Aufgrund einer Empfehlung hab ich mich sehr auf „The Shards“ von Bret Easton Ellis gefreut.
Ich muss ehrlich gestehen, so etwas hatte ich auch noch nicht und ich lese schon ziemlich viel. Das grenzt schon fast an ein Wunder.
Relativ schnell kam die Ernüchterung, denn der Schreibstil war überhaupt nicht meins.
Zudem sind die Charaktere durchweg unsympathisch und völlig neben der Spur.
Wir erfahren dabei alles aus der Sicht von Bret.
Es spielt in den 80er Jahren und dem Autor ist es wirklich gut gelungen diese Zeit einzufangen.
Wir treffen hier auf Bret und seine Clique.
Reiche Jugendliche, die meinen ihnen gehört die Welt ,ihnen könnte nichts passieren und sie probieren sich heftig im sexuellen Bereich aus. Das ist ein Punkt, der deutlich überhand nahm und mit ein Grund dafür war, dass ich das Buch bereits nach 170 Seiten abbrechen wollte. Aber ich beschloss dem Ganzen noch eine Chance zu geben ,schließlich treibt hier auch ein Serienmörder sein Unwesen. Der sogenannte Trawler. Ellis verrät uns relativ zeitig, was es damit auf sich hat und das erschüttert zusehends diese Gemeinschaft und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Zuvor nimmt sich Ellis viel Zeit für seine Charaktere und seziert sie förmlich vor den eigenen Augen, was nicht unbedingt Not getan hätte.
Die Clique war extrem anstrengend, zudem gibt es noch eine Menge an Drogen und anderen Exzessen.
Und obwohl die Charaktere wirklich viel Raum eingenommen haben, konnte ich keinen Bezug zu irgendeinem von ihnen aufbauen.
Nach anfänglichem Zögern bekommt auch der Serienmörder seinen Raum zur Entfaltung. Da gelang es dem Autor, mich durchaus zu überraschen.
Dieser agiert wie ein Phantom.
Du denkst ,du kennst ihn.
Doch was weißt du wirklich?
Nichts. Aber auch gar nichts.
Aber ich hatte auch das Gefühl, dass niemand das Ganze ernst genommen hat.
Und das kann fatal werden.
Im letzten Drittel stieg die Spannungskurve rasant an. Es wurde beklemmend, nervenaufreibend und blutig.
Ein perfides Spiel, in dem nicht klar ist, wer am längeren Hebel ist. Und wer hier eigentlich mit wem sein Spielchen treibt, was extrem verstörend ist und an die Grenzen der eigentlichen Belastbarkeit bringt.
Paranoia, Wahn und Abgründe, die dir den Boden unter den Füßen wegreißen.
Dabei agieren die Charaktere alles andere, als erhofft. Zudem hat mir Ellis wirklich leid getan. Und schnell wird man vor die Frage gestellt, wie sich Freundschaft eigentlich definiert.
Ellis musste seine eigene Erfahrung machen.
Dabei gerät er in einen Strudel aus perfekten Manipulationen und gezielt gesetzten Intrigen, die die Glaubwürdigkeit zusehends untergraben und am eigenen Verstand zweifeln lassen.
Schlussendlich konnte er mich gerade mit dem letzten Drittel enorm erschüttern und überzeugen. All das hätte ich mir die ganze Zeit über gewünscht.
Der erste Teil des Buches war einfach nur anstrengend und plätscherte mehr oder minder vor sich hin.
Nichtsdestotrotz bringt er einige interessante Wendungen zutage, die alles auf ein völlig neues Level heben und mich wirklich überraschen konnten. Ganz besonders das Ende, das habe ich so überhaupt nicht erwartet.
Fazit:
Bret Easton Ellis hat mit „The Shards “ ein ganz eigenwilliges Werk erschaffen, das vor enorme Herausforderungen stellt
Einerseits stößt es ab aber auf der anderen Seite kann man einfach auch nicht wegsehen und will wissen, was hinter allem steckt.
Nach einer langen Durststrecke konnte es mich schlussendlich doch noch überzeugen.