ein fesselndes Katz- und Mausspiel
„Der Bulle von der Schlei“ ist nicht nur Titel dieses Krimis von Bengt Thomas Jörnsson sondern auch der Titel einer (fiktiven) Fernsehserie. Die Ähnlichkeit mit „der Bulle von Tölz“ ist nicht von ungefähr, ...
„Der Bulle von der Schlei“ ist nicht nur Titel dieses Krimis von Bengt Thomas Jörnsson sondern auch der Titel einer (fiktiven) Fernsehserie. Die Ähnlichkeit mit „der Bulle von Tölz“ ist nicht von ungefähr, soll doch die Serie den Protagonisten zu einem fulminanten TV-Comeback verhelfen.
Hauptdarsteller ist der unsägliche Arndt Pfeiffer, der die Rolle des bayerischen Polizisten Jens Radkte (heißt so ein Bayer?) so verinnerlicht hat, dass er glaubt, der Polizei wirklich anzugehören und ermittelt, als Schauspielerkollege Oliver Kaufmann tot an der Rah der „Pippilotta“ hängt.
Die echten Flensburger Kollegen Paul Beck und Nick Harder haben alle Mühe, den umtriebigen Schauspieler-Bullen in Zaum zu halten. Bei ihren Ermittlungen auf dem Schiff stoßen sie auf einen Geldkoffer, dessen Farbbombe Nick ein sattes Rot ins Gesicht sprüht. Was hat es mit dem Geldkoffer auf sich?
Die Lösung naht in Form von zwei dänischen Polizistinnen, die den Entführungsfall von Kaufmanns Schwester Konstanze untersuchen. Konstanze ist die Ehefrau des Regisseurs Tillmann Röder.
Wie hängen die beiden Verbrechen zusammen? Wird es dem Quartett gelingen den oder die Täter zu finden?
Kein leichtes Unterfangen, da die Filmschaffenden allesamt Meister darin sind, in fremde Rollen zu schlüpfen. Wer spielt welche Rolle?
Schreibstil/Spannung:
Der Schreibstil ist locker und flüssig. Sehr elegant werden nautische und gerichtsmedizinische Begriffe in Dialogen erklärt. Ein wirklich toller Kniff! Als Leser hat man hier das Gefühl, direkt mitten im Geschehen zu sein, ohne, dass Einem oberlehrerhaft ergänzendes Wissen beigebracht wird.
Mir hat auch der feine Humor sehr gut gefallen. Watson als „Orakel“ zu bemühen, hat mich sehr erheitert.
Die Spannung ist hoch. Ich hatte relativ bald die richtige Theorie, doch der Autor hat immer wieder versucht, diese durch Abzweigungen und falsche Fährten ins Wanken zu bringen. Es ist ihm aber nicht gelungen, mich aufs Glatteis zu führen.
Gut gemacht auch der Einblick in die Dreharbeiten. Ein Regisseur, der wegen des Fertigstellungstermins und des knappen Budgets, buchstäblich über Leichen geht.
Gute Recherche ermöglicht den Lesern die Umgebung kennen zu lernen, das Verspeisen einer köstlichen Seefischplatte inkludiert. Das beginnt bei der Klappbrücke über die Schlei. Wir entdecken das „Working Museum“ im historischen Sägewerk sowie die Holländermühle „Amanda“. Auch den Schauplatz, den Dreimastgaffelschoner „Pippilotta“, kann man sich auf Grund der schönen Beschreibung wirklich gut vorstellen. „show, don’t tell“ – diesen Leitspruch hat der Autor wahrlich beherzigt.
Charaktere:
Die handelnden Personen sind sehr gut und plastisch dargestellt.
Gut gelungen der etwas eigenbrötlerische, zurückhaltende Paul Beck, der im schwarzen Lodenmantel und mit altmodischem Bowler
Auf dem Kopf herumläuft. Sein Kollege ist der Womanizer und Extremsportler Nick Harder. Gemeinsam bilden sie ein schier unschlagbares Duo.
Dass wir noch nicht alles über die beiden wissen, lässt auf eine Fortsetzung hoffen.
Köstlich die Probleme bei der Aussprach von „Pascha“ und „Bascha“ der sächselnden Schauspielerin.
Fazit:
Bitte mehr von diesen beiden Ermittlern. Gerne dürfen sie sich auch den dänischen Kolleginnen näherkommen. Ich gebe leichten Herzens fünf Sterne und eine Leseempfehlung.