Cover-Bild Das Archiv der Träume
(14)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Tropen
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 20.10.2021
  • ISBN: 9783608504507
Carmen Maria Machado

Das Archiv der Träume

Roman
Anna-Nina Kroll (Übersetzer)

»Willkommen im Haus von Machado. Treten Sie ein in den verbotenen Raum. Genießen Sie den Augenblick, wenn der Boden unter Ihren Füßen wegbricht.« Parul Sehgal, The New York Times

Das Archiv der Träume ist Carmen Maria Machados ganz persönliche Geschichte und literarische Auseinandersetzung mit toxischen Beziehungen. Aber auch eine Geschichte des Heranwachsens und des sexuellen Erwachens im ländlichen Amerika.

Endlich scheint in den USA etwas in Bewegung zu geraten: Die gleichgeschlechtliche Ehe rückt in greifbare Nähe und Carmen Maria Machado stürzt sich in ihre erste große Beziehung zu einer Frau, die sich sehr bald als toxisch herausstellt. Kann man darüber schreiben, was wirklich passiert ist, und wenn ja, wie? Machado hat ihre Form gefunden. Mit jedem Kapitel durchschreitet sie ein anderes literarisches Topos: Gespensterhaus, Erotika, Bildungsroman. So entsteht ein Kaleidoskop, das sich genauso mit ihrer religiös geprägten Jugend wie den Stereotypen queerer Beziehungen oder popkulturellen Bezügen auseinandersetzt. Machado gelingt es, sich auf einzigartige Weise, voll Witz, Spielfreude und Lust am Ausprobieren, der harschen Realität von Gewalt in einer queeren Beziehung zu stellen. Am Ende steht ein fesselndes Buch, das die Grenzen autofiktionalen Erzählens sprengt und einmal mehr beweist, dass Machado eine der talentiertesten jungen literarischen Stimmen der USA ist.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2021

Erschütternde Biographie

0

In „Das Archiv der Träume“ nimmt uns Carmen María Machado in ihre Vergangenheit mit und erzählt ihre ganz persönliche Geschichte.
Ihre Erfahrungen mit „der Frau aus dem Traumhaus“ gehen ans Herz und man ...

In „Das Archiv der Träume“ nimmt uns Carmen María Machado in ihre Vergangenheit mit und erzählt ihre ganz persönliche Geschichte.
Ihre Erfahrungen mit „der Frau aus dem Traumhaus“ gehen ans Herz und man fühlt praktisch die toxische Beziehung.

Das Cover ist wunderschön und zeigt zwei Gesichter der selben Frau. Meiner Meinung nachbsymbolosiert es sehr gut das Erleben von sich selbst in einer gewalttätigen Beziehung, da man mitunter vergisst wer man wirklich ist.

Der Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig. Alles passiert in kurzen Kapiteln, teilweise sehr abstrakt und scheinbar zusammenhanglos. Aber wie bei einem „Hausbau“ ergibt alles am Ende einen Sinn und das Konstrukt fliest zusammen. Denn nichts anderes ist das „Traumhaus“… ein Konstrukt aus Gedanken, Passagen, Anmerkungen, Geschehnissen, Wunschdenken.

Wir werden von Anfang an mitgenommen und ich finde es bemerkenswert, wie im ersten Abschnitt das kennenlernen auf so liebevolle Art beschrieben wird. Weiterhin werden wir zu den ersten Vorkommnissen bis mitten hinein in die Gewalt geführt. Zum Abschluss erleben wir den Heilungsprozess und die Verabeitung des Geschehens mit.

Die Erzählperspektive ist sehr häufig die Du-Form. Es erfolgt eine direkte Ansprache des Lesers und man wird so in die Geschichte gezogen. Teilweise fühlt es sich an, als ob man das Geschehene selbst erlebt. Gleichzeitig bringt die Autorin damit so viel Abstand wie möglich zwischen sich und ihre Geschichte.
Es wird auch an anderen Stellen deutlich, dass die Autorin nach wie vor sehr an der Folgen dieser Beziehung leidet und sich beim Schreiben nicht zu sehr emotional darauf einlassen kann. So bezeichnet sie die gewalttätige Ex immer nur als „Frau aus dem Traumhaus“. Es erfolgt keine direkte Ansprache der Täterin, alles bleibt sehr abstrakt, fast unwirklich.

Das Archiv an sich hat auch eine große sprachliche Bedeutung. Zum einen suggeriert es natürlich, dass alles was einem passiert irgendwo abgelegt wird und jederzeit abrufbar ist. Zum anderen spielt es auch darauf an, dass es anderen obliegt, was außerhalb des selbst archiviert wird. In diesem Zusammnhang ist es wichtig zu wissen, dass wir hier von einem Bericht von häuslicher Gewalt innerhalb einer queeren Beziehung erfahren. Der Tatbestand ist der gleiche wie in einer heterogenen Beziehung, auch der Ablauf, aber es kommt sehr wenig davon ans Tageslicht. Die Täter/innen werden sehr oft gedeckt, es wird vertuscht oder einfach nicht darüber gesprochen, da dies der Community schaden könnte. Dies macht es Betroffenen noch schwerer sich zu öffnen und dagegen vor zu gehen. Gerade bei lesbischen Beziehungen kommt erschwerend hinzu, dass der typische Täter oft als männlich dargestellt erscheint und man annimmt, dass es in Beziehungen unter Frauen so etwas wie Gewalt einfach nicht gibt, da diese in der Gesellschaft als das schwächere, friedliche Geschlecht gesehen werden.
Gerade deshalb ist es wichtig, dass auch solche Geschichten erzählt werden. Das mit Tabus gebrochen wird. Ich jedenfalls finde es sehr mutig von der Autorin.

Es ist wahrhaftig keine leichte Kost, literarisch anspruchsvoll, aber eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.10.2021

Carmen Maria Machado - Das Archiv der Träume

0

„In der Literatur sind Orte nie einfach nur Orte. Und wenn doch, dann hat die Autorin etwas falsch gemacht.“

Carmen Maria Machado berichtet über einen Ort, ein kleines Haus in Bloomington, Indiana, das ...

„In der Literatur sind Orte nie einfach nur Orte. Und wenn doch, dann hat die Autorin etwas falsch gemacht.“

Carmen Maria Machado berichtet über einen Ort, ein kleines Haus in Bloomington, Indiana, das der Frau gehört, in der sie sich während ihres Studiums verliebt. Viele hundert Kilometer legt sie von ihrem Studienort zu diesem Haus zurück, um ihr nahe zu sein. Doch es ist nicht die unbeschwerte, leichte Liebe, sondern eine toxische Beziehung. Von Beginn an herrscht ein Ungleichgewicht und zunehmend gerät Carmen in eine Rolle, die ihr eigentlich aus Märchen, aus Büchern, aus Filmen gut bekannt ist: sie wird zum Opfer häuslicher Gewalt. Psychischer Gewalt, die für die Außenwelt nicht unmittelbar sichtbar ist und die sich nur in Extremen abspielt – vollkommener Liebe und ebenso exzessivem Hass.

„Die meisten Formen häuslicher Gewalt sind vollkommen legal.“

Ihre Erinnerungen schildern etwas, das eigentlich wohlbekannt ist. Eine Beziehung, in der einer der Partner die Oberhand hat, manipulativ den anderen an den Rand des Wahnsinns treibt, ihn an seinem Verstand zweifeln lässt – klassisches Gaslighting, das bereits seit dem Film „Das Haus der Lady Alquist“ mit Ingrid Bergmann von 1940, der auf Patrick Hamiltons Theaterstück „Gas Light“ basiert, einer breiten Öffentlichkeit ein Begriff ist und immer wieder literarisch wie filmisch aufgegriffen wurde. Sie hätte es erkennen können, die Zeichen waren eindeutig, aber blind vor Liebe kehrt sie immer wieder zurück.

„(...) wie bei einer Marionette und du keinen Schmerz spürst. Egal was, es soll nur aufhören. Du hast vergessen, dass du einfach gehen kannst.“

Interessant wird der Bericht jedoch nicht nur dadurch, dass sie über Jahre gefangen ist, sich innerlich selbst Mauern baut, die sie einreißen könnte, aber nicht schafft zu zerstören. Es liegt noch eine zweite Ebene über dieser individuellen, die ihre Situation verkompliziert. In traditionellen Beziehungen zwischen Mann und Frau sind für die Öffentlichkeit – gestützt durch Statistiken – die Rollen meist klar verteilt: der Mann ist Täter, die Frau ist Opfer. Doch wie sieht dies bei bisexuellen Paaren aus?

Als Community kämpfen sie um Anerkennung, was bedeutet, dass sie zusammenhalten müssen, um sich gegenseitig zu schützen, da kann doch die eine nicht eine andere anklagen? Wenn es innerhalb der Gemeinschaft schon keine Solidarität gibt, wie soll man dann Schutz gegenüber den Angriffen von außen bieten? Absurderweise führt dies dazu, dass immer wieder Täter geschützt werden und nicht Opfer, die als Nestbeschmutzer gelten und denen nicht geglaubt wird. Ähnliches lässt sich bei People of Colour und anderen marginalisierten Gruppen beobachten.

Eine Biografie, die nicht nur das selbst Erlebte analysiert, um es nachvollziehen zu können, sondern dieses in einen größeren gesellschaftlichen Rahmen setzt und zugleich auch kulturell einbettet. Ein vielfach verwendetes Motiv, das jedoch im realen Leben oftmals nicht erkannt, nicht ernstgenommen wird und zu unerträglichem Leid führt. Die Autorin hat eine interessante Form für ihren autofiktionalen Text gefunden: zwischen Roman, Biografie, Sachbuch und Tagebuch findet er seinen Platz. Ebenso erschreckend wie lesenswert ein wichtiger Beitrag zu einer Diskussion, die geführt werden sollte.

Veröffentlicht am 15.11.2021

Sensibles Thema

0

Ich bin ehrlich, am Anfang dachte ich nur: okay. Die Kapitel sind sehr kurz und auch ehe ich durchgeblickt habe wie das Konzept ist habe ich ein wenig gebraucht. Doch Seite für Seite wurde ein immer toxischeres ...

Ich bin ehrlich, am Anfang dachte ich nur: okay. Die Kapitel sind sehr kurz und auch ehe ich durchgeblickt habe wie das Konzept ist habe ich ein wenig gebraucht. Doch Seite für Seite wurde ein immer toxischeres und sensibleres Thema beleuchtet was mich in seinen Bann zog.

Das Buch geht mit den verschiedenen Themen sehr gut um und da es eine autobiografie war ist das Buch noch einen ticken heftiger. Man kann richtig den Schmerz fühlen, das Leiden. Das Buch ist wirklich klasse und ich kann es jeden Empfehlen der für toxische queere Themen offen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2021

Toxisch

0

Mit diesem autobiographischen Roman gewährt Carmen Maria Machado tiefe Einblicke in das Leben einer queeren toxischen Beziehung. Sie erfasst dabei unglaublich intensiv die Ungerechtigkeiten dieser Welt ...

Mit diesem autobiographischen Roman gewährt Carmen Maria Machado tiefe Einblicke in das Leben einer queeren toxischen Beziehung. Sie erfasst dabei unglaublich intensiv die Ungerechtigkeiten dieser Welt und zieht Vergleiche von psychischer und physischer Gewalt.
Die Geschichte setzt als Setting ein “Traumhaus” an, indem Carmens Partnerin lebt. Die Besonderheit dabei ist, dass das Traumhaus nicht nur auf der Handlungsebene bleibt, sondern auch eine narrative, literarische Darstellung bietet. Dem Leser wird von Beginn an eine schwermütige Stimmung zugemutet, dann das Traumhaus darf nicht für bare Münze genommen werden. Vielmehr erzählt Carmen von ihrem Alltag mit psychischer Gewalt und stellt den Psychoterror der Freundin schonungslos dar. Die Freundin bleibt dabei namentlich unbenannt.
Durch die kurzen Kapitel, die sich meist auf einer oder zwei Seiten abspielen, werden viele verschiedene Einblicke gegeben. So werden interessante Informationen, wie beispielsweise zu queeren Beziehungen oder häuslicher Gewalt eingeschoben. Leider gibt es auch zahlreiche intertextuelle und intermediale Bezüge, die meinen Lesefluss gestört haben, da ich die Bezugsgröße vorher nicht kannte.
Bis zum Ende hin bleibt die Autorin sich selbst treu. Gefühle haben keinen An- und Ausschalter, und so lässt auch das Ende der Geschichte den Leser in einer Gedankenspirale zurück.
Fazit: Caren Maria Machado hat hiermit ein Meisterwerk geschrieben, dass die psychischen Abgründe einer toxischen Beziehung offenlegt.

Veröffentlicht am 23.12.2021

Anders, genial und beklemmend

0

MEINUNG:

Auf das Das Archiv der Träume bin ich durch Zufall gestoßen als es von einer YouTuberin empfohlen worden ist. Sie hatte es auf Englisch gelesen und ich hatte mich sofort auf die Suche nach der ...

MEINUNG:

Auf das Das Archiv der Träume bin ich durch Zufall gestoßen als es von einer YouTuberin empfohlen worden ist. Sie hatte es auf Englisch gelesen und ich hatte mich sofort auf die Suche nach der deutschen Übersetzung gemacht. Erfreut konnte ich feststellen, dass es noch in diesem Jahr erschienen ist. Queere Literatur lese ich gerne und hier wird ein Thema behandelt, zu dem es noch nicht so viel gibt: Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen.

Carmen Maria Machado schreibt hier über eigene Beziehung mit der namenlosen Frau, die sie immer nur mit "Du" anspricht. Jedes Kapitel beginnt mit "Das Traumhaus als XY". Das Traumhaus steht symbolisch bzw. methaphorisch vermutlich für die Beziehung der beiden Frauen, aber sicher auch für das Haus an sich, an dem die beiden gelebt haben. Auf diese Art der Erzählung muss man sich einlassen, denn die Autorin schreibt hier keinen stringenten Roman, auch wenn eine gewisse Zeitachse zu erkennen ist, aber sie schweift immer wieder ab. Es gibt reale Erzählungen aus der Beziehung: Das Kennenlernen der beiden, die verschiedenen Stufen der Beziehungen, diverse Ereignisse und natürlich auch das Ende der Beziehung. Zwischendurch verarbeitet sie ihre Gedanken und Gefühl zu diese Beziehung und zu sich selbst mit vielen Beispielen aus der Popkultur, wie Film und Literatur. Man kann diesen Aufbau nur schwer beschreiben. Für mich war es völlig neu. Die Kapitel sind häufig sehr kurz und man hat dieses Buch in kürzester Zeit durch.

Die Entwicklung der Beziehung ist nichts für zarte Gemüter, auch wenn sich Machado keiner expliziten Sprache bedient, ist doch klar ist welchem Zustand die Protagonistin ist und man wünscht sich nur, dass sie hier bald rauskommt und nichts schlimmeres passiert. Gewalt in gleichgeschlechtlichen Beziehungen ist ein Thema, was bisher nur wenig behandelt wurde. Machado nennt einige Texte, die es irgendwann mal erwähnt haben. Es bleibt ihr zu wünschen, dass sie damit die Türen geöffnet hat.

FAZIT:

Das Archiv der Träume ist ein außergewöhnliches Buch mit einem schwierigen Tabuthema. Ich würde fast nicht soweit gehen, es als Roman zu bezeichnen, weil der Aufbau so speziell und außergewöhnlich ist, dennoch wird klar, wie viel Talent Carmen Maria Machado hat. Ich bin gespannt, was wir von ihr noch lesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere