Casellis persönlichster Fall
„...Ein Prachtexemplar von einem Mann. Er trug einen teuer aussehenden Smoking von Tom Ford mit weißen Hemd, der Mode nach ultratief offen, was seiner Seriosität keinen Abbruch tat. Nichts an ihm war protzig...“
Seitdem ...
„...Ein Prachtexemplar von einem Mann. Er trug einen teuer aussehenden Smoking von Tom Ford mit weißen Hemd, der Mode nach ultratief offen, was seiner Seriosität keinen Abbruch tat. Nichts an ihm war protzig...“
Seitdem Commissario Caselli sich in die schöne Französin Chantal verliebt hat, ist er nicht mehr er selbst. Chantal zeigt ihm die Welt der Reichen und Schönen. Dazu gehören lange Partynächte bei dem Saudischen Prinzen Kabir Abdul Ben Salem. Das Eingangszitat beschreibt den Prinzen.
Als der Mord an einer Prostituierten aufzuklären ist, bleibt fast die ganze Arbeit an Sergente Scurzi hängen. Der ahnt, dass Caselli noch andere Probleme hat, die ihn vom Amt fernhalten. Ein alter Bekannter aus Sizilien ist auf freien Fuß, der Caselli Rache geschworen hat.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Es ist der fünfte Teil mit Commisssario Caselli.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das zeigt sich insbesondere bei den Gesprächen im Hotel des Prinzen. Der umgibt sich mit femminiello, Homosexuellen und einen katholischen Priester, der eine ganz eigene Ansicht vom Glauben hat. Es werden philosophische Fragen berührt und über Musik diskutiert. Schnell vermischen sich die Grenzen von Religion und Mystik. Für mich erschienen diese Treffen wie eine Welt voll Dekadenz, abgehoben vom wirklichen Leben. Einige der Anwesenden können sich diesen Müßiggang leisten, andere werden hofiert, ausgehalten, benutzt. Chantal stammt aus einem reichen Elternhaus. Für Caselli ist es nicht einfach, mit ihr mitzuhalten. Als Sizilianer hat er Probleme damit, dass die Frau das Geld in der Beziehung hat.
Da er weiß, dass er selbst in Gefahr ist, hat er Angst um Chantal. Die aber nimmt das Leben leicht und genießt den Augenblick. Zum ersten Mal erfahre ich als Leser, was dazu geführt hat, dass Caselli Sizilien verlassen hat. Wie sagt Scurzi so treffend?
„...Und aus einem Sizilianer, der nichts sagen will, bekommst du nichts raus...“
Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Gleichnis vom Seeleopard und dem Pinguin. Es ist eine gekonnte Zusammenfassung des aktuellen Geschehens.
Aber auch die Unterhaltung von Caselli mit dem Vice-Questore geht in die Tiefe. Letzterer erwähnt:
„...Sie kennen ja die Laufbahn. Je höher man aufsteigt, desto dünner wird die Luft...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht nicht nur um eine spannende Krimihandlung, sondern nebenbei werden viele interessante Themen gestreift. Das sorgt für Ruhepunkte im Spannungsablauf.