Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt
Ich habe noch nie eine Geschichte gelesen, die unsere gesellschaftlichen Ansichten Ausländern gegenüber so ehrlich dargestellt hat, wie die über Kalima. Und dabei ist sie in Deutschland geboren und hat ...
Ich habe noch nie eine Geschichte gelesen, die unsere gesellschaftlichen Ansichten Ausländern gegenüber so ehrlich dargestellt hat, wie die über Kalima. Und dabei ist sie in Deutschland geboren und hat „nur“ emigrierte Eltern. Für die Leute in Berlin bleibt sie aber eine Ausländerin und so kassiert sie nach ihrer ersten Fotoausstellung einen großen Shitstorm.
Mit den Nerven am Ende flieht sie in einer Nacht- und Nebelaktion nach Island, wo Nói sie vom Flughafen abholt. Neben den Ängsten und Sorgen hat sie auch einen Bildband einer isländischen Fotografin mit im Gepäck. Sie möchte ihre Leidenschaft fürs Fotografieren wiederentdecken und dafür alle Orte aufsuchen, die in dem Buch sind.
Nachdem sie sich etwas mit Nói angefreundet hat, bekommt sie Hilfe von ihm bei ihrem Vorhaben und arbeitet sogar mit ihm in der Gaststätte seiner Eltern. Es ist für Kalima sehr schwer, sich Nói anzuvertrauen, ihm zu erzählen, was in Berlin passiert ist und warum sie an diese vielen Orte muss. Doch schon bald gibt es einen Vorfall, der Kalima zeigt, dass es egal ist, wo man ist. Ausländerfeindlichkeit gibt es in jedem Land. Und als wäre das nicht schon ihr größtes Problem, entwickelt sie Gefühle für Nói. Sie hat mit der Liebe keine Erfahrung und weiß bloß, wie sie sich ihrer Religion entsprechend verhalten muss. Das kann doch niemand verstehen und akzeptieren, der nicht die gleiche Religion hat. Und dann passiert etwas so Schreckliches, dass sie wieder zurück nach Berlin zwingt. Egal wie glücklich sie bei und mit Nói ist. Sie kann ihm das nicht antun.
Auch wenn es teilweise etwas langatmig zu lesen war, braucht dieses Buch jeden einzelnen Satz, um uns Lesern zu vermitteln, wie Kalima sich fühlt. Aber auch Nói kommt zu Wort und teilt seine Gedanken und Ängste mit uns. Wir haben es hier mit zwei Menschen zu tun, die trauriges erlebt haben und versuchen, ihre Vergangenheit zu verarbeiten. Doch manchmal hilft gutes Zureden nicht. Der Schreibstil selbst war sehr angenehm und emotional. Ich bin sehr gespannt, wie es in Band zwei mit den beiden weitergeht.