Dornenkuss ist das Buch meiner SuB-Challenge im Mai gewesen. Das war auch gut so, denn es schlummerte bereits seit acht Jahren ungelesen in meinem Bücherregal und ohne die Challenge hätte ich Dornenkuss wohl nie gelesen. Vielleicht wäre es aber tatsächlich besser gewesen, wenn ich das Buch nie begonnen hätte, denn nun habe ich mich beim Lesen leider hauptsächlich gequält.
Das hatte ich bereits befürchtet, denn Band 1 und 2 der Splitterherz-Reihe sind ebenfalls nicht ganz nach meinem Geschmack gewesen.
Warum Dornenkuss nicht das richtige Buch für mich war, könnt ihr im Folgenden lesen. Dabei werde ich versuchen, Spoiler zu vermeiden.
DER INHALT
Um nicht zu spoilern, nur so viel: Es handelt sich bei der Splitterherz Reihe um eine Geschichte gemischt mit Fantasywesen, die Mare genannt werden. Mare rauben den Menschen ihre Träume und müssen dies tun, um zu überleben. Nicht alle von ihnen sind böse, manche sind es aber allenfalls.
Elisabeth Sturm und ihre Freunde machen sich gemeinsam auf die Jagd nach einem Mar, der ihr persönlich sehr viel Leid zugefügt hat. Werden sie diesen Mar nicht vernichten, wird sie ihrer Ansicht nach nie mehr glücklich sein können.
DIE CHARAKTERE
Elisabeth Sturm ist unsere Hauptperson, aus deren Sichtweise auch erzählt wird. Sie startete in Splitterherz als Schülerin und hat in Dornenkuss nun bereits ihr Abitur hinter sich. Wirklich viel macht sie mit ihrem Leben allerdings nicht, sie studiert nicht, sie arbeitet nicht. Sie konzentriert sich bloß darauf, ein Geheimnis zu lösen. Das habe ich irgendwie noch nachvollziehen können, doch ich habe mich oft gefragt, warum ihre Mutter das einfach so akzeptiert. Ellie ist in ihren eigenen Augen eine Feministin und eine starke Frau. Ich selbst habe das leider nicht so herauslesen können. Meiner Ansicht nach ist sie gefährlich abhängig von einem Jungen, ein wenig verwöhnt und total abseits der Realität.
Dann wäre da noch Colin, mit dem Elisabeth in den vergangenen Büchern eine Beziehung hatte. Nun ist er allerdings ganz woanders, an einem unbekannten Ort für seine Freundin. Colin ist eine Person, dessen Persönlichkeit ich während des gesamten Buches leider nicht ganz einschätzen konnte. Meist wirkte er auf mich kalt und unnahbar, was sicherlich beabsichtigt war. Dann jedoch erzählten alle immer, wie nett er doch wäre und wie lieb sie ihn hätten. Für mich passten dort Worte und Handlung überhaupt nicht zusammen.
Mehr Inhalt hatte da Tillmann, Ellies bester Freund. Er hat einige Probleme, die ihn aber authentisch wirken ließen. Er war kein perfekter Charakter, dafür aber ein liebenswürdiger.
MEINE BEWERTUNG
Beginnen wir mit dem positiven des Buches, was für mich leider nicht viel gewesen ist. Der Schreibstil war meistens angenehm zu lesen und ich habe die Grundidee der Reihe durchaus spannend gefunden, weswegen ich mich damals dazu entschlossen habe, Splitterherz zu lesen. Leider mangelte es mir sehr an der Umsetzung und auch bei Dornenkuss haben mich sehr viele Dinge gestört.
Der größte Dorn in meinem Auge ist die ungesunde Beziehung zwischen Elizabeth und Colin. Davon ab, dass die Beziehung manchmal unglaubwürdig wirkte (weil die Beiden große Teile des Buches überhaupt keinen Kontakt zueinander haben und wenn sie sich dann sehen, größtenteils streiten oder gar nicht reden sowie so gut wie nie alleine sind), ist es auch eine sehr gefährliche Darstellung der Beziehung. Gerade junge Mädchen könnten so auf falsche Gedanken kommen. Colin schlägt Elisabeth, was diese einfach so hinnimmt – er mag zwar einen Grund gehabt haben, aber so etwas tut man einfach nicht. Außerdem ist Colin ihr gegenüber meistens kalt und bestimmend und Elisabeth hängt geradezu an seinen Lippen. Oft wirkt ihre Beziehung abhängig und krank.
Mein zweiter Kritikpunkt ist, dass ich oft während des Lesens total von der Handlung verwirrt war und gar nicht verstanden habe, was die Autorin überhaupt bezwecken wollte. Oft habe ich viele Sätze auch einfach nur noch überflogen zum Ende hin, weil sie mir einfach zu unlogisch oder verwirrend waren.
Leider habe ich während des Lesens auch zu keinem Charakter eine wirkliche Bindung aufbauen können. Am ehesten funktionierte das noch mit Ellies bestem Freund Tillman sowie Gianna, der Person, deren Hysterie und Panik ich zumindest verstehen konnte. Gianna war ebenfalls nicht perfekt, reagierte aber wenigstens authentisch.
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass ein Höhepunkt den anderen gejagt hat und man als Leser gar keine Zeit zum Durchatmen hatte. Die Folge davon war leider, dass die Schockmomente ausblieben und man sich unbewusst schon auf die nächste Katastrophe einstellte. Davon ab entstand bei mir trotzdem keine Spannung.
Dornenkuss hatte in meinen Augen leider ebenfalls einige Plotschwächen und unlogische Events, die ich aber aufgrund der Spoilergefahr nun nicht anschneiden will. Wie dem auch ist, auf jeden Fall war das Buch mit 800 Seiten viel zu lang, man hätte die Handlung auch viel kürzer erzählen können.
Ein weiterer meiner Kritikpunkte ist die teilnahmslose Mutter von Ellie, die einfach alles so hinnimmt und gar keine wirklichen Reaktionen zeigt. Würde meine Mutter herausfinden, dass ich nackt übers Feld laufe und fast gestorben wäre, dann würde sie danach zumindest mal mit mir reden. Von dem Gespräch zwischen Mutter und Tochter liest man in diesem Buch jedoch leider gar nicht. Ellies Mutter blieb sehr blass.
Ellies Bruder war Medizinstudent, weswegen ich zumindest nachvollziehen konnte, dass er einiges über Medizin wissen sollte. Letztendlich war er aber beinahe allwissend und wusste über alles immer so genau Bescheid, dass es mir manchmal einfach zu unrealistisch vorkam. Als wäre es die einfachste Lösung gewesen, dass die Charaktere immer jemanden dabei haben, der jegliche Operationen durchführen kann.
Ebenfalls gestört hat mich oft Ellies Gedanken, die einfach nicht mit ihren Handlungen übereinstimmen. Als Ellies bester Freund Tillmann zum Beispiel vorschlägt, dass sie Drogen nehmen sollten, stimmt sie fast direkt zu. Dabei wurde sie sonst immer so beschrieben, als wäre sie zwanghaft vorsichtig. Außerdem beschwert Ellie sich andauernd darüber, dass Frauen nicht für ihre Männer kochen sollten, ist dann aber gleichzeitig auch diejenige, die alles für Colin tut.
Außerdem wurde in Dornenkuss das Land Italien in meinen Augen leider total schlecht geredet. Natürlich gibt es dort Probleme, aber es wurde sich nur auf das Negative konzentriert. Das alleine hat mich schon wütend gemacht. Völlig verwirrt war ich dann jedoch, als Ellie trotz all den schlechten Gedanken über Italien plötzlich sagte, wie schön sie es in Italien findet. Das war für mich ein großer Widerspruch.
Als ich während des Lesens dann endlich das Ende erreichte, wurde ich dort leider noch mehr enttäuscht. Denn das Ende von Dornenkuss wirkt für mich viel zu einfach, als hätte die Autorin zwanghaft versucht, den Lesern ein Happy End zu geben. Leider wurden dort auch wieder sehr viele Fragen aufgeworfen, die ungeklärt blieben und ein paar Plottholes finden sich dort.
Letztendlich muss ich leider sagen, dass Dornenkuss gar nicht nach meinem Geschmack war und ich nur zwei Sterne verteilen kann.