Süße Geschichte für's Herz
"Der kleine Laden der einsamen Herzen" hat mich am Anfang ja so gar nicht überzeugt. Ich hatte absolute Probleme, mit dem übertriebenen Hauptprotagonisten Sebastian klar zukommen, eine Verbindung zur prüden ...
"Der kleine Laden der einsamen Herzen" hat mich am Anfang ja so gar nicht überzeugt. Ich hatte absolute Probleme, mit dem übertriebenen Hauptprotagonisten Sebastian klar zukommen, eine Verbindung zur prüden Hauptprotagonistin Posy aufzubauen oder allgemein mich auf den hölzernen, eher etwas altmodischen Schreibstil einzulassen. Ich hatte das Buch nach circa 30 Seiten dann auch erstmal wieder zur Seite gelegt und dann ein paar Wochen später erst wieder für mich entdeckt. Mich hat der Buchladen und dessen Zukunft einfach nicht losgelassen. Als ich dann ein paar Seiten gelesen habe und mich an die verschiedenen, skurrilen Aspekte gewöhnt hatte, hatte "Der kleine Laden der einsamen Herzen" bei mir doch einen gewissen Charme versprüht.
Die Charaktere sind, wie oben angedeutet, schon sehr gewöhnungsbedürftig, aber aufgrund ihrer speziellen Eigenschaft doch auch sehr interessant. Sebastian ist zwar anfangs sehr großspurig und arrogant, aber durch seinen Ehrgeiz und durch seine überschwänglichen und guten Ideen fand ich ihn auch recht spannend. Seine ganz eigene Art, mit Posy und anderen Menschen umzugehen, war mir persönlich zwar ein bisschen zu herablassend, aber er hat definitiv auch einen weichen Kern, der mich am Ende überzeugen konnte. Ich fand den Grad zwischen Bad Boy und unverschämter, arroganter Kerl manchmal schon arg schmal und ein bisschen weniger "bad" hätte Sebastian meiner Meinung nach besser gestanden. Trotzdem mochte ich ihn irgendwie sehr gerne und seine Art und wie er damit auf Unverständnis und Augenrollen trifft, war stellenweise schon geradezu komisch.
Nun zu Posy, die eigentliche Hauptprotagonistin: Sie ist das komplette Gegenteil von Sebastian. Sie ist sehr viel empfindlicher und sensibler, kämpft sehr mit dem Tod ihrer Eltern, hat die Verantwortung für ihren kleinen Bruder und steht eigentlich vor dem Abgrund, als ihr der Buchladen vererbt wird. Sie hat schon eine gewisse Form von Ehrgeiz, aber Sebastian macht sich dabei ständig über sie lustig, ist gemein zu ihr, untergräbt ihre Wünsche und Zukunftsvorstellungen. Ich habe mich schon sehr oft gefragt, wieso sie sich das von ihm bieten lässt und wie aus den beiden jemals ein Paar werden kann. Denn Posy ist auch nicht immer ehrlich zu Sebastian, lässt ihn im Unwissen und lügt ihn über die Zukunft von Bookends an. Sie hat mir, obwohl sie in vielem fragwürdig handelt und sich oft von jedem auf der Nase herumtanzen lässt, allerdings ein bisschen besser gefallen als Sebastian. Sie ist geradliniger und auch tiefgründiger und verhält sich nicht ständig wie der Elefant im Porzellanladen. Sie ist ein toller Charakter, obwohl ihr mehr Durchsetzungskraft und Stärke sehr gut getan hätten. Zusätzlich werden die beiden Hauptprotagonisten durch verschiedene andere Charaktere ergänzt, die zwar auch alle ein bisschen skurril sind, aber perfekt in diese ganze Welt von Annie Darlings Buch passen. Ich mochte sie nicht alle, aber sie haben für Abwechslung gesorgt, die Hauptfiguren unterstützt und zur allgemeinen Unterhaltung beigetragen.
Die Geschichte an sich fand ich sehr schön ausgearbeitet und hatte interessante Facetten. Für mich hat der besondere Charme natürlich vor allem der Buchladen ausgemacht, aber da dieser ja auch Hauptinhalt des Plots ist, habe ich mich sehr gefreut, zu lesen, was Posy daraus macht. Das "Missverständnis" mit Sebastian, das im Klappentext angekündigte Buch, das Posy über sich und Sebastian schreibt, die einzigartige Freundschaft zwischen ihr und ihren Kolleginnen und letztlich auch Posys ganz eigenen Probleme mit ihrem Leben und ihrem kleinen Bruder haben mich unterhalten, für den ein oder anderen Schmunzler gesorgt und mich natürlich auch selbst irgendwie fragen lassen, wie ich meinen persönlichen Buchladen gestalten und vermarkten würde. Ich persönlich hätte die Auszüge aus Posys Geschichte "Der Wüstling, der mein Herz stahl" nicht gebraucht, weil ich mit diesem altertümlichen und klassischen Schreibstil einfach nichts anfangen kann (wie zum Beispiel bei Jane Austen), aber für den ein oder anderen war das sicher ziemlich schön zu lesen.
Annie Darlings Schreibstil ist schon irgendwie speziell. Wie oben beschrieben, bin ich damit erst nicht zurecht gekommen und ich habe auch nach dem zweiten Anlauf ein paar Seiten gebraucht, um damit klar zu kommen, aber ich habe es geschafft und letztlich hat er mir sogar recht gut gefallen. Etwas trocken und hölzern, manchmal aber auch sehr ausschweifend, was durch humorvolle Weise wieder ausgeglichen wurde. Besser gefallen hätte es mir allerdings, wenn Annie Darling die Liebesgeschichte mehr in den Vordergrund gerückt hätte. Sie war mir teilweise zu passiv und hätte sicher ein bisschen intensiver ausgearbeitet werden können.
Fazit
"Der kleine Laden der einsamen Herzen" ist ein schöner Roman, der trotz ein paar Schwächen auf jeden Fall glänzen konnte. Es ist ein perfektes Buch für zwischendurch und bietet mit einem leicht humorvollen Schreibstil, dem Buchladen-Charme und zwei sehr gegensätzlichen Charakteren eine schöne und unterhaltsame Geschichte.