Hard Science Fiction – laienkompatibel, rätselhaft, informativ, faszinierend
Beim Griff zu diesem Roman sollte man wissen, dass Brandon Q. Morris einen nüchternen Erzählstil verkörpert, welcher ein gewisses Interesse an naturwissenschaftlichen, insbesondere astrophysikalischen ...
Beim Griff zu diesem Roman sollte man wissen, dass Brandon Q. Morris einen nüchternen Erzählstil verkörpert, welcher ein gewisses Interesse an naturwissenschaftlichen, insbesondere astrophysikalischen Phänomenen und Astronautik voraussetzt. Ich habe schon viel von ihm gelesen und war mir dessen bewusst. Auch wenn ich Gefühle in Romanen grundsätzlich wichtig finde, lasse ich mich immer wieder gern in Morris‘ realistische „Was wäre, wenn …?-Szenarien“ inklusive hohem Informationsgehalt entführen.
Am Anfang braucht es Geduld. Dies ist eben keine vor Action sprühende Space Opera. Bei stets akkurater, anständiger Sprache und Political Correctness wird die Mission am Rande des Universums beschrieben. Man lernt die Hauptfiguren - abwechselnd die vierköpfige Astronautencrew und ihr CapCom Rachel in Houston - ein bisschen kennen und baut eine Beziehung zu ihnen auf. Keine innige, aber doch so, dass ich sie unterscheiden kann und Individuen vor dem inneren Auge sehe, deren Schicksal mich interessiert.
Ich bin nicht vom Fach (Diplom-Verwaltungswirtin) und fand sehr angenehm: a) überschaubare Anzahl relevanter Figuren, b) Namensgebung für die Figuren und deren Habitate, c) Sinnabschnitte, die in kurzen Abständen sinnvolle Lesepausen ermöglichen. Das ist sehr anwenderfreundlich und hat geholfen, mir viel von den Geschehnissen und den physikalischen und technischen Erläuterungen einzuprägen.
Ab Seite 80 zieht die Spannung merklich an. Ab der Mitte freute ich mich dann über mehrere krasse und
letztendlich erklärbare Wendungen. Die Spannung wird auf eine neue Ebene gehoben, wo sie angenehm zum Rätseln und Mitfiebern animiert und sich bis zum gelungenen und abgeschlossenen Ende konstant hält. Trotz der anspruchsvollen Materie empfand ich das Lesen gar nicht mehr als anstrengend.
Als Fan habe ich mich über beiläufige Querverweise zu The Hole, Enceladus, Proxima usw. gefreut.
Herzlichen Dank auch für das erklärende Nachwort und die umfangreichen Erläuterungen zur Quantentheorie im Anhang. Ich war nie ein Freund von Physik, aber so lasse ich mir das gefallen.