Das Geheimnis der Zuckerbäckerin
Handlung:
Dresden 1730
Bisher kann die Magd Christina nur heimlich ihre Leidenschaft für das Backen ausüben. Ihrer Herrin gefällt es nicht, wenn diese neue Köstlichkeiten austüftelt und dabei teilweise ...
Handlung:
Dresden 1730
Bisher kann die Magd Christina nur heimlich ihre Leidenschaft für das Backen ausüben. Ihrer Herrin gefällt es nicht, wenn diese neue Köstlichkeiten austüftelt und dabei teilweise ihre eigentlichen Pflichten vergisst. Das alles hat zur Folge, dass Christiana gekündigt wird und die junge Frau plötzlich ohne Unterkunft und mit wenigen finanziellen Mitteln dasteht.
In dieser Verfassung trifft Christiana zufällig den Adligen Emilius von Kobsdorff. Er hat mit einem Freund eine kleine Wette laufen und da kommt ihm die leidenschaftliche Bäckerin gerade recht. Sofort macht der junge Mann ihr ein besonderes Angebot: Christiana soll für eine begrenzte Zeit in die Rolle einer Adligen schlüpfen. So will Emilius seine These beweisen und macht sich voller Eifer an seine neue Aufgabe. Christiana wird in die Gesellschaft eingeführt und verlebt unbeschwerte Tage voller Prunk und feiner Kleidung. Doch nicht immer fällt es der jungen Frau leicht, die Kostümierung aufrecht zu erhalten. Besonders dann nicht mehr, als sie sich verliebt...
Meinung:
Ich glaube mich daran zu erinnern, das Buch schon mal in einer Buchhandlung gesehen zu haben, es lag damals mit einigen anderen Werken der Autorin zusammen. Mir fiel als erstes der große Wiedererkennungswert und die Ähnlichkeiten zueinander auf, was mir gut gefallen hat.
Meine zwei besonderen Highlights sind die Stadt am unteren Rand, sowie das kunstvoll gestaltete G. Die Stadt gibt dem Cover Authentizität und einen altmodischen Charme, mir gefällt die kleine Zeichnung sehr gut. Das G ist einfach herrlich gestaltet, es erinnert sofort an alte Werke und ich mag es sehr, dass sich dies auch im Roman etwas fortsetzt. An jedem neuen Kapitelanfang ist der erste Buchstabe ebenfalls verschnörkelter dargestellt und somit zieht sich dieses Detail wie ein roter Faden durch den ganzen Roman.
Bisher habe ich noch nichts von Birgit Jasmund gelesen, nachdem ich mir die Inhaltsangaben von ihren Bücher durchgelesen habe, frage ich mich warum. Einige Titel haben mich sofort angefixt und sind auf meine Wunschliste gewandert.
Dieses Buch habe ich bei Arvelle ergattern können, zum Glück wurde ich darauf aufmerksam gemacht. Es klang einfach zu spannend, deshalb musste ich es bestellen. Ich hatte es gar nicht erst zu den anderen ungelesenen Büchern gelegt, dieses blieb gleich sichtbar liegen, weil ich es zeitnah lesen wollte. Das habe ich tatsächlich auch gemacht und nun gibt es meine Meinung!
Es gibt einen interessanten Start in den Roman, gerade die ersten 70 Seiten sind nur so verflogen. Mir hat der Schreibstil direkt gefallen, er war flüssig und ohne Umstände zu lesen. Gleichzeitig wurde er nicht zu einfach gehalten, vor allem die Beschreibungen der Manöver auf dem Campement waren anspruchsvoll. Dialoge boten ab und an einen Augenblick zum schmunzeln und verbargen teils geheime Botschaften. So konnte man beim Lesen manchmal abschalten, wurde dafür an anderen Stellen gefordert. Eine nette Mischung, die hier gut funktioniert hat!
Unterteilt wurde das Buch in zwei Teile, dazu gibt es noch einen einführenden Prolog. Der erste Teil wurde recht kurz gehalten, es werden viele Informationen zu den Charakteren und den Lebensumständen geliefert. Gut dreiviertel des Buches nimmt der zweite Teil ein, dieser gibt die vier Wochen des Campement wieder und man erlebt diese Zeit als Leser mit Christiana.
Stets gibt es hierbei einen Hinweis auf das Datum der folgenden Handlung, so kann man gut beobachten, wie die Zeit vergeht und der zeitliche Rahmen wurde dadurch klar eingegrenzt. Tatsächlich sind die vier Wochen wie im Fluge vergangen, Längen entstanden höchstens durch die Militärmanöver. Stets wurde die Handlung spannend erzählt und auch das Ende kam überraschender als ich es mir vorgestellt hatte. Es gab gewisse Tendenzen, wie manches enden könnte, doch einiges kommt auch unerwartet.
Leider wurde mir das Ende etwas zu fix herbeigeführt. Es ging Schlag auf Schlag, plötzlich ist das Campement zuende und es scheint, als würden viele schnell wieder ihrer eigenen Wege gehen. Wahrscheinlich wären schon ein-zwei weitere Seiten, die ein wenig erklärender und ausführlicher sind, ausreichend gewesen. Nur so viel, dass man die Geschehnisse auch vollkommen nachvollziehen kann und mehr Details darüber erhält.
Ich war davon überrascht, wie viel Platz das Campement einnimmt. Ursprünglich dachte ich, dass davon nur wenige Tage geschildert werden und Christiana und Emilius das Spektakel dann wieder verlassen. In dieser Angelegenheit habe ich mich komplett getäuscht, die Beiden sind den ganzen Monat vor Ort und somit spielen auch gut dreiviertel der Handlung in der Gegend bei Großenhain. Meine Vermutung war eher, dass dies nur ein kurzer Zwischenstopp sein wird. In dieser Angelegenheit habe ich mich aber komplett getäuscht.
An sich war die Handlung dort auch unterhaltsam, ansprechend und mit amüsanten kleinen Details gespickt. Mir waren manche Schilderungen der Manöver etwas zu viel. Das Militärwesen gehört nicht wirklich zu meinen Interessen und manches konnte ich mir nur schlecht bis gar nicht vorstellen. Während dieser Textstellen entstehen auch leichte Längen, die beschriebenen Manöver sind mein Kritikpunkt an dem Buch. Ich denke es wäre gut gewesen, diese etwas kürzer zu halten.
Obwohl ich davon kein Fan war, sind die Szenen, in denen besagte Manöver beschrieben wurden, auch ein Zeichen für die ausführliche und genaue Recherche. Man spürt beim Lesen deutlich, dass die Aussagen der Autorin Hand und Fuß haben und sie sich in der Marterie auskennt. Zudem wurden diese Abschnitte geschickt in die Handlung rund um Christiana eingebaut, im Grunde entsteht dabei ja auch etwas Abwechslung.
Am interessantesten an den militärischen Darstellungen empfand ich Friedrich August und Friedrich Wilhelm. Sie waren beide beindruckende Persönlichkeiten und ihre kleinen Ticks haben mich gut unterhalten. Oft habe ich mich aber gefragt, ob sie die ganze Zeit so freundlich zueinander waren oder ab und an auch mal einen kleinen Streit hatten. Immerhin treffen zwei starke Menschen mit Ausstrahlung und Willen aufeinander, die zudem nicht den gleichen Lebensstil pflegen.
An der Darstellung der Protagonisten habe ich nichts zu meckern. Ich war nicht mit jeder Handlung einverstanden, fand nicht jede Aussage gut, doch sie waren mir trotzdem sympathisch.
Mein heimlicher Favorit ist ja der gute Emilius. Ich finde seine lockere Art einfach herrlich, er hat etwas lässiges an sich, was ihn in seiner Standesgruppe besonders erscheinen lässt. Über einige seiner Aussagen musste ich schmunzeln und insgesamt hat er frischen Schwung in die Handlung gebracht. Manchmal habe aber auch ich über Kleinigkeiten den Kopf schütteln müssen, doch trotzdem waren viele Szenen, in denen er aufgetreten ist, meine Lieblingsszenen. Für mich ist Emilius der gößte Sympathieträger des Buches. Er tritt einfach so frisch auf, im Gegensatz zu vielen anderen Adligen.
Auch Christiana empfand ich als angenehmen Charakter. Sie ist ein liebes Mädchen, die das Herz an der richtigen Stelle hat und der man nur das Beste wünscht. Zudem ist sie überraschend mutig, sonst würde sie sich nicht auf die verrückte Idee von Emilius einlassen. Von ihr hätte ich gerne noch mehr Szenen oder ausführlichere Szenen gehabt, in denen sie in der Backstube steht. Womöglich wäre es aber auch zu schwierig gewesen, davon noch mehr in die Handlung einzuweben.
Fazit:
Einen kleinen Pluspunkt hat das Buch bei mir schon allein durch die Tatsache, dass meine Heimatstadt öfter mal erwähnt wird. Ich finde es einfach herrlich, davon in Büchern zu lesen und freue mich stets, wenn ich darüber stolpere.
Mir hat die Schreibweise richtig gut gefallen, dazu hat die Autorin wunderbar lebhafte Figuren erschaffen, die an vielen Stellen greifbar sind und durchweg menschlich erscheinen. Auch ihre ausführliche Recherchearbeit war an vielen Stellen herauslesbar, ich stelle es mir schwierig vor, die ganzen Manöver nicht nur zu verstehen, sondern auch in eigene Worte zu fassen.
Vollkommen überzeugen konnte mich die Handlung nicht, vor allem das Campement hat meinen Lesefluss gedämmt und mich nicht sonderlich interessiert. Und auch das Ende konnte mich nicht vom Hocker reißen, dafür wurde es zu fix und detailarm geschildert.
Ansonsten hat die Autorin aber einen soliden Roman geschaffen, der eine gute Lektüre für zwischendurch bildet. Und mich konnte sie insofern überzeugen, dass ich mir definitiv irgendwann noch weitere Bücher von ihr zulegen möchte.