Schöner Naturschutz-Roman, aber kein Krimi
„Es gibt nichts schöneres für Kinder als ein Leben in der Natur.“
Der dreizehnjährige Pico hätte lieber Urlaub in einem Hotel gemacht, stattdessen sitzt er nun in einer alten Hütte am Lackelwasser fest. ...
„Es gibt nichts schöneres für Kinder als ein Leben in der Natur.“
Der dreizehnjährige Pico hätte lieber Urlaub in einem Hotel gemacht, stattdessen sitzt er nun in einer alten Hütte am Lackelwasser fest. Als er die Nachbarstochter Juanita kennenlernt, ist jedoch sein Interesse geweckt, und er lässt sich von ihr die Natur zeigen, während der Unmut der Anwohner gegen die Biber wächst. Jeder findet einen andern Grund, um ihnen am liebsten das Fell über die Ohren zu ziehen. Scheinbar setzt sich nur der Umweltbiologe David für die Biber ein, denn „Biber sind große Philosophen und echte Vorbilder. Quasi Guru’s“, die es zu schützen gilt.
Zahlreiche Kurznachrichten zwischen Pico und seinem Freund Batman bilden eine Nebenhandlung, die für humorvolle Abwechslung sorgt. Im Fokus steht aber die Freundschaft zwischen Pico und Juanita. Zwei Charaktere, die prima harmonieren. Juanita stellt sich als Biologie-Ass heraus und mit ihrer direkten Art weist sie auch gesellschaftskritisch auf Missstände hin. Pico nimmt die neue Denkanstöße dankend an und berichtet von bedenklichen Anekdoten aus seiner Familie. Einige heimische Tiere haben ihren Auftritt und auch Themen wie Tod und Sterben werden abseits der Biber behandelt.
Leider weckt der Klappentext falsche Erwartungen. Der erwähnte Tod des ältesten Biber-Männchens Flumy, von dem man annimmt, das er in der Geschichte kriminalistisch untersucht wird, spielt eigentlich keine Rolle (Achtung Spoiler: erst am Schluss gibt es dazu ein paar Seiten). Das war sehr enttäuschend, da es sich doch, laut Untertitel, um einen Naturschutz-Krimi handeln sollte. Spannung sucht man aber leider vergebens. Auch die aufkommenden Geheimnisse verdächtiger Ereignisse werden unspektakulär und ohne Belang aufgeklärt. Dabei ist „Dicke Biber“ trotzdem ein unterhaltsamer und gut geschriebener Roman, mit dem Fokus Naturschutz und Freundschaft, der mit seinen originellen, farbigen Illustrationen und s/w-Vignitten genauso überzeugt wie mit trockenem Humor, lebendigen Charakteren und Wissenswertem über die Natur - vor allem Biber - und kultivierte Ausdrücke. In der Aufmachung ganz auf die junge Leserschaft zugeschnitten sind die Protagonisten allerdings mit dreizehn Jahren etwas älter als das angegebene Lesealter von zehn Jahren, weshalb man „Dicke Biber“ als einen Coming-of-Age Sommerroman bezeichnen könnte, bei dem auch die erwachsene Leserschaft noch etwas lernen kann.
Fazit: Unterhaltsamer Naturschutz-Roman mit lebendigen Charakteren und viel Wissenswertem über das Leben und die Natur. Unter dieser Prämisse kann ich das Buch empfehlen. Wer einen spannenden Krimi erwartet, wird jedoch enttäuscht werden.