Cover-Bild Unter der Drachenwand
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28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 10.01.2018
  • ISBN: 9783446258129
Arno Geiger

Unter der Drachenwand

Roman
Veit Kolbe verbringt ein paar Monate am Mondsee, unter der Drachenwand, und trifft hier zwei junge Frauen. Doch Veit ist Soldat auf Urlaub, in Russland verwundet. Was Margot und Margarete mit ihm teilen, ist seine Hoffnung, dass irgendwann wieder das Leben beginnt. Es ist 1944, der Weltkrieg verloren, doch wie lang dauert er noch? Arno Geiger erzählt von Veits Alpträumen, vom "Brasilianer", der von der Rückkehr nach Rio de Janeiro träumt, von der seltsamen Normalität in diesem Dorf in Österreich – und von der Liebe. Ein herausragender Roman über den einzelnen Menschen und die Macht der Geschichte, über das Persönlichste und den Krieg, über die Toten und die Überlebenden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2018

Der Krieg bringt alles Übel und nimmt alles Gute (aus Spanien)

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Auch wenn dieses Buch meist nur indirekt über die Gräuel des 2. Weltkrieges berichtet - es ist mehr als genug.
Veit Kolbe, gerade einmal 24 Jahre jung, ist nach vier Jahren Kriegseinsatz verwundet nach ...

Auch wenn dieses Buch meist nur indirekt über die Gräuel des 2. Weltkrieges berichtet - es ist mehr als genug.
Veit Kolbe, gerade einmal 24 Jahre jung, ist nach vier Jahren Kriegseinsatz verwundet nach Österreich zurückgekehrt und versucht, im kleinen Dorf Mondsee gesund zu werden und die Schrecken des Krieges etwas zu vergessen. Meist wirkt ER als Ich-Erzähler und berichtet ausführlich von den kleinen und großen Geschehnissen im Dorf, die das Leben der BewohnerInnen bestimmen. Auch sein eigenes Befinden schildert er ausführlich: die Schmerzen, seine Angstzustände und Erinnerungen über die Entsetzlichkeiten des Krieges, die Trauer über seine verlorene Jugend, seine Zukunftsängste; aber auch seine erste, sich sanft entwickelnde Liebesgeschichte mit seiner Zimmernachbarin Margot. Veit ist ein aufmerksamer und detaillierter Beobachter, dessen Niederschrift sein Tagebuch darstellt.
Dazwischen finden sich Briefe, die aus einer anderen Welt berichten: Margots Mutter schreibt von den Zerstörungen ihrer Heimatstadt Darmstadt und wie die Menschen versuchen, weiterzuleben. Und Kurt, der 17jährige Freund eines der Mädchen der Kinderlandverschickung in Mondsee, schreibt ihr Liebesbriefe und erzählt von seinem Leben in Wien.
Ein weiterer Ich-Erzähler ist der Jude Oskar Meyer, der mit seiner Familie zuerst unter falschem Namen weiterhin in Wien lebt, dann aber weiter nach Budapest flüchtet. Wie Veit notiert er sein Erleben und die Geschehnisse um ihn herum in einer Art Tagebuch.
Keine Frage, Arno Geigers Sprache ist meisterhaft. Er findet Worte, Sätze und Beschreibungen für das Entsetzen dieser Zeit, dass es kaum zum Aushalten ist:
"Krieg war ja eigentlich das einzige, was ich noch kannte. Alles andere kannte ich gar nicht mehr. Wie weit die Verzerrung des eigenen Wesens schon vorangeschritten ist, merkt man erst, wenn man wieder unter normale Menschen kommt.",
"... dabei fixierte er mich, wie man es ihm im Schnellsiedekurs für Geheimpolizisten beigebracht ... hatte.",
"Die Kindheit ist wie ein Holz, in das Nägel geschlagen werden. Die guten Nägel sind die, die nur so tief im Holz stecken, dass sie halten, sie beschützen einen wie Stacheln. Oder man kann später daran etwas aufhängen. Oder man kann die Nägel herausziehen und wegwerfen. Schlecht sind die ins Holz gedroschenen Nägel, deren Köpfe tiefer liegen als die Oberfläche des Holzes, man sieht gar nicht, dass dort etwas Hartes ist, ein vor sich hinrostender Fremdkörper."
Dennoch tat ich mich schwer mit diesem Buch, und der Grund dafür ist nicht die niederdrückende Stimmung, die während solch einer Zeit zwangsläufig herrscht und wirklich authentisch beschrieben wirkt. Die Geschichte, die hier erzählt wird, hat solche Längen, dass auch die schönste Sprache nicht darüber hinweghelfen kann. Und so musste ich mich stellenweise regelrecht zwingen, keine Seiten zu überblättern. Seitenweise werden die Befindlichkeiten und die verheerenden Zustände geschildert, ohne dass es zu irgendeiner Form von Wirkung oder Veränderung führt. Mag sein, dass dies der Realität entsprach - doch beim Lesen wirkt dies einfach sehr langatmig.
So ist mein Fazit: Eine grandiose Sprache, doch die Geschichte ist deutlich zu langatmig.

Veröffentlicht am 26.08.2022

Interessante Idee aber nicht ganz meins!

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Ich habe versucht unvoreingenommen in das Buch zu starten, aber da es eine Schullektüre ist, ging das natürlich nicht ganz und ich wurde die ganze Zeit von diesem "Ich muss das lesen, ich habe keine Wahl"-Gefühl ...

Ich habe versucht unvoreingenommen in das Buch zu starten, aber da es eine Schullektüre ist, ging das natürlich nicht ganz und ich wurde die ganze Zeit von diesem "Ich muss das lesen, ich habe keine Wahl"-Gefühl begleitet, was man in solchen Fällen ja öfter mal hat, weil es eher Bücher sind, die man normal nicht lesen würde.

Vom Schreibstil her war es ganz gut. Die Gedankenstriche und Abkürzungen, sowie manche Worte, die ich nicht kannte, haben mich nicht ganz flüssig durch das Buch kommen lassen aber trotzdem war es recht angenehm zu lesen und leicht der Geschichte zu folgen...

Und das auch nur, weil sehr oft einfach dasselbe passiert ist. Es gab natürlich durch die Briefe zwischendurch eine kleine Abwechslung und auch die verschiedenen Charaktere haben die Handlung etwas weniger langweilig werden lassen, doch meist wurde halt der Alltag in Mondsee bei der Drachenwand beschrieben, wie Soldat Veit dort wieder versucht ins Leben zu finden und wie er sich mit ein paar anderen Personen anfreundet oder überhaupt nicht versteht.
Die Berichte aus dem Krieg, der Verlauf war eigentlich echt spannend, doch das ganze Drumherum war irgendwann eher eintönig.

Die Charaktere mochte ich ganz gerne.
Sie waren alle unterschiedlich, hatten aber recht ähnliche Hoffnungen oder Träume und Ziele. Wie sie miteinander interagiert haben, war spannend doch es war nichts unglaublich Besonderes von ihnen zu lesen.

Abschließend würde ich sagen, dass das Buch einer vielversprechenden Idee folgt und vor allem mit dem Thema Krieg und der Umsetzung dessen punkten kann. Der Rest der Handlung war eher weniger aufregend, die Charaktere waren zwar alle auf ihre Art liebenswert und interessant, doch sie haben sich nicht abgehoben von anderen. Der Schreibstil war zum Teil eingängig, andererseits verlief das Lesen an manchen Stellen etwas holprig.
Wer sich für den zweiten Weltkrieg und dir Folgen und Konsequenzen für die Menschen interessiert, dem kann ich das Buch empfehlen, alle anderen müssen schauen, ob es ihnen vielleicht zusagt.✨

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Veröffentlicht am 07.03.2018

Gemischte Gefühle

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Ich weiß nicht, woran es lag, aber dieses Buch konnte mich so gar nicht erreichen. Überall lese ich so viele begeisterte Rezensionen zu diesem Buch, aber denen kann ich mich leider nicht anschließen. Eher ...

Ich weiß nicht, woran es lag, aber dieses Buch konnte mich so gar nicht erreichen. Überall lese ich so viele begeisterte Rezensionen zu diesem Buch, aber denen kann ich mich leider nicht anschließen. Eher im Gegenteil. Teilweise musste ich mich wirklich durch die Seiten kämpfen und habe schon überlegt, dass Buch anzubrechen.


Die Charaktere blieben mir fremd und distanziert, ihre Schicksale konnten mich nicht berühren und viele Stellen fand ich sehr langatmig.
Das Thema finde ich jedoch sehr wichtig und finde es auch gut und wichtig, sich weiter damit zu beschäftigen und sich immer daran zu erinnern, wohin Populismus und Nationalismus im schlimmsten Fall führen können. Daher verdient dieses Buch und das Thema NS- Zeit trotzdem alle Aufmerksamkeit, die es bekommen kann.


Gut gefallen hat mir die Betrachtungen der Zeit aus den verschiedenen Blickwinkeln. Da haben wir einmal den Soldaten, den die Zeit im Feld psychisch und körperlich beeinträchtig hat. Wir haben die Frau eines Soldaten, einen Juden, der mit seiner Familie auf der Flucht ist. Es gibt die vom Regime überzeugten, die Skeptiker, die Täter, die Opfer. Sie alle kommen in diesem Roman zu Wort. Das hat mir sehr gefallen.


Die Umsetzung allerdings hat mich dann nicht begeistert. Trotz der persönlichen Form der Briefe und Tagebucheinträge blieben mir die Charaktere fremd und irgendwie wurde ich einfach nicht warm mit der Geschichte.


Dieses Buch hinterlässt also gemischte Gefühle bei mir.