst die schlimmsten " Bestien " dieser Zeit, sehen sich nur als Befehlsempfänger, scheinen unter chronischer Amnesie zu leiden , was diese Zeit betrifft . Auf der anderen Seite fühlen sich Menschen wie Eva, die diesen Prozess als Dolmetscherin miterlebt, aber auch andere, verantwortlich für die Taten , die in Auschwitz oder anderswo geschahen. Und als Eva erfährt, dass auch in ihrer Verwandschaft das Vergessen im Vordergrund steht, fühlt sie sich verloren und allein gelassen.

Diese Beschreibungen des Buches haben mir gut gefallen, allerdings fand ich und das ist mein einziger Kritikpunkt, dass der Prozess und seine Thematik ein wenig zu oberflächlich behandelt wurden, da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht und so bleibt dieses Buch für mich gute Unterhaltungslektüre, obwohl es Potential für gute Litereatur hätte sein können.

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Veröffentlicht am 27.09.2018

Die Aufarbeitung

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Ich habe das Hörbuch gehört, das von Eva Meckbach gelesen wird.
Ihre leicht getragene, aber sorgfältige und passende Art zu lesen, spricht mich an.

Das Thema des Romans halte ich für immer noch relevant ...

Ich habe das Hörbuch gehört, das von Eva Meckbach gelesen wird.
Ihre leicht getragene, aber sorgfältige und passende Art zu lesen, spricht mich an.

Das Thema des Romans halte ich für immer noch relevant und in dieser Form selten umgesetzt. Die Hauptfigur, die junge Dolmetscherin Eva ist ahnungslos, was in den Lagern bis Kriegsende passiert ist. Doch im Prozess, in dem sie polnisch übersetzt, erfährt sie viel.
Von den meisten wird das Geschehen nach dem Krieg bis Mitte der sechsziger Jahre verdrängt. Niemand weiß etwas oder will etwas wissen. Doch das Nichtwissen über die Verbrechen ist nicht glaubwürdig. Und außerdem gibt es die, die uneinsichtig leugnen.

Je mehr Eva erfährt, desto mehr versteht sie auch, dass es sie selbst etwas angeht und ihre Kindheit nicht so klar, wie gedacht. Auch die Rolle der Eltern wird in Frage gestellt.
Diese Erfahrung verändert sie. Letztlich ist es ein Entwicklungsroman!