Wie eine Mischung aus Film und Comic, unterhaltsam und berührend
Inhalt:
Wie ist es, ein Teenager zu sein und eigentlich nur Sex und die Liebe zu einem ganz bestimmten Mädchen im Kopf zu haben und dabei langsam vor sich hin zu sterben? Wie ist es, wenn man seine Gefühle ...
Inhalt:
Wie ist es, ein Teenager zu sein und eigentlich nur Sex und die Liebe zu einem ganz bestimmten Mädchen im Kopf zu haben und dabei langsam vor sich hin zu sterben? Wie ist es, wenn man seine Gefühle einfach nicht in Worte fassen kann und trotzdem zu unzähligen Sitzungen mit einem Psychologen geschleppt wird? Donald Delpe kennt diese Situationen und begegnet seiner Wortlosigkeit, indem er Comics zeichnet. Comics, die seine Eltern in Alarmbereitschaft versetzen und seinen Psychologen auf ganz unkonventionelle Ideen bringen.
Meine Meinung:
Ich habe mich gerade gefragt, wie lange dieses Buch schon auf meinem SuB liegt... Es sind fast neun Jahre... Im September 2012 hat es als Mängelexemplar zu mir gefunden und ich kann gar nicht sagen, weshalb das so lange gedauert hat (und glaubt mir, es ist nicht das einzige Buch, das schon so lange hier liegt, obwohl ich mich wirklich immer wieder meinen SuB-Leichen widme).
Nun wollte ich endlich erfahren, welche Geschichte sich darin verbirgt und wurde nicht enttäuscht. Anthony McCarten ist eine ganz besondere Leistung gelungen und er hat es geschafft, dieses Buch wie einen Film wirken zu lassen, wie einen atemlos erzählten Comic, der die tragische Handlung mit all ihren Facetten an uns Leser*innen bringt und dabei bewegend und zugleich äusserst unterhaltsam ist. Wie fühlt es sich an, wenn das eigene Kind unheilbar an Krebs erkrankt? Wenn der Bruder von einer Chemotherapie zur nächsten geschleppt wird? McCarten lässt auch Dons Umfeld zu Wort kommen, zeigt ihre Zweifel und Ängste, ihre Strategien, den Alltag mit einem schwerstkranken Sohn, Bruder, besten Freund zu überleben und hat in mir einige unschöne Erinnerungen an die Krebserkrankung eines Freundes geweckt und mich dabei ein paar Tränen verdrücken lassen. Trotzdem hat mich Don immer wieder zum Lachen und Nachdenken gebracht und ich habe ihn sehr gerne auf die rasante letzte Achterbahnfahrt seines Lebens begleitet, den verletzlichen Teenager hinter den plumpen Sprüchen gesehen und die Weisheit und Gelassenheit im Angesicht des Unausweislichen bewundert und geschätzt, obwohl es anfangs ein paar Seiten gedauert hat, bis ich wirklich in der Geschichte angekommen war. Es hat sich nämlich mit jeder Seite mehr gezeigt, was sich hinter der anfänglich plakativen und aufgesetzten Sprache verbirgt.
Schreibstil:
"Superhero" ist aufgebaut wie ein Film. Immer wieder tauchen wir in Donalds Fantasie ab und erfahren dabei, wie er an seinem Comic tüftelt und dabei die Geschichte MiracleMan mit konzentrierten und entschiedenen Strichen zu Papier bringt. Auch MiracleMan (Donalds Alter Ego) kämpft einen entscheidenden Kampf und sucht verzweifelt nach Liebe und dem Gefühl, angekommen zu sein. Durch diese zweite Erzählebene erfahren wir, was in der Geschichte sonst nicht erzählt wird und dabei mischen sich Elemente aus Literatur und Film. Das Buch ist beispielsweise in drei Akte aufgeteilt und am Schluss finden sich noch "Outtakes und gestrichene Szenen". Auch werden Geräusche imitiert und schnelle Schnitte eingefügt, wobei Donald abwechslungsweise als Regisseur, Protagonist und Kameramann fungiert.
Meine Empfehlung:
"Superhero" zu lesen war eine ganz neue, unterhaltsame, bewegende und fesselnde Erfahrung, auf die ich viel zu lange gewartet habe. Das Buch verdient definitiv mehr Aufmerksamkeit und ich empfehle es euch sehr gerne weiter.