Etwas zu schnell abgehandelt
„Der Junge auf dem Berg“ war mein erstes Buch von John Boyne, aber trotz der nachfolgenden Kritikpunkte wird es nicht mein letztes gewesen sein.
Beginne ich zuerst mit dem Positiven, das letztendlich ...
„Der Junge auf dem Berg“ war mein erstes Buch von John Boyne, aber trotz der nachfolgenden Kritikpunkte wird es nicht mein letztes gewesen sein.
Beginne ich zuerst mit dem Positiven, das letztendlich auch überwiegt. Nachdem ich mich fast ein wenig „erschrocken“ habe, wie groß die Schrift in diesem schmalen Büchlein doch ist, fiel mir der Einstieg sehr leicht und die ersten Kapitel flogen nur so dahin.
John Boyne hat einen sehr flüssigen Schreibstil, der zwar einfach und schnell zu lesen ist, dabei aber nicht primitiv und simpel wirkt. Dadurch kam ich sehr schnell in die Geschichte hinein und konnte Pierrot und seine Familie und seinen Freund kennenlernen. Ein wenig fehl am Platz wirkte gleich zu Beginn nur eine kleine Skizze, die erklären sollte, wie sich Pierrot und sein bester, taubstummer Freund mit Gebärdensprache unterhalten. Zum einen blieb es die einzige Illustration im gesamten Buch – und zum anderen ließ sich zumindest für mich die im Text beschriebene Geste dennoch nicht erkennen. Hätte man also auch weglassen können.
Gut fand ich auch, wie Pierrot bereits in Frankreich erste Erfahrungen mit Antisemitismus und Gewalt gegenüber Schwächeren macht. Dies deutet schon auf die spätere Handlung hin und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Wie es bereits aus dem Klappentext erkennbar ist, trifft Pierrot später auch direkt auf Hitler und lässt sich von diesem in seiner Denkweise recht schnell beeinflussen. Sehr gut dargestellt fand ich hier den Kontrast zwischen seinen anfänglich noch vorhandenen Gewissensbissen, die später immer mehr von einer Art Kaltherzigkeit abgelöst werden. Der Schluss wiederum rundete die gesamte Geschichte für meinen Geschmack auch sehr gut ab und schlägt einen Bogen zum Beginn zurück.
Mein eigentlich einziger, aber leider doch recht großer Kritikpunkt ist hingegen das Tempo der Geschichte, das einfach nicht ausgewogen wirkte. Im Großen und Ganzen ging mir die gesamte Handlung leider zu schnell. Teilweise kamen von einem Kapitel zum nächsten eher verwirrende, recht große Zeitsprünge vor. Hier hätte ich mir in einigen Fällen mehr Details und Hintergrundinfos gewünscht. Ich brauche zwar nicht jede Information auf dem Silbertablett gereicht, aber es wirkte auf mich einfach bisweilen etwas halbgar und husch-husch erzählt. Im starken Kontrast standen dazu Dialoge, die sich manchmal doch recht in die Länge zogen und kürzer und knackiger hätten ausfallen können.
Insgesamt hat mir „Der Junge auf dem Berg“ dennoch gut gefallen und ist definitiv lesenswert und bestimmt auch für jüngere Leser aufgrund der Sprache empfehlenswert. Ein paar mehr Details und ein ausgewogeneres Tempo und es hätte vielleicht sogar von mir die volle Punktzahl bekommen.