„In mir drin ist ein Winter angebrochen und ich weiß nicht, wie lange er dauern wird"
Ich habe ewig hin und her überlegt, ob ich diese Rezension veröffentlichen soll, da ich immer noch so zwiegespalten bin, was dieses Buch betrifft, aber letztendlich ist die Kritik an Carolin Herrmanns ...
Ich habe ewig hin und her überlegt, ob ich diese Rezension veröffentlichen soll, da ich immer noch so zwiegespalten bin, was dieses Buch betrifft, aber letztendlich ist die Kritik an Carolin Herrmanns Geschichte keineswegs böse gemeint, sondern dient nur als Anregung. Das Buch hatte unglaublich Potenzial und Carolins Schreibstil ist wirklich sehr bildlich und erzeugt wunderschönes Kopfkino, jedoch gab es ein paar Sachen, die ich verbesserungswürdig finde.
Aber fangen wir mit dem Positiven an! :)
Das Cover!!! Es ist wohl eines der schönsten, die ich je gesehen habe. Irgendwie hat es mich von Anfang an für sich gewonnen und es bekommt gleich durch die zentral liegende Phiole und die dunklen Waldsilhouetten etwas Mysteriöses.
Dann hätten wir den Schreibstil. Zu diesem hatte ich mich bereits positiv am Anfang geäußert. Carolin schreibt wirklich sehr flüssig und die Beschreibungen ihrer Handlungsorte sind immer sehr detailverliebt und wunderbar ausgeschmückt. Die düstere und mystische Atmosphäre zieht sich wirklich durch das gesamte Buch, sei es das kleine, dunkle Häuschen im nebeligen Wald oder der versteckte Klamottenladen in der Stadt, der die schönsten Kleider bereithält - zu keiner Zeit hatte ich nicht ein Bild im Kopf und das fand ich wirklich unglaublich gelungen. Besonders ins das Haus der Protagonistin habe ich mich etwas verliebt und mir ausgemalt wie es wohl wäre, in einem solchen Häuschen im Wald zu wohnen. Allein Zitate wie in meiner Überschrift sind einfach nur wunderschön und das war bei Weitem nicht das einzige gelungene in dem Buch.
Den Anfang der Geschichte fand ich ungaublich stark. Die Atmosphäre, die Orte und das Geheimnisvolle waren wirklich sehr gelungen und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Man begleitet hauptsächlich Nathan durch seinen Alltag und wie er immer mehr unsere Protagonistin (Den Namen verrate ich an dieser Stelle nicht, da er lange Zeit ein Geheimnis ist) kennenlernt.
Allgemein finde ich es sehr inspirierend, dass Carolin in ihrem Alter schon 2 Bücher in einem bekannten Verlag veröffentlich hat und das gibt bestimmt vielen angehenden Autoren und Autorinnen Hoffnung an ihre Träume zu glauben.
Nun zu meinen Kritikpunkten:
Das Buch hat eine höhere Seitenanzahl - und das merkt man leider. Mochte ich den Anfang noch sehr gerne und konte kaum aufhören zu lesen, blieb die Geschichte in der Mitte immer mehr auf der Strecke. Manche Ereignisse waren einfach zu detailliert erzählt und bei einigen Szenen habe ich mich gefragt, ob sie denn nun so wichtig für die Handlung waren, oder ob man sie nicht gänzlich hätte weglassen können. Ich denke, dass 100 Seiten weniger dem Buch tatsächlich ganz gut getan hätten.
Dann hätten wir die Charaktere. Die beiden Protagonisten waren mir nicht unbedingt unsympathisch, aber richtig mitgefühlt habe ich mit den beiden nicht. Nathan hat in meinen Augen oftmals sehr naiv und unsensibel gehandelt, während unsere Protagonistin von Grund auf alles und jeden auf Abstand hielt. Letzteres wird auch erklärt und man kann ihr Handeln bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, dennoch mochte ich ihr Schubladendenken überhaupt nicht. Natürlichen waren ihre Feinde alle "beliebt, wunderschön und eingebildet", was ich sehr klischeehaft fand, aber das wurde auch immer wieder betont. Irgendwann hat sie sich nur noch über diese herablassend geäußert, sodass sie in meinen Augen fast auf deren Niveau gesunken ist. Ich hatte zwischenzeitlich auch das Gefühl, dass sie sich immer über diese Personen gestellt hatte und sich für etwas Besseres hielt, so hart das hier klingen mag. Diese Oberflächlichkeit hat mir überhaupt nicht zugesagt. Doch zum Glück lernt man auch ihre aufopferungsvolle Art in Bezug auf ihre Herzensmenschen kennen, aber das hat letztendlich nicht gereicht, um einen Bezug zu ihr aufzubauen. Ich hoffe, dass wir bei zukünftigen Büchern von Carolin mehr Facetten von den Charakteren kennenlernen dürfen, da mir ihre Charaktere in "Das Mädchen, das die Träume webt" noch etwas zu blass blieben.
Das war jetzt eine sehr lange Rezi, aber abschließend kann ich sagen, dass mich das Buch an vielen Stellen gut unterhalten konnte, trotz einiger Längen. Ihr neues Buch "Flügelschatten" werde ich mir dennoch zulegen, da mich die Grundgeschichte sehr angesprochen hat und ich ihren Schreibstil wirklich sehr gelungen finde. Vielleicht gefällt mir dieses besser. :) Ich bin gespannt, was wir in der Zukunft noch alles von Carolin lesen dürfen, von mir gibt es 3/5 Sternen!