Ich war sehr gespannt auf Endlich Ben und seinen Weg vom Mädchen zum Mann. Mir ist das Buch schon das eine oder andere Mal in den sozialen Medien begegnet, doch habe ich vor dem Lesen zurückgeschreckt, weil Biografien nicht so meins sind. Irgendwann siegte dann aber die Neugier.
Einige von euch werden Benjamin Melzer sicherlich kennen, ist er doch gut verdrehten in den sozialen Medien und arbeitet als Fitness-Coach, Model und Influencer. Mir sagte er, bis ich seine Biografie das erste Mal gesehen habe nichts. So bin ich auch unvoreingenommen oder anders formuliert ohne irgendwelches Wissen über ihn an das Buch herangegangen.
Somit waren dann die ganzen Informationen über ihn auch völlig neu für mich und dementsprechend unterhaltsam und interessant. Ob das Buch viel Neues liefert, wenn man ihm schon einige Zeit folgt, kann ich nicht beurteilen. Der Aufbau ist übersichtlich, man startet als Ben, damals wurde er noch mit dem Namen Yvonne gerufen, ein Kleinkind war. Und verfolgt ihn und seinen Weg dann über die Jahre hinweg.
Besonders interessant fand ich das Kapitel über die Operationen, da er hier sehr offen spricht und nichts beschönigt. Als Leser bekommt man einen guten Einblick, wie eine Geschlechtsangleichung funktioniert und was auf Menschen, die sich für so eine Entscheiden alles zu kommt. Viele Hürden müssen da gemeistert werden und der Prozess zieht sich über Jahre.
Ben berichtet allgemein sehr offen, sei es über seine Familie und im Speziellen seinen Vater, mit dem er nicht immer das beste Verhältnis hatte. Über erste Liebschaften, den inneren Kampf bis zum endgültigen Entschluss. Oder wie sich das Testosteron auf seinen Körper ausgewirkt hat. Diesen Teil fand ich auch sehr interessant, wie sich seine "Launen" und Emotionen durch das männliche Hormon verändert haben. Am Ende des Buches beantwortet Ben dann noch auf ca. 20 Seiten fragen, die die online Community an ihn gestellt hat.
Die Sprache ist sehr locker, mit einer steifen Biografie hat endlich Ben nichts zu tun. Was natürlich auch klar ist, da er selbst gerade einmal 31 Jahre alt ist und auch eine Zielgruppe anspricht, die in diesem Bereich oder darunter liegt. So habe ich es zumindest empfunden, da der Sprachstil zum Teil doch sehr jung gehalten war. Ich persönlich mag diese Art der Sprache nicht so, aber dies ist Geschmackssache. Dem Lesefluss hat dies auf jeden Fall keinen Abbruch getan.
Fazit:
Endlich Ben liefert einen guten Einblick in den zum Teil langen Weg, vom Mädchen zum Mann.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es anderen Menschen, die auch im falschen Körper geboren wurden hilft und diese auch emotional berührt.
Ben erzählt sehr offen und ohne Scheu, von Haarausfall bis Orgasmen.
Sprachlich sehr einfach gehalten und dem Zeitgeist entsprechend, alles andere als trocken und zäh.
4,5 Sterne